VR-Brille
09.05.2018, 10:55 Uhr
Oculus Go im Test
Endlich: Günstig-VR für jeden Anwender! Online PC hat die Kabellos-VR-Brille getestet.
Die Oculus Go der Facebook-Tochter ist im Prinzip nichts anderes als eine Samsung Gear VR – nur eben ohne ein Telefon. Stattdessen wurde der Chipsatz eines Smartphones gleich in die Brille gepackt. Mit dem neuen Stand-alone-Headset ab 260 Franken (32-GB-Version) kann nun jeder Anwender, ob unterwegs oder in der Badi, auf das mittlerweile grosse Angebot von über 1000 Gear-VR-Apps zugreifen. Der Touch-Controller, den Oculus mitliefert, erinnert von der Funktionsweise ebenfalls stark an den Gear-VR-Controller der letzten Samsung-Einschubbrille. Das Beste aber: Beide Gadgets, das VR-Headset und die Steuerung, sind technisch oder zumindest vom Bedienkomfort her noch eine Stufe besser als das Smartphone-Zubehör der Koreaner. Randnotiz: Weniger bekannt mag sein, dass sich Oculus als Hardware-Partner den Samsung-Gegenpol Xiaomi ins Boot geholt hat, da Oculus eine reine Software-Firma ist. Das überrascht nicht ganz, da der chinesische PC-Hersteller Lenovo mit der Mirage Solo soeben auch eine autonome Mobil-VR-Brille für Googles Daydream-Ökosystem auf den Markt losgelassen hat.
Google Daydream vs. Samsung Gear VR
Im Gegensatz zu Google Daydream, dessen vergleichweise karges App-Angebot doch mittlerweile auf einigen High-End-Smartphones wie dem Moto Z oder LG V30 zugänglich ist, beschränkte sich die Kompatibilitätsliste von Gear VR bzw. dem mobilen Oculus Store stets nur auf leistungsfähige Samsung-Galaxy-Geräte. Das sind im Wesentlichen das Galaxy S6 bis zum Galaxy S9(+), das Note 5 bis zum Note 8 und das Midrange-Telefon Galaxy A8 als Ausnahme. Wer beides aus den mobilen VR-Welten auf einem Smartphone ausprobieren wollte, konnte das bis jetzt nur auf dem Galaxy S8 und Galaxy S9. Allerdings ist dann der Samsung-VR-Controller nicht kompatibel. Ganz schön kompliziert also für mobile Gelegenheits-VR-Ausflüge, wenn man nicht weiss, worauf man sich festlegen soll.
Alleinstellungsmerkmale
Eines ist sicher: Oculus hat bislang ganz klar die Nase vorn beim App-Angebot. Wer schon Inhalte aus dem Oculus Store gekauft hat, muss diese übrigens für die Oculus Go nicht neu erwerben. Grafische Höchstleistung für Videogames können aber Anwender auch hier nicht erwarten. Gedacht ist die VR-Brille vor allem für den Medienkonsum von 360-Grad-Videos oder Liveübertragungen von Konzerten. Und natürlich Social Media. Denn der Deal mit Oculus kostete Facebook mindestens 2 Milliarden US-Dollar. Das ist zwar ein Mini-Sümmchen im Vergleich zum 19-Milliarden-Dollar-Deal mit WhatsApp. Aber es wird klar: Mark Zuckerberg möchte auf alle Fälle auch soziale Apps mehr pushen, denn irgendwo muss sich das VR-Geschäftsmodell bald einmal auszahlen. Interessant: Nur 40 Prozent der Gear-VR-User sollen sich laut aktuellen Zahlen des Unternehmens in virtuellen Spielwelten tummeln.
Lieferumfang
Oculus versteht es sehr gut, ein Produkt für den Konsumenten mit Stil zu präsentieren. Hat man den oberen Teil der Schachtel abgehoben, steht alles schön wie aus einem Verkaufsregal auf dem Tisch. Zum autonomen Headset gibt es den Bewegungs-Controller und eine AA-Batterie. Weiter, nebst eines Micro-USB-Ladekabels, enthalten sind eine Handschlaufe für die Steuerung und – ganz speziell: eine zusätzliche Kunststoff-Abstandshalterung für Brillenträger, damit man mit den Brillengläsern nicht die Linsen berührt und ein bisschen mehr Spiel hat. Diese Einlage wird zwischen Headset und Polsterung gesteckt.
Stichwort Brillenträger: Ist die Sehhilfe über 142 mm lang oder 50 mm hoch, rät die VR-Schmiede aus dem Menlo Park zu Korrekturlinsen, die man mit dem Rezept des Optikers sogar aus dem Zubehör im Oculus Store bestellen kann. Die Facebook-Tochter hat sich diesbezüglich wirklich etwas überlegt. Hat man keine Lust auf Kontaktlinsen oder ein teures Paar Korrekturlinsen (für ca. 80 Franken), muss man beim Umrüsten in den «Brillenmodus» gut darauf achten, die Linsenadapter zur Arretierung des Schaumstoffs sehr behutsam von den Gläsern zu entfernen. Geraten wird hier, diese mit zwei Fingern von den äusseren Rändern herauszuziehen. Das hat ein wenig Fingerspitzengefühl und Kraft gebraucht, denn die Halterungen sitzen ziemlich fest.
Die softwareseitige Einrichtung ist ultrasimpel. Eine kleine Installations-App für iOS und Android baut bei erstmaliger Einrichtung über Bluetooth die Verbindung zur Oculus Go auf. Die App dient nicht nur dem initialen Setup, sondern gewährt auch Einblick in die installierten Oculus-Go-Apps und die Akkurestkapazität des Headsets. Was leider fehlt, ist eine Speicherfüllstandanzeige. Nach der Installation von etwa 20 Nachrichtensendern- sowie Doku-Apps und zwei bis drei Spielen war der 32-GB-Speicher schon etwa zur Hälfte voll. Also nichts für Vielspieler. Das Gerät lässt dem Anwender nach der Ersteinrichtung etwa 25 GB frei für App-Installationen.