Was steckt hinter Social Bots?
Können Social Bots zum Problem werden?
Einige der Social Bots streuen harmlose Nachrichten, die für den User einen Mehrwert haben können, andere hingegen springen auf emotional aufgeladene Themen an, entfachen hitzige Diskussionen und verzerren die Wirklichkeit. Tim Groves: "Die Manipulation von Meinungen in den sozialen Medien, besonders in der Politik, aber auch im Bereich Rezensionen bei Online-Shops halte ich für ethisch inakzeptabel." Der Content wird hier schliesslich von Programmen und nicht von Menschen gesteuert.
Das ist nicht ungefährlich. So können Bots beispielsweise bei manchen Inhalten rassistisch oder sexistisch reagieren oder einfach nur ein Like zu einem inhaltlich unpassenden Beitrag abgeben, mit dem sich ein Unternehmen eigentlich nicht identifizieren möchte. Massenhaft gestreute Falschnachrichten können Trends verändern. Auch Nutzerdaten werden langfristig durch den Einsatz von Fake-Profilen verfälscht. "Es gilt, zwischen denjenigen Bots zu unterscheiden, die für mich in den sozialen Medien mit positivem Effekt agieren, und solchen Bots, die Fake-Accounts nutzen und dadurch versuchen, die Meinung anderer zu beeinflusse"“, meint Groves.
Ist das überhaupt legal?
Es gibt kein Gesetz, das den Einsatz der intelligenten Programme verbietet, die Nutzungsbedingungen der Netzwerke sollten aber vorab geprüft werden. In den Twitter-AGB gilt es zum Beispiel als Regelverstoss, "sich als eine andere Person auszugeben", was mit der Streuung von Nachrichten über einen Fake-Account der Fall wäre. Das Problem der grossen Social-Media-Portale ist jedoch, dass es in vielen Fällen nicht einfach ist, Mensch und Maschine voneinander zu unterscheiden.
Dennoch sollten Social Bots nicht per se zum Tabu erklärt werden. Sie können, korrekt angewandt, zur Informationsvermittlung, als Chat-Bot im Bereich Kundenservice oder für Firmen- und private Accounts als virtuelle Like-Hand dienen. Das Image einer Marke oder eines Testimonials wird heute nicht unwesentlich von der Grösse der Community bestimmt. Social Bots können "Gefällt mir"-Angaben provozieren oder die Zahl der Fans ähnlich dem klassischen Social Advertising aufstocken. Wichtig ist jedoch ein verantwortungsvoller Umgang mit der Technik.
Was bringt die Zukunft?
Glaubt man Agenturchef Groves, wird es in Zukunft üblich sein, mit Bots in allen möglichen Situationen umzugehen. "Es wird zur Normalität gehören, dass wir mit ihnen und sie mit uns kommunizieren. Technisch werden Social Bots immer raffinierter werden, man muss daher ein Bewusstsein dafür entwickeln, wann ich es mit einer realen Person oder einem Computer zu tun habe."
Nachdem Google unlängst einen Social Bot vorgestellt hat, der am Telefon mit Menschen Gespräche führen kann, gibt es erste Forderungen, dass Computerprogramme künftig eindeutig als solche zu erkennen sind.