Voice Commerce: Die nächste Revolution steht vor der Tür

Die revolutionäre Kraft der Sprachsteuerung

Doch was viele Marktbeobachter anfangs nicht sehen wollten: Amazon-Chef Jeff Bezos glaubt an die revolutionäre Kraft der Sprachsteuerung - und diesmal will er mit seinem Unternehmen nicht zu spät dran sein wie weiland bei der Ein­führung der Smartphones. Deshalb investiert der Online-Riese seit Jahren massiv in das Thema. Rund 1.000 Mitarbeiter sind ausschliesslich mit der Weiterentwicklung von Alexa und deren Geräte-Flaggschiff Echo beschäftigt. Im letzten Jahr richtete Amazon einen Alexa-Fonds ein: 100 Millionen US-Dollar stellt der Marktplatz ­damit, in Zusammenarbeit mit einigen ­Investoren, allein für die Weiterentwicklung von Alexa zur Verfügung. Und: Hinter den Kulissen hat Amazon seine Alexa auch schon für andere Unternehmen geöffnet: Intelligente Geräte von Samsung, Philips, Belkin, Sonos und sogar Googles Nest arbeiten mit der Technologie. Auch das intelligente In-Car-System von Ford setzt auf Alexa auf.
Zudem lassen sich damit immer mehr Dienstleister wie Uber, Spotify oder Domino’s Pizza direkt ansteuern. Über 950 Aktionen beherrscht Alexa, der seit rund zwei Wochen auch in Deutschland vorbestellt werden kann, heute. Vor zwei Jahren waren es gerade mal zwölf. "Wir haben vier Jahre lang hinter den Kulissen an Alexa gearbeitet", sagte Jeff Bezos kürzlich auf der Code Conference 2016 in Los Angeles, und man habe erst an der Oberfläche gekratzt. Dabei war Amazon keineswegs der First Mover in Sachen Sprachsteuerung. 2011 integrierte Apple erstmals die Sprach­erkennung des übernommenen Start-ups Siri in sein iPhone 4S. 2012 reagierte Google mit einer sprachbasierten Suche für Android-Phones. Und 2014 zog Microsoft mit der ersten lern­fähigen Sprachassistentin Cortana nach.
Dennoch gelang es dem Nachzügler Amazon, die Konkurrenz mithilfe von Alexa zu übertreffen. Denn die kann mehr als Suchan­fragen im Web anstossen, den Wetterbericht runterrasseln, den Kalender auslesen oder die ­Mama anrufen. Sie kann ein Taxi bestellen, einen Tisch in einem Restaurant ­reservieren, Kinokarten kaufen und bei Amazon Nachschub für die Speisekammer ordern - kurz, sie kann das, was Amazon am besten beherrscht: Transaktionen abschliessen. Und das ganz ohne Bildschirm, Tastatur oder Bestätigungs-SMS. Einfach nur mit der Stimme. Dass Amazon damit offenbar einen Nerv bei den Konsumenten getroffen hat, zeigen die Verkaufszahlen: 2015 war ­jeder vierte in den USA ­verkaufte Lautsprecher ein Echo, 2016 dürfte der Anteil nochmals nach oben gehen.




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