Fake-News-Seiten: Lügen als Geschäftsmodell
250.000 Likes für eine Obama-Lüge
Glaubt man einem Interview in der "Washington Post", dann macht das Fake-News-Geschäft nicht nur Osteuropäer reich. Mitte November sprach die "Washington Post"-Journalistin Caitlin Dewey mit dem Briten Paul Horner. Er gilt als der Grossmeister der Fake-News-Verbreitung im Netz und sieht seine Arbeit vor allem als Satire. Der 39-Jährige aus Liverpool setzt primär auf Facebook als Viral-Booster. Als er im Social Network die Meldung verbreitete, US-Präsident Obama beabsichtige, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen zu annullieren, brachte ihm das 250.000 Facebook-Likes ein.
Auf die Frage der Journalistin, was sich gegenüber früher verändert habe, antwortete Horner: "Die Leute sind heute dümmer. Die glauben alles. Ein Faktencheck findet nicht statt." Dennoch geht es ihm bei der Sache offenbar nicht nur darum, Leute zu veralbern: In dem Interview beziffert Horner sein Monatseinkommen auf rund 10.000 US-Dollar, vor allem durch Anzeigenerlöse von Google Adsense.
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Coler hat inzwischen ein Netz aus Dutzenden von Websites, die alle von Fake News leben. Bis zu 25 Autoren arbeiten für ihn, so sagt er im NPR-Interview. Sein ursprünglicher Plan sei es gewesen, die Ultrarechten mit immer absurderen Stories zu füttern - und diese dann öffentlich zu entlarven. Daneben lässt es sich vom Geschäft vortrefflich leben: Im Gespräch mit NPR beziffert Coler sein Einkommen auf bis zu 30.000 US-Dollar im Monat.
Eine entscheidende Rolle für den finanziellen Erfolg spielen die hochautomatisierten Anzeigenplattformen von Google, Facebook, Amazon, Appnexus und anderen. In Zeiten, in denen Mediaplaner immer seltener nach genuinen Themenumfeldern suchen und sich immer häufiger auf ihr User-Targeting verlassen, ist es ein Kinderspiel, einem Ad Network eine Seite unterzujubeln, die auf den ersten Blick aussieht wie ein seriöses Medium.