Gerichtsurteil 24.04.2022, 14:31 Uhr

Französisches Gericht verurteilt zwei Ex-Deliveroo-Manager zu Haftstrafen

Mit heftigen Strafen hat ein französisches Gericht jetzt den Food-Lieferdienst Deliveroo und zwei Ex-Manager belegt. Der Vorwurf gleicht denen aus früheren Verfahren: Die Fahrer werden als Selbstständige beschäftigt, sind in Wirklichkeit jedoch abhängige Beschäftige.
(Quelle: Shutterstock/nrqemi)
Zwei ehemalige Manager des Essens-Lieferdienstes Deliveroo wurden von einem französischen Gericht zu einjährigen Haftstrafen auf Bewährung und einer Geldstrafe von 30.000 Euro verurteilt, weil sie Fahrer als Scheinselbstständige beschäftigt hatten. Das meldeten jetzt verschiedene Medien. Zudem wurde das in Grossbritannien beheimatete Unternehmen zur für diese Vergehen geltenden Höchststrafe von 375.000 Euro verurteilt und muss die Entscheidung des Gerichtes einen Monat lang auf der Homepage von Deliveroo France veröffentlichen.

"Permanente Überwachung"

Dem Urteil, gegen das Deliveroo Berufung einlegen will, liegen Vorwürfe aus den Jahren 2015 bis 2017 zugrunde. Damals hatten die Behörden den Lieferdienst unter die Lupe genommen und festgestellt, dass Deliveroo seine Fahrer-App dazu nutzte, die Fahrer permanent zu überwachen, während sie bei Deliveroo angemeldet waren.
Fahrer wurden zudem gedrängt, sich für möglichst lange Zeiträume zur Verfügung zu halten. Wer sich weigerte, dem wurde mit Ausschluss aus dem Fahrer-Pool für die nächsten Wochen gedroht. Auch die Bezahlung und weitere Arbeitsbedingungen wurden von Deliveroo einseitig festgelegt. 

Anspruch auf Urlaub und Arbeitslosengeld

Für das Gericht stellt diese Geschäftspraxis einen eindeutigen Verstoss gegen französisches Recht dar. Dies sieht für Beschäftigungsverhältnisse dieser Art einen Arbeitnehmerstatus vor, inklusive Sozialabgaben und Urlaubsanspruch. 
Das Management des von Grossbritannien aus agierendem Unternehmens begründet seinen Einspruch gegen das Pariser Urteil unter anderem damit, dass es auf Geschäftspraktiken basiert, die Deliveroo längst nicht mehr verfolge. 
Die Geschichte von Deliveroo wird begleitet von gerichtlichen Auseinandersetzungen mit Fahrern - und Gerichtsentscheidungen, die für das Unternehmen überwiegend negativ ausgefallen sind. Aus Deutschland zog sich Deliveroo bereits 2019 zurück. Der spanische Markt wurde aufgegeben, nachdem Gerichte geurteilt hatten, dass Deliveroo Fahrer wie angestellte Arbeitnehmer stellen müsse, nicht wie freischaffende Unternehmer. Auch in Italien urteilte ein Gericht gegen Deliveroo.

Dem Marktwert von Deliveroo haben all diese juristischen Streitigkeiten nicht gutgetan: Der Börsengang im März 2021 war begleitet gewesen von protestierenden Fahrern. Das Deliveroo-Papier hat seitdem rund 70 Prozent an Wert verloren.





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