"Kopflose" Shops
12.03.2019, 15:11 Uhr
Was sich hinter "Headless Commerce" verbirgt
Bei Shopsystemen geht der Trend zu sogenannten Headless-Lösungen. Der Vorteil: Der "kopflose" Shop kann je nach Kanal ganz unterschiedliche Gesichter haben.
Wenn Shopsoftware-Hersteller einen Blick auf die IT-Landschaft der Zukunft werfen, taucht immer häufiger der Begriff "Headless Commerce" oder "Headless Shop" auf. Dahinter verbirgt sich eine neue Architektur der IT-Systeme, mit der Shops flexibler und schneller an neue Entwicklungen anpassbar und damit zukunftssicherer werden sollen.
Klassische Shopsysteme verfügen über ein Backend und ein Frontend. Das Backend ist der Systemteil, der im Hintergrund die für den Betrieb einer Website oder eines Shops nötige technische Infrastruktur bereitstellt. Dazu gehören Server, Datenbanken und Software zur Prozesssteuerung, wie etwa die Auftragsabwicklung. Das Frontend ist das, womit der Besucher eines Shops interagiert, also das im Web nutzbare Gesicht des Shops.
Backend und Frontend sind strikt getrennt
Bei einer Headless-Architektur sind Backend und Frontend eines Shopsystems strikt voneinander getrennt. "Das komplette Shop-Frontend ist lediglich über Schnittstellen an das Shopsystem angebunden. Einfach gesprochen: Das, was der Kunde sieht, kommt nicht aus dem Shopsystem, sondern aus einem offenen Frontend-System", erklärt Niels Anhalt, Geschäftsbereichsleiter Digital Products und Services bei der Agentur Nexum. Der grosse Vorteil: Die getrennten Systemteile können unabhängig voneinander verändert und weiterentwickelt werden.
Ein Beispiel: Wird die Produktdarstellung im Frontend optimiert, bleiben die Prozesse im Backend davon völlig unberührt. Dadurch können technologische Neuerungen modular, also auch flexibler und schneller, umgesetzt werden. Das System sei "wie zwei Legosteine, die nur über die Noppen, nämlich die API-Schnittstelle, miteinander verbunden sind, dabei aber auch als einzelne Elemente funktionieren", so Anhalt.
Ein Backend - mehrere Frontends
Das hat den zweiten grossen Vorteil, dass an ein Backend-System verschiedene Frontend-Systeme gleichzeitig angeschlossen werden können. "Mit einer Headless-Shopsoftware-Architektur sind Händler auch auf weitere Zukunftstrends im E-Commerce vorbereitet", sagt Thomas Gottheil, Mitgründer und Geschäftsführer des Shop-Frontend-Anbieters Frontastic. Zu diesen Trends gehören Anwendungen für Sprachassistenten, aber auch die Anbindung von Shop-Funktionen an einen Kühlschrank, einen Dash-Button oder auch den Bordcomputer im Auto. Technologische Weiterentwicklungen aus Bereichen wie Voice Commerce, Internet of Things, Connected Cars oder auch digitaler POS sollen damit sehr viel leichter umsetzbar sein.