Sanierungsmassnahme
22.07.2023, 08:50 Uhr
Insolvente Ahlers AG stellt den gesamten Online-Handel ein
Der Herforder Bekleidungskonzern, zu dem Mode-Marken wie Pierre Cardin und Pioneer Jeans gehören, zieht sich nach der Übernahme durch Investor Röther komplett aus dem E-Commerce zurück. Das Online-Geschäft soll innerhalb der nächsten zwei Wochen abgewickelt werden.
Mitte Juli wurde bekannt, dass die über 100-jährige Geschichte der Ahlers AG fürs erste weitergehen kann: Die Röther-Gruppe (Betreiberin der Filialkette Modepark Röther) übernahm den Männermode-Konzern, der im April Insolvenz anmelden musste. Vor einigen Tagen konkretsierte Röther dann die Pläne für die Ahlers-Sanierung: Die Marken Pierre Cardin, Baldessarini, Pioneer und Otto Kern sollen erhalten bleiben, für andere Aktivitäten des Konzerns sei "nach Vollzug des Kaufvertrags mit der Röther-Gruppe kein Bedarf mehr, weil diese Geschäftsbereiche nicht zur strategischen Ausrichtung der Röther-Gruppe passen".
E-Commerce-Aktivitäten aus Sicht des Investors "überflüssig"
Nun ist klar, dass das gesamte E-Commerce-Geschäft des Konzerns zu den aus Sicht von Röther überflüssigen Aktivitäten gehört. "Der E-Commerce wird für alle Marken SOFORT eingestellt", schreibt Melanie Vogt, seit März Director E-Commerce bei Ahlers, auf LinkedIn - und der Frust über die Entscheidung ist ihr anzumerken. "Die Arbeit der letzten Zeit, die besseren Zahlen der letzten Monate, zwei Shop-Relaunches... alles nicht relevant!"
Die Markenshops sind bereits allesamt offline, Kunden und Partner werden informiert. Schon innerhalb von zwei Wochen soll das gesamte E-Commerce-Team aufgelöst werden, schreibt Vogt.
Online-Geschäft seit Jahresbeginn rückläufig
Die börsennotierte Ahlers AG, die weltweit mehr als 1.600 Mitarbeiter beschäftigt, schreibt seit Jahren Verluste, mehrere Gespräche über Finanzierungen waren vor der Insolvenz-Anmeldung im April gescheitert. Seit 2016 betreibt das Unternehmen Online-Shops für seine Brands, auch auf den grossen Mode-Marktplätzen und auf Amazon ist Ahlers aktiv.
In den letzten Jahren investierte der Konzern stark in seine Online-Aktivitäten, führte mehrere Relaunches durch und implementierte ein neuen PIM-System. Der Online-Anteil am Gesamtumsatz der Gruppe lag im ersten Halbjahr des aktuellen Berichtsjahres bei rund 7 Prozent, was einem Online-Jahresumsatz von etwa 12 Millionen Euro entspräche. Allerdings war das Online-Geschäft im Halbjahresbericht rückläufig, die Umsätze sanken um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Vor allem auf Marktplätzen tat sich Ahlers sichtlich schwer, hier sanken die Umsätze um 17 Prozent.