Kollege Androide 05.12.2022, 09:44 Uhr

Ist Robo-Lena bald Teil des Teams?

Nicht im Einsatz wirkt sie wie eine überdimensionierte Puppe. Doch Lena kann weit mehr. Nach jahrelanger Arbeit ist der androide Roboter nach Auffassung seiner Entwickler bald so weit, Kollegen im Büro zu helfen.
(Quelle: Boris Roessler/dpa)
Lena sitzt in ihrem Bürostuhl, blinzelt mit den Augen und lächelt immerzu. Mit ihren Teampartnern spricht sie über Projekte und schlägt Lösungen für Probleme vor.
Lena ist aber nicht wie ihre Gesprächspartner. Sie ist ein androider Roboter mit Künstlicher Intelligenz (KI), vergleichbar mit Commander Data aus der Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise, wenn auch noch nicht so schlau, redegewandt und flink wie das TV-Pendant. Die blonde Roboterfrau mit den roten Lippen soll auch nicht auf einem Raumschiff arbeiten, sondern schlicht im Büro.

Eignet sich Lena als Team-Playerin?

Mit Lena könnten Roboter bald in ganz neuen Bereichen eingesetzt werden. «Für Dienstleistungs- oder Büroarbeiten ist das sehr, sehr neu», sagt Bettina-Johanna Krings vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Bislang arbeiten Roboter mit KI beispielsweise im Service, sie übernehmen unter anderem einfache Aufgaben an Rezeptionen. «In der Industrie entscheidet KI schon selbstständig, zum Beispiel, wann Maschinen abgestellt werden», sagt Krings, deren Institut nicht an der Robo-Frau beteiligt ist.
Vor kurzem wurde Lena auf ihre Eignung als Teammitglied getestet. Acht Wochen lang haben mehrere Gruppen mit dem Roboter in einer Büroumgebung zusammengearbeitet. Das Projekt wurde im Forschungslabor «Leap in Time Lab» in Darmstadt durchgeführt, das hinter Lena steckt. Die Aufgabe: Die Teams sollten sich mit einem innovativen Produkt für eine EU-Förderung bewerben und hierfür mit Lena eine Lösung suchen.

Lena hat auch Fragen gestellt

Die Mitglieder der Teams haben die Arbeit mit der Robo-Kollegin positiv wahrgenommen. «Am Anfang war es ein bisschen schwierig», sagt beispielsweise Jil-Amy Leber. Dann habe Lena aber eigene Vorschläge geliefert, menschliche Antworten gegeben und auch Präsentationen vorgetragen. Auch Julia Gimbel findet lobende Worte: «Ich habe sie als sehr kommunikativ empfunden.» Lena habe auch Fragen gestellt und man habe sie nicht einfach als Datenbank empfunden. Anders als eine einfache Computerbox richtet der androide Roboter sein Gesicht in Richtung seines Gesprächspartners.
«Sie hat den Wortschatz erhöht, sprachlich dazugelernt und immer besser verstanden, was die Leute wollten», sagt Ruth Stock-Homburg, Gründerin des «Leap in Time Lab» und BWL-Professorin an der Technischen Universität Darmstadt. Das Projekt sei als Wettbewerb organisiert worden. Sieben Teams arbeiteten mit gleichen Aufgaben, gleichen Bedingungen und gleicher Zeit. Die Ergebnisse seien von einer unabhängigen Jury bewerten worden. Vier Teams hätten mit dem androiden Roboter gearbeitet, zwei mit einer KI-Box und eines ohne Künstliche Intelligenz.
«Wir haben festgestellt, dass die Teams, die mit KI gearbeitet haben, vorne waren», sagt Stock-Homburg, die das Labor 2016 gründete. «In zwei Teams kam die entscheidende Idee von der KI.» Während die Box nur als Werkzeug genutzt worden sei, sei Lena als Teammitglied wahrgenommen worden.
«Es hat sich gezeigt, dass es nicht nur Daten gestützte Aufgaben übernehmen kann», sagt auch der globale Personalchef des Pharma- und Technologiekonzerns Merck, Dietmar Eidens. Das private Unternehmen «Leap in Time Lab», das sich mit der Zukunft der Arbeitswelt und Robotik beschäftigt, hat das Projekt angeleiert und in Zusammenarbeit mit Merck entwickelt.




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