Gartner Symposium/ITxpo
08.11.2016, 09:49 Uhr
Gartner prophezeit die Zukunft der IT
Sage und schreibe 7.000 CIOs aus der ganzen Welt haben sich zu Gartners Symposium/ITxpo zusammengefunden. Auf der Agenda stehen: Cybersecurity, FinTechs, InsureTechs, Trends 2020, digitale Strategien, Bits, Bots und Business.
Ausblick für die Business IT der Zukunft: 7.000 CIOs aus der ganzen Welt sind zu Gartners Symposium/ITxpo erschienen, um den Zukunftsprognosen des Analystenhauses zu lauschen. Insgesamt sollen sogar 24.000 Teilnehmer angereist sein.
Zum Auftakt beschreibt Peter Sondergaart, SVP bei Gartner Research, wie die digitale Transformation gerade die Gesellschaft, die Arbeitswelt und Wirtschaft sowie die IT umkrempelt. Darin sollen CIOs eine Schlüsselrolle, da sie als Bewältiger der Transformation gelten. Hierauf stellt der Gartner-SVP die fünf Bestandteile der neuen digitalen Plattform vor, die die nahe Zukunft der IT prägen sollen: IT-Systeme, Kunden, Dinge, analytische Intelligenz und Eco-/Partner-Systeme.
Bis 2020, also in vier Jahren, gebe es weltweit 63 Millionen Web-Connects pro Sekunde und Milliarden mobiler Devices, die Unmengen von Daten generieren. Um diesen Daten-Tsunami zu bändigen, werden 30 Prozent der Unternehmen Echtzeit-Analytics einsetzen. Ausserdem sollen 20 Prozent der grossen Firmen einen Experten anheuern, der ihre neuronalen Netzwerke, die Netze der künstlichen Intelligenz, trainiert. Mit dem Ziel, sie in Kundenberatung, Mitarbeiterschulung, Datenanalyse, Verkauf und Marketing einzusetzen.
Kooperation mit Bots
Es geht weiter mit Ecosysteme - sie seien die Zukunft der Digitalisierung. Der Versicherungsbranche etwa rät Kimberly Harris-Ferrante von Gartner, mit InsureTechs, Kunden, Konkurrenten und auch Mega-Bots zu kooperieren. Jungen Menschen sei Besitz nicht mehr so viel wert wie der älteren Generation. Sie präferieren die Sharing Economy. Das mache neue On-Demand-Versicherungsangebote nötig.
Autonome, selbstfahrende Fahrzeuge werden auf unseren Strassen rollen. Diese Technologietrends lassen ganz neue Versicherungsanbieter entstehen, und für die alteingesessenen Unternehmen kommt es darauf an, die neue Konkurrenz zu verstehen.
2021 sind 35% aller Banker arbeitslos
Gartner-Fellow David Furlonger sieht dunkle Wolken am Himmel der Banken und Finanzhäuser. 2021 würden 35 Prozent der heutigen Banker auf der Strasse stehen, prognostiziert er. Die Banken hätten in den letzten Jahren im goldenen Himmel der Glückseeligen gelebt, aber diese Zeiten sind nun vorbei. "Blockchain ist eine ernste Sache und wird in fünf Jahren Realität", sagt Furlonger. Für die Banken sei jetzt der Moment gekommen, um zu handeln und das ist den meisten Playern der Branche auch durchaus bewusst. 70 Prozent der Banker sei klar, dass ihnen Gefahr von neuen hochdigitalisierten Startups ausserhalb des Finanzwesens drohe.
Cybersicherheit 2020
Gartners John A. Wheeler referierte über die Zukunft der Cybersicherheit 2020. Der DDoS-Angriff auf den DNS-Provider Dyn habe gezeigt, dass sich niemand mehr sicher fühlen könne. Am 21. Oktober dieses Jahres wurde Dyn mit 1,2 TeraBit pro Sekunde angegriffen, Twitter, Netflix und viele andere Dienste waren für Stunden kaum erreichbar. Web-Kameras, Babyphones und andere IoT-Geräte waren in ein Botnetz eingespannt, das die Angreifer dirigierten.
Die Sicherheitsrisiken haben sich von der Kern-IT auf die Peripherie (edge) verlagert, schlussfolgert Wheeler. Darunter leiden besonders stark digitalisierte Firmen, also die Leader der Digitalisierung. Bis 2020 werden 60 Prozent von ihnen versagen, weil sie nicht in der Lage seien, die neuen Digital-Risiken abzuwehren. Bis 2020, so mutmasst Wheeler, würden 30 Prozent der Grossunternehmen einen Digital Risk Officer beschäftigen.
Sicherheitsrisiko Mensch
Das grösste Sicherheitsrisiko in Sachen Datenklau und Sabotage seien aber die eigenen Mitarbeiter. Um dem vorzubeugen plädiert Wheeler für ein "People-centric"-Sicherheitskontzept. "Vertrauen Sie ihren Mitarbeitern, schaffen Sie Freiräume für autonomes Arbeiten und für autonome Entscheide, machen Sie ihre Mitarbeiter für die Konsequenzen ihrer Entscheidungen verantwortlich", riet Wheeler den anwesenden CIOs. Das ist das genaue Gegenteil eines streng hierarchisch organisierten und regelbasierten Unternehmens. Sein einleuchtendes Argument: "Wenn Sie ihre Mitarbeiter wie Dummköpfe behandeln, werden sie sich auch wie Dummköpfe benehmen".
Smarte Algorithmen - das Gold der Digitalisierung
Daten galten mal als das Öl der digitalen Wirtschaft. Aber auch das stimmt nicht mehr. Das neue Gold der Digitalisierung sind Algorithmen. Nach der digitalen Ökonomie ist die Herrschaft der Algorithmen der nächste Schritt auf der Reise in die digitale Zukunft, ist Gartners Stephen Prentice überzeugt. Prentice referierte über digitale Disruptoren, wie sie funktionieren, wie sie unsere Welt verändern.
Algorithmen sind die neuen Stars. 90 Prozent aller Daten sind unstrukturiert, und wurden in den letzten zwei Jahren generiert, auch von uns, auf Facebook, Twitter, Instagram und Snapchat. Weltweit werden 2,5 Millionen E-Mails pro Sekunde versandt, Tendenz weiter steigend. Pro Stunde gehen 500'000 neue Devices ans Netz. Nur Algorithmen steigen da noch durch.
Anwendungen gibt es bereits viele: Anlage-Roboter, Risikoanalysen, Kreditwürdigkeitstests, Big-Data-Analysen im Gesundheitswesen, Fitnessarmbänder, risikokalkulierte Versicherungspolicen und Rabatte. Schön und gut. Die Dateninvasion und ihre Monetarisierung durch smarte Algorithmen wirft aber auch neue rechtliche und ethische Fragen auf: Wem gehören die Daten? Wer darf was damit tun? Für die Anworten auf diese Fragen ist ein gesellschaftlich tragfähiger Konsens noch nicht gefunden.