Künstliche Intelligenz
19.05.2017, 09:41 Uhr
Wie Google den allwissenden und allgegenwärtigen Computer bauen will
Die Maschinen werden immer schlauer. Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O präsentiert der Internet-Konzern eine Vision von einer allgegenwärtigen künstlichen Intelligenz, die das Leben der Anwender erleichtern soll. Dazu muss man aber viel von sich preisgeben.
Der Google-Assistent soll überall sein, wo der Mensch ist - dieses Ziel verkündete Firmenchef Sundar Pichai auf der Entwicklerkonferenz I/O.
(Quelle: Eric Risberg/AP/dpa)
Auf den ersten Blick sind es nur lauter kleine Funktionen, mit denen künstliche Intelligenz das Leben der Nutzer von Google-Diensten leichter machen soll.
Viele Anwender können sich noch gut daran erinnern, wie nervig es ist, die lange Passwort-Zahlenreihe bei einem neuen WLAN-Router einzutippen. Jetzt braucht man den Aufkleber auf dem Gerät nur vor die Handy-Kamera zu halten - und die Software liest den Passcode nicht nur, sondern gibt ihn auch gleich in eine Anmelde-App ein. Die Technik erkennt auch, wo in einem Text relevante Adress-Informationen stecken, und liefert in Googles E-Mail-Dienst Vorschläge für passende Antworten. Oder teilt Fotos automatisch mit den Familienmitgliedern, die darauf abgebildet sind.
Google ist da, wo der Mensch ist
Woher die Google-Software das weiss? Gesichtserkennung. Genauso wie der Google-Assistent im vernetzten Lautsprecher "Home" die Nutzer in einem Haushalt an der Stimme unterscheiden kann. Sagt man also, "Okay, Google, rufe meine Mutter an", weiss der smarte Lautsprecher ganz genau, wessen Mama hier gemeint ist.
Die Vision: Der Google Assistant, diese künstliche Intelligenz, die irgendwo verteilt auf den Servern des Konzerns wohnt, soll überall sein, wo der Mensch ist. Soll für ihn jederzeit ansprechbar sein und jede Frage beantworten können. Auf dem Smartphone, der Armbanduhr, im Auto und in der Küche.
Es ist letztlich der Traum vom Computer aus "Star Trek", der nicht mehr Science Fiction ist, sondern auf einmal greifbar nahe erscheint. Mit der sprechenden Software könnte man schliesslich auf ganz natürliche Weise mit einem Computer kommunizieren können. "Es sollte der einfachste Weg sein, etwas zu erledigen", sagte Forschungschef Scott Huffman auf der Entwicklerkonferenz Google I/O. Es sei der Übergang von einer "Mobile-First"-Welt, in der sich alles um das Smartphone drehte, zu einer, in der künstliche Intelligenz den Ton angibt, erklärte Google-Chef Sundar Pichai.
Fit für Wettbewerb gegen Facebook
Nicht nur Google ist mit seinem Assistant auf dem Weg dorthin, sondern auch Apple mit Siri, Amazon mit Alexa, Microsoft mit Cortana. Google hofft aber, dass die gewaltige Datenmenge, die sich auch dank der vielen Milliarden Internet-Suchen angesammelt hat, zusammen mit der konsequenten Erfassung allen Wissens und einer gewaltigen Rechenleistung dem Konzern am Ende einen Vorteil vor der Konkurrenz verschaffen werden.
Mit der Kraft der allgegenwärtigen künstlichen Intelligenz macht sich Google auch für den Wettbewerb mit Facebook fit. Wenn die besten Fotos einer Party mit Hilfe von Google-Technologie wie von Geisterhand unter allen Anwesenden ausgetauscht werden, könnte daraus eine attraktive Alternative zu Facebook-Diensten wie Instagram oder WhatsApp entstehen. Und mit rund 500 Millionen aktiven Nutzern von Google Photos spielt der Suchmaschinen-Gigant ohnehin in einer Liga mit Instagram und Co.