Was sich hinter "Headless Commerce" verbirgt

Als Frontend dienen Javascript-Programme

Als Shop-Frontend kommen dabei häufig Javascript-Programme zum Einsatz, die auf Javascript-Frameworks wie "Angular" oder "React" beruhen. Diese Programme werden nicht auf dem Server des Shop-­Betreibers ausgeführt, der eine komplett gebaute Website an den Browser ausliefern würde, sondern direkt im Browser. Das sorgt zum einen für eine je nach Endgerät optimierte Darstellung, zum anderem für ausserordentlich schnelle Ladezeiten.
Ein solches Javascript-Programm ist beispielsweise eine Progressive Web App (PWA). Sie ergänzt eine Website um die Vorzüge einer nativen App. So sind die PWAs voll Mobile-tauglich - und das auch offline und ohne Installation auf dem Smartphone. Zudem lassen sie sich wie ­eine App auf dem Home-Bildschirm verankern, ermöglichen Push-Benachrichtigungen und den Zugriff auf Smartphone-Features wie etwa die Kamera.
Die Entwicklung von PWAs steht zwar noch am Anfang, vor allem weil noch nicht sämtliche Browser-Varianten alle Funktionalitäten ermöglichen. Dennoch werden PWAs von Marktbeobachtern als die Technologie gehandelt, die responsive Websites und native Apps langsam, aber sicher ablösen wird.

Weitere Systeme werden künftig headless

Ausgangspunkt von Headless-Lösungen waren vor etwa zwei Jahren Content-­Management-Systeme. Dort sind entsprechende Ansätze entstanden, weil es zunehmend nötig war, Inhalte nicht nur vor­formatiert über Webseiten auszugeben, sondern eben auch mobil, in Apps oder in Social Media. Mit der Ausweitung des Handels auf unterschiedliche Verkaufskanäle wird der Ansatz nun auch für den ­E-Commerce und Omnichannel-Handel relevant. Und es ist zu erwarten, dass dieser Trend sich auch auf andere Bereiche ausdehnen wird. "Ich gehe davon aus, dass künftig jedes System, das am Markt bestehen will, den Headless-Ansatz unterstützen muss", sagt Nexum-Manager Anhalt. Das gilt beispielsweise für Customer-Relationship-Management-Systeme.
­Allerdings erfordert eine solche Software-Architektur Know-how: "Wer einen Headless Shop plant, braucht unbedingt eine ­eigene IT-Abteilung im Haus", ist Frederik Thomas überzeugt. Er ist der IT-Verantwortliche der Schweizer Shops Interdiscount.ch und Microspot.ch und hat beide Shops auf Headless umgestellt. Knapp 20 Java-Entwickler hat er dafür in seiner Abteilung. Nur so lassen sich seiner Meinung nach die Chancen zur schnellen Umsetzung neuer Features so richtig nutzen.

Schnittstellen sind eine grosse Herausforderung

Eine der grossen Herausforderungen der Headless-Architektur sind die Schnittstellen. "Wenn die nicht sauber funktionieren, geht gar nichts", so Thomas. Ausserdem müsse vorab klar definiert werden, welche Funktionen dem Backend und welche dem Frontend zugeordnet werden. Und auch das Testing sei aufwendiger.
Thomas ist sehr zufrieden mit dem ­neuen Ansatz - auch wenn der Umbau noch nicht abgeschlossen ist: Das Backend soll noch auf Basis der Shopsoftware Hybris durch eine Eigenentwicklung ersetzt werden, und er denkt auch über ein Headless CMS und die Entwicklung einer PWA nach.



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