Entertainment und Jugendkultur - E-Sports im Aufwind

«Eine Form von Abgrenzungskultur»

Also alles wie bei anderen Sportarten auch? Nicht ganz. E-Sport-Fans sind überwiegend jung, tendenziell männlich und sehr technikaffin, so die Deloitte-Studie. Stärker als der Breitensport handelt es sich beim E-Sport um eine Jugendkultur. «Eine Form von Abgrenzungskultur», nennt es Prof. Jörg Müller-Lietzkow von der Universität Paderborn, der zum Thema E-Sport forscht. Jugendliche erleben die Turniere als elternfreie Zone. Ein wenig wie früher Rockkonzerte. Ein «offenes und transparentes Freizeitvergnügen», wie er es nennt.

Im Gegensatz zum grossen Sport sind E-Sportler den Zuschauern näher. Jeder kann einer der Athleten auf der Bühne werden - etwas Talent und Übung vorausgesetzt. Jeder kann sich selbst inszenieren - über eigene Webvideos oder Streamingplattformen. Und E-Sport ist schneller, kurzlebiger und vor allem direkter. Viel Kommunikation zwischen Teams, Spielern oder Fans findet über soziale Netzwerke statt, Live-Übertragungen hierzulande fast nur über Internet-Plattformen. Bislang dringt von dieser Welt nicht viel nach draussen - obwohl Events wie in der Kölner Lanxess-Arena 15 000 Zuschauer anziehen.

«Es schwimmt noch so halb neben der Gesellschaft», sagt Melek Balgün. Doch 2018, da sind sich alle Beteiligten sicher, wird sich viel ändern. Neben Computerherstellern gehören mittlerweile auch Autobauer oder Bausparkassen zu den Sponsoren. Auch das deutsche Fernsehen zeigt seit einiger Zeit E-Sports. Wenn auch nicht zur Prime Time.

Die Sportvereine entdecken das Thema ebenfalls für sich. Der VfB Stuttgart, der VfL Wolfburg und Schalke 04 unterhalten eigene E-Sport-Abteilungen. Und was Jörg Müller-Lietzkow mit grosser Hoffnung beobachtet: Es hat sich in Deutschland bereits ein wachsendes Netz von E-Sport-Vereinen mit klassischer Vereinskultur gebildet. Von Till Simon Nagel, dpa




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