Woonio: "Anlaufstelle für Ästheten"

Roland Waedt über Design der Website und Reichweite

Sehr ansprechend und innovativ ist die Darstellung der Wohnwelten auf Woonio aber nicht.
Waedt:
Für den nächsten Relaunch bauen wir gerade mehr Inhalte auf, beschreiben Produkte und Wohnwelten, haben ein Team aus Stil-Beratern zusammengestellt, das Fragen beantwortet. Die aktuelle ­Version der Plattform war der Test, ob das Aggregations- und Inspirationskonzept funktioniert. Die neue Version der Seite wird mehr Inhalte und Formate liefern.
Wie werben Sie für Reichweite?
Waedt:
Wir arbeiten mit Growth Hacking (kreatives Marketing mittels viralem Marketing sowie Social Media, Anm. d. Red), investieren also in Suchmaschinenoptimierung, Newsletter-Marketing und in das Erstellen von E-Books, die wir über Amazon und Apple verschenken oder zu günstigen Preisen verkaufen. Wir erstellen diese Bücher oder Magazine zu Beratungsthemen oder zu Wohnideen, in ­einem widmen wir uns zum Beispiel Gartenmöbeln und Gartenausstattung. Wer bei Amazon nach "Gartenideen" sucht, so der Plan, bekommt in den Ergebnissen auch das E-Book genannt, kauft es daraufhin und entdeckt durch die Lektüre Woonio und seine Beratungsangebote.
Und das funktioniert?
Waedt:
Ja, die E-Books bringen uns viel Aufmerksamkeit. Sie funktionieren wie Zeitschriften oder Kataloge, auch dafür geben Verbraucher ja gerne Geld aus - oft sogar regelmässig.
Wie entstehen die Bücher und wie viel Aufwand machen sie?
Waedt:
Die Inhalte kaufen oder lizenzieren wir von Markenherstellern, Bloggern, Innenarchitekten, Designern. Autoren verarbeiten diese Materialien und beschreiben ähnlich wie auf der Website Bilder oder geben Vorschläge und Empfehlungen zum Einsatz von Möbeln und ­Accessoires. Die Bücher haben meist ­einen Umfang von bis zu 100 Seiten, ein bis zwei Personen arbeiten etwa eine ­Woche an der Zusammenstellung.
Dazu kommen die Ausgaben für Lizenzen von Fotos oder Texten. Insgesamt ist der Aufwand für die E-Books niedriger als für Anzeigen in Wohnmagazinen oder für Fernsehwerbung. Wir müssen sie ausserdem nicht verschenken, sondern können dafür bis zu fünf Euro verlangen. Und sie wirken deutlich nachhaltiger als Google-Anzeigen. Die führen im besten Fall zu einem einmaligen Besuch, während sich Leser oft mehrmals mit einem E-Book beschäftigen und deshalb auch Woonio öfter besuchen.
Warum machen Sie nicht auf Woonio auf die Bücher aufmerksam?
Waedt:
Wir werden ähnliche Inhalte integrieren. Aber verkaufen wir auf unserer Website Bücher, bringt uns das Nachteile im App-Store von Apple und bei Amazon. Hier eingestellt bringen die Bücher den meisten Traffic. Natürlich binden wir Kunden noch mit weiteren Ideen, zum Beispiel mit der Stilberatung, für die wir Experten und Expertinnen gewinnen konnten. Sie erstellen mithilfe eines kleinen Fragebogens Vorschläge für das nächste Wohnzimmer. So übertragen wir das Modell Outfittery oder Zalon, also das kuratierte Einkaufen, von Mode auf ­Möbel.
Hier muss man aber realistisch bleiben: Curated Shopping trägt in unserer Branche kein eigenes Geschäft. Gerade in Deutschland funktioniert Innenarchitektur anders. Hier engagieren die wenigsten Verbraucher einen Spezialisten für ein Wohnkonzept und das Zusammenstellen einer Kompletteinrichtung. Wir beschränken uns ­daher auf die Ideen, aber diese müssen effizient, wirkungsvoll und, wenn möglich, für den Kunden kostenlos sein.
Können Sie mit dem neuen Geschäfts­modell Woonio auch internationalisieren?
Waedt:
Wir wollen in Europa so schnell wie möglich die Nummer eins im Bereich Home & Living werden. Schnelle Internationalisierung ist für ein deutsches Start-up unüblich - ausser es entsteht im Hause Rocket Internet. In Kürze wird es mit Woonio UK den ersten Ableger im Ausland, in Grossbritannien, geben.
Hört sich nach hohen Investitionen an: Wie finanzieren Sie Woonio?
Waedt:
Wir haben in der Vergangenheit viel Geld verbrannt, aber wenigstens war es unser eigenes. Wir haben uns immer aus eigenen Mitteln finanziert, das neue Modell brachte von Tag eins an Einnahmen. Dadurch sind wir jetzt nicht auf externes Kapital angewiesen, es würde aber ­sicher das Wachstum von Woonio beschleunigen.
Sie verdienen vor allem an den Provisionen für die Vermittlung von Käufern, oder?
Waedt:
Ja, das ist unsere Haupteinnahmequelle. Darüber hinaus platzieren wir Werbeanzeigen auf der Plattform und vermarkten unsere Inhalte. Allerdings wollen wir das nicht intensivieren. Denn damit kann, wie wir aus Tests erfahren ­haben, die Conversion Rate sinken. Aus dem gleichen Grund verzichten wir auch wieder auf Google Adsense. Ausprobieren werden wir noch die Vermarktung von einzelnen Kategorien, zum Beispiel durch Sponsoring. Unser Geschäftsmodell ist jetzt stärker rein digital ausgerichtet als früher.
Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen?
Waedt:
Ich hoffe, bis dahin hat sich unser Geschäftsmodell etabliert und internationalisiert. Woonio soll die erste Anlauf­stelle sein für alle, die ihr Zuhause gemütlicher, ästhetischer und stilvoller gestalten möchten.



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