Entwickler-Studie 2017 von Stack Overflow
30.03.2017, 11:40 Uhr
Software-Entwickler sind Autodidakten
Stack Overflow, die weltweit grösste Entwickler-Community, hat die Ergebnisse der Entwickler-Studie für Deutschland vorgestellt. Mehr als 60.000 Nutzer der Website aus über 213 Ländern und Regionen haben an der Umfrage 2017 teilgenommen, darunter auch 5.221 aus Deutschland. Dieser Report ist das umfassendste Spiegelbild der Programmierer-Szene weltweit und zeigt die Meinungen, Arbeitsumstände und Wünsche vom Hobby-Coder bis hin zu IT-Führungskräften.
Deutsche Entwickler sind heute immer noch meistens männlich, arbeiten in Bayern bei Unternehmen mit bis zu 499 Mitarbeitern. So zeigt die nicht-repräsentative Studie von Stack Overflow, dass 90 Prozent der Befragten männliche und rund fünf Prozent weibliche Entwickler sind. Die regionale Verteilung in Deutschland ist recht eindeutig: Die meisten Programmierer arbeiten in Bayern (19,4 Prozent), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (17,4 Prozent) und Baden-Württemberg (15,2 Prozent). Eine Sonderstellung nimmt Berlin ein: Hier leben und programmieren 12,9 Prozent der befragten deutschen Entwickler, was der Hauptstadt im Vergleich auf Bundesebene eine sehr hohe Dichte an Entwicklern zuspricht - mehr als in den gesamten neuen Bundesländern zusammen.
Die meisten Teilnehmer sind Web- und Desktop-Entwickler sowie Mobile-Developer und Datenbankadministratoren, die beliebteste Branchen für Entwickler sind Software-Entwicklung (22,6 Prozent), Internet- und Online Services (14,9 Prozent) und die Automobilbranche (6,2 Prozent).
Überraschend ist zudem, dass 53,2 Prozent der Befragten angaben, dass sie mehr als 10 Jahre Programmiererfahrung haben und von diesem Anteil wiederum 20,2 Prozent mehr als 20 Jahre Erfahrung besitzen. Coding-Erfahrung ist nicht gleichzusetzen mit Berufserfahrung; viele IT-Spezialisten haben schon vor dem ersten Job Code geschrieben. Eine Tatsache, die man auf der Suche nach Programmiertalenten als Arbeitgeber wissen sollte.
Grösstenteils Autodidakten
Eines sticht besonders hervor: 93 Prozent der befragten Deutschen gaben an, sich ihre Fähigkeiten zumindest teilweise selber beigebracht zu haben. Erlernt haben sie ihre Fähigkeiten mit Hilfe der fachlichen Dokumentationen (83,3 Prozent) und den Antworten auf Stack Overflow Q&A (79,6 Prozent). Weitere 34,2 Prozent der Befragten erklärten, dass sie Dank eines Online-Kurses ihren jetzigen Bildungsstand erreicht haben. Auch die Weiterbildung im Beruf spielt hier eine wichtige Rolle: 35,4 Prozent der Teilnehmer erreichten dadurch ihren Bildungsstand. Alternative Bildungswege sind somit keine Seltenheit, wenngleich 30,4 Prozent der Befragten einen Masterabschluss oder Vergleichbares hat. Übrigens: Zu den neuesten Erkenntnissen aus der Studie gehört auch, dass Entwickler nicht, wie oft angenommen, seit Kindertagen programmieren. Vielmehr bekommen auch Neulinge mit nur einem bis vier Jahre Programmiererfahrung eine Stelle als Programmierer.
Zufrieden, aber unterbezahlt
Entwickler sind generell mit Ihrem Job zufrieden. Auf einer Skala von eins bis zehn (1 = überhaupt nicht zufrieden; 10 = absolut zufrieden) findet sich rund die Hälfte der Befragten zwischen sieben und acht Punkten wieder. Hier unterscheidet sich die Zufriedenheit zwischen Branchen kaum.
Unabhängig von der Zufriedenheit zeigt der Report auch die Wechselwilligkeit der Entwickler: 9 Prozent suchen aktiv nach einem neuen Job und 59,4 Prozent sind offen für Angebote. Das ist eine grosse Chance für Unternehmen neue Talente für sich zu gewinnen und Entwickler anzusprechen, um im Kampf um die IT-Spezialisten zu bestehen. Verglichen mit den internationalen Zahlen, sind deutsche Entwickler übrigens weniger wechselwillig: Immerhin 13 Prozent suchen global betrachtet aktiv einem neuen Job.
In Sachen Gehalt fühlen sich Programmierer weltweit unterbezahlt. Über die Hälfte der in Deutschland befragten (52 Prozent) gaben an, dass sie sich teilweise unterbezahlt fühlen, 11,6 Prozent sogar deutlich unterbezahlt. Wie diese Bezahlung in Deutschland aussieht und sich regional sogar unterscheidet, zeigt die Umfrage ebenfalls: Das Durchschnittsgehalt (Medianwert) in Ostdeutschland (inklusive Berlin) liegt bei 49.200 Euro, in Norddeutschland bei 45.000€ und im Süden der Bundesrepublik bei 50.000 Euro. Zum Vergleich: Ein Programmierer in Nordamerika verdient 87.275 US-Dollar (Medianwert).
Nicht überraschend ist dabei, dass höhere Spezialisierungsgrade bei Technologie und Programmiersprache mit höheren Gehältern verbunden ist. Branchen, in denen gut bezahlt wird sind das junge Machine Learning (durchschnittlich rund 55.000 Euro), mathematische oder statistische Bereiche (rund 52.000 Euro) oder Data Science, mit ebenfalls rund 52.000 Euro Jahresgehalt. Web-Entwickler und Desktop-Entwickler, wie es die meisten deutschen Befragten sind, verdienen 46.000 Euro bis 47.000 Euro pro Jahr. Schlusslicht in der Studie sind Designer mit 39.000 Euro im Jahr. International ist die Rolle des DevOps mit 66.158 US-Dollar am besten bezahlt.
Am liebsten JavaScript
Bei den beliebtesten Programmiersprachen behält Java Script ein weiteres Jahr in Folge die Krone auf: 41,3 Prozent der Teilnehmer sagten, dass Java Script ihnen am besten gefällt, gefolgt von Python (32,7 Prozent), Java (31,4 Prozent), SQL (30,5 Prozent) und C# (27,3 Prozent). Schlusslichter sind bei der schieren Bandbreite an unterschiedlichen Programmiersprachen Perl, Erlang, Groovy und Coffeescript (jeweils 2,9 und 2,8 Prozent). Was vor allem auch auffällt ist, dass ganze 77 Prozent der Befragten aus Deutschland das Programmieren auch als Hobby angaben: Ob eigene oder Open Source Projekte - die Entwickler beschäftigen sich auch in ihrer Freizeit mit Code-Zeilen.
Das ist Entwicklern wichtig
Bei der Bewertung von neuen Stellen sind den Bewerbern vor allem fachliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die Technologien sowie das Arbeitsumfeld wichtig. Erst danach folgt das Kriterium Gehalt.
Wenn es um Zusatzleistungen und Arbeitsvertragsdetails geht, so sind Entwicklern Home-Office Regelungen, Urlaubstage und die Wochenstundenanzahl besonders wichtig.
Gefragt danach, wie Entwickler in der Rolle des Recruiters einen Kandidaten für das Team auswählen würden, listeten sie die Kommunikationsfähigkeit und das selbstständige Arbeiten noch vor konkreten Fachkenntnissen. Die universitäre Ausbildung nannten sie erst an fünfter Stelle. Gut ist nach Meinung der IT-Profis also, wer ins Team passt, selbständig Projekte angeht und zuverlässig seinen Code schreibt.
»Unsere aktuelle Studie zeigt, dass viele Entwickler an Weiterbildung, neuen Herausforderungen und Karrieremöglichkeiten interessiert sind. Gleichzeitig sehen wir, dass Personalmanager umdenken müssen: Entwickler bringen oft mehr Erfahrung mit als offiziell auf ihrem Lebenslauf steht. Unternehmen sollten für alternative Bildungswege offen sein, um auf dem hart umkämpften IT-Markt die guten Talente für sich gewinnen zu können. Wir bei Stack Overflow arbeiten intensiv daran, Unternehmen und Personalmanagern das passende Wissen und die richtigen Werkzeuge zur Seite zu stellen und zwischen beiden Seiten eine Brücke zu bauen. Denn: Der erste Schritt für eine gute Zusammenarbeit ist immer, dass sich beide Seiten besser kennen und verstehen lernen«, sagt Stefan Schwarzgruber, Country Manager DACH bei Stack Overflow.