Das Affiliate Marketing in Zeiten der Cookie-Regulierung
Alternativen zum Third-Party-Cookie-Tracking
Die Herausforderung für die Affiliate- und Online-Branche wird 2020 auch darin bestehen, neue Technologien und Verfahren zu entwickeln, die das Bedürfnis der Verbraucher nach Privatsphäre besser mit den Vorteilen von personalisierter Werbung und Targeting in Einklang bringen.
Sowohl eine Umstellung auf First-Party-Tracking als auch Alternativen zum Cookie-Tracking sind deswegen elementar für die weitere Entwicklung der Affiliate-Branche.
Erst vor kurzem hat der BVDW ein Whitepaper vorgelegt, das als Gegenmassnahme das Konzept der "Advertising Identiy" vorstellt. Gemeint ist die pseudonymisierte Identität eines Nutzers, die auf der Zusammenführung aller zur Verfügung stehenden datenschutzkonformen Identifiern basiert. Das können Endgeräte-Ids, Log-in-Informationen oder First-Party-Cookie-Daten sein.
Zudem sind weiterhin übergreifende Log-in-Plattformen im Gespräch, auf denen die Nutzer über eine konstante ID trackbar sind. Einer dieser Anbieter ist die European NetID Foundation, der bereits 60 digitale Partner angehören.
Affiliate-Vertreter sind sich allerdings uneinig, ob so eine Lösung für die komplexe Affiliate-Branche sinnvoll ist, denn die grosse Herausforderung besteht darin alle beteiligten Partner und Akteure auf eine gemeinsame Log-in-Lösung einzuschwören und sie den Nutzern schmackhaft zu machen.
Aus diesem Grund plant die NetID im zweiten Quartal 2020 eine grosse B2C-Kampagne, um den Nutzern die Vorteile vorzustellen und das Produkt genauer zu erklären.
Content Commerce und exklusive Kooperationen
Für einen Grossteil der Merchants gehören Content-Affiliates immer noch mit zu den bedeutendsten Affiliate-Modellen in 2020. Deswegen wird auch zukünftig der Trend weiter in Richtung Content Commerce gehen.
Grosse Verlage wie Burda, Axel Springer oder der Spiegel werden sich dank Affiliate Marketing zusätzliche Erlösquellen erschliessen. Fernab von klassischen Bannerplatzierungen sind mit Hilfe von Ratgebern, Produktvorstellungen oder -Tests weitere Werbemöglichkeiten entstanden.
Neue Publisher-Modelle bieten zahlreiche innovative Lösungen zur Monetarisierung von Content-Seiten. So bietet beispielsweise Trackonomics ein Dashboard an, welches über verschiedene Werbeplattformen hinweg kombinieren und feststellen kann, wo tote Links eingebaut sind, um so Provisionsverluste zu vermeiden.
Auch Preisvergleichs- und Einkaufstools von Monetizer101 bieten Plug and Play-Lösungen, die direkt in relevante Artikel und Inhalte eingefügt werden können. Und Anbieter wie Monotote ermöglicht es Nutzern, direkt auf der Affiliate-Seite einzukaufen, indem es Videos und Bilder von Websites in einkaufbare Inhalte verwandelt, ohne auf den Online Shop des Merchants weiterzuleiten.
Auch Amazon als grösster Affiliate-Anbieter hat diese Entwicklung erkannt und Ende 2019 sein neues Onsite Associate Program an den Start gebracht. Publisher haben dabei die Möglichkeit, hochwertige, redaktionelle Inhalte direkt auf der Amazon-Plattform einzubinden. Für Amazon hat es den Vorteil, dass dank des Content-Mehrwerts die Kaufwahrscheinlichkeit gesteigert werden kann und Affiliates können den Content durch Affiliate-Links ergänzen und monetarisieren.
Fazit
Das Affiliate Marketing hat auf jeden Fall das Potenzial weiter zu wachsen und den Werbeunternehmen eine Traffic-Alternative zu GAFA zu bieten. Die grösste Herausfordung für 2020 besteht allerdings darin, die technologischen Änderungen anzunehmen und umzusetzen.
Denn falls immer weniger Affiliate-Bestellungen gemessen werden können und die Affiliates dadurch keine faire Vergütung mehr erhalten, werden sich immer mehr Partner vom Affiliate Marketing abwenden und nach neuen Monetarisierungsmöglichkeiten suchen.
Daher werden sich auch 2020 die Provisionsmodelle im Affiliate Marketing weiter verändern, weg vom reinen CPO-Modell hin zu Hybridprovisionen mit fixen WKZ-Zulagen, um dadurch das Risiko von fehlerhaften Tracking-Zuweisungen und Cookie-Löschungen für beide Seiten fair aufzuteilen.