Vergesst komplexe Systeme
15.06.2016, 10:05 Uhr
#PowerYourMarketing: Tages-Highlights der Connect
In einer Welt, die von Tag zu Tag komplizierter wird, ist die Vereinfachung von Prozessen wichtiger denn je. Dass das auch für die Marketing-Branche gilt, wurde am ersten Tag der Connect 2016 deutlich.
Der Weg vom Londoner Flughafen Heathrow bis zum Exhibition Center London, kurz ExCeL, am anderen Ende der Stadt dauert je nach Verkehrslage mindestens 90 Minuten. Wer diesen Weg am 14. Juni oder am Abend zuvor trotzdem auf sich genommen hatte, wurde am ersten Tag der Connect mit neuen Impulsen zum digitalen Marketing versorgt.
Key-Learning: Keep it simple!
Die Kernthese des ersten Tages hat James McCormick, Principal Analyst beim Marktforschungsspezialisten Forrester Research, bereits in der ersten Keynote des Tages in einem Satz zusammengefasst: "Focus on the easy things first." Zu Deutsch: Konzentriere dich zunächst auf die einfachen Prozesse.
Das gilt insbesondere für Marken und die Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Nutzern. Viele Verantwortliche haben in der Zwischenzeit erkannt, dass ein auf die Interessen des Users zugeschnittenes Marketing der einzige Weg ist, um Aufmerksamkeit zu generieren. Trotzdem, so sagt McCormick, würden nur die wenigsten CMOs verstehen, wie wichtig eine Strategie zur Optimierung dieser Prozesse ist.
Die ersten zwei Schritte auf dem Weg zu mehr Kundennähe und einer besseren Fokussierung auf den Endverbraucher sind simple Abläufe und der Kunde selbst - oder wie es McCormick ausdrückt: "Don't give a damn on your customers." Um die Effektivität der bestehenden Strukturen zu überprüfen, helfen zwei Fragen:
- Warum sammeln wir diese Daten?
- Sind sie für eine bessere Kommunikation überhaupt sinnvoll?
Wenn es keine schlüssigen Antworten auf diese Fragen gibt, sollten diese Daten auch nicht mehr erhoben werden. Das ist aus der Datenschutz-Perspektive des Nutzers erfreulich und hilft den Unternehmen zugleich, einen Überblick über die vorhandenen Daten zu gewinnen.
Warum Analysen unverzichtbar sind
Wurden die Daten auf das Essenzielle heruntergebrochen, kommt die Analyse der Informationen ins Spiel. Und auch hier offenbaren sich grosse (Wissens-)Lücken. Eine nicht vollkommen repräsentative Umfrage unter den anwesenden Marketing-Experten ergab, dass vier von fünf nicht wissen, wie viele digitale Kontakte ein Kunde mit dem eigenen Unternehmen hatte. Hinzu kommt, dass 75 Prozent der Umfrageteilnehmer gar nicht oder in maximal 30 Prozent der Fälle diese Kontaktpunkte beziehungsweise die Kommunikationsmöglichkeiten anhand von Daten optimieren.
Um auch diesen Wandel in der eigenen Firma durchzuführen, bedarf es nicht etwa komplizierter Technologien, sondern einfacher Gesetze. Faustregeln sind häufig effektiver als unverständliche Programme. Auf die Technologie bezogen bedeutet das: Marketing-Suiten müssen intuitiver und bedienungsfreundlicher werden. Nur so kann letztendlich auch die Kundenkommunikation vereinfacht werden - für Marken und für User.
Die grössten Hindernisse bei der Vereinfachung von Prozessen sind Unternehmenskulturen und Einstellungen von Führungspositionen. Gerade in etablierten, grossen Konzernen müssen Gedankenmuster durchbrochen werden und schnelle, einfache Entscheidungswege etabliert werden. Wenn der CEO jedes Projekt absegnen muss, wird es Unternehmen nie gelingen, die Kundenkommunikation durch kleine und effektive Experimente zu verbessern.
Mehr Sales durch ausgewertete Daten: Tipps von Google
Um die am Vormittag gelegte Verständnis-Basis mit Praxis-Wissen zu füttern, fanden am Nachmittag in drei Themenbereichen sogenannte Masterclasses statt. Im "Data-Driven Advertising"-Track veranschaulichte unter anderem Martin Bertilsson, Head of Data Plattform and Partnerships Asia Pacific bei Google, wie Online-Händler und Marken durch bessere Datenanalysen ihre Verkäufe steigern können.
Seine wichtigsten Tipps sind, wie sollte es anders sein, einfach und grundlegend. Wer im Zeitalter des digitalen Marketings erfolgreich sein möchte, darf zwei Regeln nicht länger missachten:
- Everything will be digital.
- Everything will be automated.
Was sich nach zwei Binsenweisheiten anhört, ergibt beim genauen Nachdenken Sinn. Obwohl alte Kanäle nie aussterben - etwa die Tageszeitung und die E-Mail - darf der Kanal der Zukunft, in diesem Fall das Digitale, nicht länger ignoriert werden. Werbungtreibende, die ihre Budgets weiterhin auf alte Kanäle verteilen, erreichen ihre Nutzer nicht mehr. Es wird Zeit, nicht mehr nur über die Customer Journey zu reden. In einer vollständig digitalen Welt führt kein Weg mehr an ihr vorbei, weil alle Kontaktpunkte zwischen Nutzer und Marke in den Weiten des Internets stattfinden.
Selbstverständlich geben die Regeln der lokalen Märkte und auch interne Beschränkungen einen begrenzten Spielraum vor. Dieser sollte aber auf jeden Fall genutzt werden. Deshalb ermuntert auch Google-Manager Bertilsson dazu, "die niedrig hängenden Früchte zu ernten." Gehe den einfachen Weg und nutze die Ressourcen und Daten, die du bereits hast.