Rekord-Börsengang von Ant Financial platzt überraschend
Ant wollte Saudi Aramco vom Thron stossen
Das geplante Aktiendebüt hätte mit 34,5 Milliarden US-Dollar den bislang grössten Börsengang von Saudi Aramco in Höhe von 29 Milliarden Dollar übertreffen können. Der saudische Ölriese hatte im Dezember 2019 allerdings nur 1,5 Prozent seiner Anteile verkauft. Die Ant Group wäre mit dem Börsengang mehr als 200 Milliarden US-Dollar wert gewesen. Kein anderes Fintech-Unternehmen wird derart hoch bewertet.
Die Ant Group betreibt in China nicht nur den mobilen Bezahldienst Alipay, sondern bietet auch Kredite, Versicherungen und Vermögensverwaltung an. Den mobilen Bezahlmarkt teilt sich Alipay mit der Konkurrenz von Wechat-Pay des chinesischen Internetkonzerns Tencent. Das Milliardenvolk bezahlt heute in Geschäften meist nur noch mit dem Handy, indem ein Code eingescannt wird – sei es «Weixin» für Wechat oder «Zhifubao» für Alipay. Die Alipay-App hat 711 Millionen monatliche Nutzer – eine Milliarde insgesamt. Auch in Europa wird Alipay von Tausenden Einzelhändlern akzeptiert, um chinesische Touristen anzulocken.
US-Börsen gemieden
Mit Hongkong und Shanghai hatte die Ant Group die amerikanischen Börsen umgehen wollen – eine Neuerung für ein derart grosses chinesisches Technologie-Unternehmen. Das Vorgehen wurde vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen China und den USA gesehen. Nach einigen Skandalen wollen die US-Aufsichtsbehörden chinesischen Unternehmen künftig auch tiefer in die Bücher schauen als bisher.
Alibaba selbst war 2014 in New York an die Börse gegangen. 2019 erfolgte die Zweitnotierung in Hongkong. Die Verschiebung des Börsengangs ist auch ein Rückschlag für die neue Technologiebörse Star in Shanghai, die als das chinesische Gegenstück zur Nasdaq in den USA gegründet worden war.
Autor(in)
SDA