Erfolgsfaktor Ladezeit
09.09.2019, 07:02 Uhr
7 Tipps für schnellere Websites
Zehn Sekunden für einen 100-Meter-Lauf sind rekordverdächtig, als Ladezeit für eine mobile Website eher eine Katastrophe. Wie schnell aber muss die Ladezeit sein und wie kann eine schnelle Zeit erreicht werden?
Von Wolfgang Schilling, Gründer und Geschäftsführer ad agents
Das Internet ist heute vor allem eines: mobil. Fast 60 Prozent aller Seitenzugriffe erfolgen von Smartphones oder Tablets. Und auf Mobile Devices zählt mehr als sonst Geschwindigkeit, der Nutzer erwartet sofortige Ergebnisse. Ausgangspunkt ist nicht der bequeme Schreibtisch, sondern ein kurzer Blick auf das Display während des Shoppens, auf dem Weg in die Stadt, im Geschäft oder bei der Arbeit.
User checken schnell mal die Öffnungszeiten der Apotheke, die Produktrezension einer Waschmaschine oder die Speisekarten der Restaurants im Umkreis. Vor allem aber klicken sie auf Suchergebnisse. Wartezeiten sind unerwünscht, erwartet werden Ladezeiten der Webseiten von unter einer Sekunde.
Die Realität sieht anders aus: Die durchschnittliche Ladezeit der mobilen Webseiten liegt bei 15 Sekunden. Nur acht der meistbesuchten mobilen Websites Deutschlands gehören in den exklusiven 1-Sekundenklub. Die Diskrepanz ist für viele Händler und Hersteller fatal, denn wenn die Seite zu langsam ist, ist der Kunde weg. Laut Google springen 53 Prozent der mobilen Nutzer schon nach drei Sekunden Wartezeit ab!
Die Gefahr von Nutzerabbrüchen ist aber noch nicht alles. Langsame Seiten werden darüber hinaus auch von Google abgestraft. Google verkündete im Januar 2018, dass Page Speed im Rahmen des Mobile First Index ein Ranking-Faktor in der mobilen Suche sein wird. Seit Juli 2018 ist die Ladegeschwindigkeit nun einer der Faktoren, die darüber mitbestimmen, ob eine Seite organisch besser oder schlechter rankt. Und schlechteres Ranking verringert zusätzlich die Zahl der User auf der Webseite.
Die Folge: weniger Conversion
Für den E-Commerce bedeuten weniger Nutzer natürlich weniger Umsatz. Wie viel weniger hat Kissmetrics ermittelt: Eine Verlängerung von nur einer Sekunde kann zu einer sieben Prozent niedrigeren Conversionrate führen. Bei täglichen Online-Umsätzen von 100.000 Euro bedeutet das jährlich 2,5 Millionen Euro weniger Conversions.
Jedem Marketer muss auch bewusst sein, dass dadurch die Wirtschaftlichkeit von Online-Kampagnen sinkt. Werbeanzeigen in Suchmaschinen oder Social Media sind eine hocheffiziente Marketingmassnahme, aber natürlich nur, wenn der User nach dem Klick auf die Anzeige die beworbene Landingpage sieht. Abbrüche auf Grund zu langsamer Ladezeit verschlechtern die Kampagnenergebnisse.
SEA, Social Media Advertising und SEO greifen hier wie an vielen Stellen ineinander - es empfiehlt sich eine integrierte Steuerung und Koordination der Massnahmen. Der Vollständigkeit halber wollen wir noch erwähnen, dass hohe Absprungraten von Google als schlechte User-Signale gewertet werden, was das organische Ranking zusätzlich verschlechtert - eine Negativ-Spirale.
Was ist eine gute Ladezeit?
Was ist denn nun eine "gute" Ladezeit? Einen absoluten Wert hierfür gibt es leider nicht. In die Betrachtung müssen aber immer zwei Punkte einfliessen: Zum einen ist der Absprung des Users zu vermeiden und zum anderen soll Google die Seite gut ranken.
Die Absprungrate bei Usern wiederum hängt stark von der Suchintention ab. Wer auf der Suche nach guten Fotografien ist, nimmt beispielsweise mehr Ladezeit für die notwendigen Bilder in Kauf als jemand, der eine kurze, schnelle Auskunft sucht. Und um bei Google gut zu ranken, muss die Ladezeit besser sein als bei den Wettbewerbern um die Rankingposition.
Anders ausgedrückt: Google wird eine URL mit durchschnittlichen Ladezeiten von acht Sekunden immer noch gut ranken, wenn alle weiteren in Frage kommenden Ergebnisse Ladezeiten von 15 Sekunden aufweisen.
Auch wenn es folglich keine absolute Grösse für eine gute mobile Ladezeit gibt, so steht in jedem Fall fest: Die mobile Ladezeit hat grossen Einfluss auf den Erfolg. Händler und Hersteller sollten sie kontinuierlich kontrollieren und bei Bedarf optimieren, hierfür gibt es genügend Möglichkeiten. Die Kunden werden es mit mehr Zufriedenheit und weniger Bounces danken.