Berliner Start-up
04.07.2015, 09:36 Uhr
Humancredit will "faire Alternative" zu Adblockern bieten
Eine "Lösung für das Wettrüsten zwischen Werbeindustrie und Adblockern": Das verspricht das Berliner Start-up Humancredit. Werbeblockende User will es zu "Premium-Werbekunden" machen.
Es ist ein Dilemma: Die meisten Internetnutzer fühlen sich durch zu viel Werbung gestört - auf der anderen Seite müssen die Inhalte auf Webseiten finanziert werden. Werbefinanzierte Seiten bekommen Probleme, wenn teuer finanzierte Kampagnen nicht gesehen werden, weil die User einen Adblocker einsetzen. In jüngster Zeit kam es zu mehreren aufsehen erregenden Gerichtsverhandlungen zwischen Eyeo, dem Betreiber des Werbeblockers Adblock Plus und Publishern.
Das Berliner Start-up Humancredit hat nun eine Alternative entwickelt, die nach eigenen Angaben allen Beteiligten eine Lösung bieten soll: Ein kostenloses Browser-Plug-in, das auf vorhandener Adblocker-Technologie basiert, wird schrittweise um Personalisierungs- und Dialogoptionen erweitert. Das heisst, die Werbung wird gefiltert und nicht einfach blockiert. Damit sollen nur Anzeigen von Unternehmen, die bestimmten ethischen Grundstandards gemäss der UN-Kampagne Global Compact entsprechen - also zum Beispiel keine Kinderarbeit tolerieren - und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Nutzer honorieren, durchgelassen werden.
Über einen "fairen Filter" soll jeder Nutzer selbst kontrollieren können, welche Werbung er sieht. Konsumenten sollen dadurch zu bewussten Werbeempfängern werden. "Vor Gericht gehen oder technische Tricks werden nicht helfen", meint Georgi Musev, Gründer von Humancredit: "Wenn Verlagshäuser eine nachhaltige Lösung für 'das Adblock-Problem' finden wollen, müssen sie ihren Lesern ein Angebot machen, das besser ist als Adblock. Es ist Zeit, dass die Werbeindustrie begreift, dass kein Weg an der Wahrung der Nutzerinteressen vorbei führen kann."
Erst im Mai 2015 hatte das Landgericht München eine Klage von RTL und ProSiebenSat.1 Digital gegen Adblock Plus-Betreiber Eyeo abgewiesen. Wenige Wochen zuvor hatte das Landgericht Hamburg die Klage von Zeit Online und dem Handelsblatt gegen den Werbeblocker abgewiesen. Die Publisher werfen dem Betreiber vor, die Software greife unzulässig in das Geschäft der werbefinanzierten Angebote ein.