Forschung
30.08.2022, 11:21 Uhr
Knochen: KI schafft viel genauere Datierung
Forscher haben dank der Nutzung von KI ein Verfahren entwickelt, mit dem bis zu 10'000 Jahre alte menschliche Überreste genau datiert werden können. Damit könnte die gängige Radiokarbonmethode ergänzt werden.
Dank der neuen Methode können auch Überreste genau datiert werden, bei denen es mit der herkömmliche Radiokarbonmethode Unsicherheiten gibt
(Quelle: Unsplash/Eranstory)
Ein internationales Team unter der Leitung der Lund University hat dank der Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) ein Verfahren entwickelt, das bis zu 10'000 Jahre alte menschliche Überreste genau datieren kann. Die exakte Datierung von vorzeitlichen Überresten ist laut den Wissenschaftlern der Schlüssel bei der Abbildung, wie die Menschen während der Weltgeschichte gewandert sind. Als Datierungsverfahren wird seit den 1950er-Jahren die Radiokarbonmethode eingesetzt. Diese ist jedoch in Hinblick auf die Genauigkeit nicht immer zuverlässig.
Selten hohe Genauigkeit
Eran Elhaik, Experte für molekulare Zellbiologie, nutzt das neue KI-gestützte Verfahren, um Genome über ihre DNA mit grosser Genauigkeit zu bestimmen. Das Verfahren mit der Bezeichnung «Temporal Population Structure» (TPS) kann für die Datierung von Genomen eingesetzt werden, die bis zu 10'000 Jahre alt sind. Für die aktuelle Studie haben die Forscher rund 5000 menschliche Überreste analysiert. Sie stammten von der spätmesolithischen Zeit, 10'000 bis 8000 vor Christus, bis in die moderne Zeit.
Alle Proben konnten mit einer selten gesehenen Genauigkeit bestimmt werden. Laut Elhaik haben die Forscher nachgewiesen, dass Informationen über die Zeit, in der Menschen gelebt haben, im genetischen Material kodiert sind. «Indem wir herausgefunden haben, wie sich diese Daten interpretieren und in der Zeit positionieren lassen, konnten wir mithilfe der KI eine Datierung vornehmen.»
Ergänzung statt Verdrängung
Die Forscher gehen nicht davon aus, dass TPS die Radiokarbonmethode ersetzen wird, sondern sehen dieses Verfahren als ergänzende Möglichkeit an. Das neue Verfahren lässt sich dann einsetzen, wenn es bei der Radiokarbonmethode Unsicherheiten gibt. Sie können zum Beispiel durch die Qualität des untersuchten Materials entstehen. Ein Beispiel ist der berühmte menschliche Schädel aus Zlatý kůň in der Tschechischen Republik, der zwischen 15'000 und 34'000 Jahre alt sein könnte. Details wurden in «Cell Reports Methods» veröffentlicht.