Ab 22. November
31.10.2019, 10:34 Uhr
Twitter verbannt weltweit politische Werbung
Twitter positioniert sich klar gegen Facebook und verbannt weltweit jegliche politische Werbung von seiner Plattform. Der Stopp soll ab 22. November greifen.
Twitter wird weltweit keine politischen Inhalte mehr als Werbung verbreiten - und stellt sich damit klar gegen den grossen Rivalen Facebook. "Wir glauben, dass Reichweite für politische Botschaften verdient werden muss, statt erkauft zu werden", schrieb Twitter-Chef Jack Dorsey.
Werbung bei Twitter sind zum Beispiel Tweets, die gegen Bezahlung im Nachrichtenstrom von Nutzern platziert werden können - auch wenn sie diesem Account nicht folgen. Der Stopp für politische Werbung soll ab 22. November greifen, die ausführlichen Regeln dazu sollen eine Woche davor vorgestellt werden.
Die Debatte über politische Werbung kommt in den USA ein Jahr vor der Präsidentenwahl 2020 immer mehr in Gang. In den vergangenen Wochen geriet vor allem Facebook immer mehr in die Kritik wegen der Entscheidung, Anzeigen mit politischen Inhalten grundsätzlich nicht von den Faktencheck-Partnern des Online-Netzwerks prüfen zu lassen. Ausserdem beschloss Facebook, nichts zu unternehmen, wenn Politiker falsche oder irreführende Informationen verbreiten.
Themen wie Klimaschutz oder Feminismus
Im Gegensatz zu Twitter will Facebook-Chef Mark Zuckerberg auch weiterhin politische Botschaften als Werbung verbreiten lassen. Das bekräftigte er am Mittwoch unmittelbar nach der Twitter-Ankündigung in einer Telefonkonferenz zu den jüngsten Quartalszahlen. Von einem Verbot politischer Werbung wären zum Beispiel auch Anzeigen zu Themen wie Klimaschutz oder Feminismus betroffen, gab er zu bedenken.
Zugleich sagte Zuckerberg, Anzeigen von Politikern dürften im kommenden Jahr nur 0,5 Prozent der Facebook-Erlöse ausmachen. Auch wenn diese Zahl klein klingt: Selbst bei einer sehr vorsichtigen Schätzung des künftigen Facebook-Geschäfts wären das deutlich mehr als 300 Millionen US-Dollar.
Dorsey kritisierte indirekt die Facebook-Position. Twitter würde sich unglaubwürdig machen, wenn die Firma einerseits sagen würde, man unternehme alles, um die Verbreitung irreführender Informationen einzudämmen - sie aber zugleich gegen Bezahlung verbreiten liesse.
Auch das unter anderem von Facebook vorgebrachte Argument, es gehe bei politischer Werbung um die Redefreiheit, liess Dorsey nicht gelten. "Hier geht es nicht um freie Meinungsäusserung. Hier geht es darum, für Reichweite zu bezahlen", schrieb er. Und das könne erhebliche Auswirkungen haben, "auf die die heutige demokratische Infrastruktur möglicherweise nicht vorbereitet ist".