Alibaba-Tochter
03.11.2020, 17:53 Uhr
Rekord-Börsengang von Ant Financial platzt überraschend
Das Börsendebut von Ant Financial ist kurz vor dem geplanten Rekord-IPO überraschend geplatzt. Die Börsenaufsicht legt das Vorhaben der Alibaba-Tochter vorerst auf Eis.
Nur zwei Tage vor dem geplanten Rekord-Börsengang des Finanzablegers der weltgrössten Online-Handelsplattform Alibaba ist das Debüt in Shanghai und Hongkong geplatzt. Das Doppellisting der Ant Group sollte mit 34,5 Milliarden US-Dollar grösste Börsengang aller Zeiten werden. Der Fintech-Riese betreibt den populären mobilen Bezahldienst Alipay. Die Aufsichtsgremien der Börsen in Shanghai und Hongkong setzten die Börseneinführung aber überraschend vorerst aus.
Die Shanghaier Börse begründete den Schritt am Dienstagabend Ortszeit damit, dass sich das «aufsichtsrechtliche Umfeld» bedeutend geändert habe. Das könnte dazu führen, dass Ant Group die Bedingungen für den Börsengang und die Offenlegungspflichten nicht erfüllen könnte. Die Ant Group teilte nach Angaben der Finanzagentur Bloomberg mit, dass auch das Debüt in Hongkong gestoppt worden sei.
Vorladung durch Aufsichtsbehörden
Am Vortag waren der Alibaba-Gründer Jack Ma und andere Führungskräfte des Unternehmens von Chinas Zentralbank und anderen Aufsichtsbehörden vorgeladen worden. Es sei um «die Gesundheit und Stabilität des Finanzsektors» gegangen, hiess es hinterher. Die Ant Group wolle die dabei ausgetauschten Meinungen umsetzen, teilte das Unternehmen danach mit. Es blieb aber unklar, was die Anweisungen gewesen sind.
In dem Treffen wurde dem Milliardär Ma und seinen Managern nach Angaben der Finanzagentur Bloomberg mitgeteilt, dass sich die Ant Group bei seiner Expansion den gleichen Beschränkungen hinsichtlich Kapital und Verschuldung unterwerfen müsse wie chinesische Banken. Zudem wurde ferner spekuliert, dass der Milliardär Ma, Chinas zweitreichster Unternehmer, den Zorn der Finanzhüter auf sich gezogen haben könnte.
Die ungewöhnliche Vorladung folgte auf scharfe Kritik von Ma, der lokalen und globalen Regulierungsbehörden kürzlich in einer Rede vorgeworfen hatte, Innovation zu bremsen und neuen Entwicklungen nicht genug Aufmerksamkeit zu schenken. «Gute Innovation hat keine Angst vor Regulierung, aber sie hat Angst vor veralteten Vorschriften», wurde Ma zitiert. Die Zukunft dürfe nicht «mit Methoden von gestern» reguliert werden.
Autor(in)
SDA