Fliegende Kameras
04.06.2017, 12:07 Uhr
Mini-Drohnen starten durch
Die Steigerung des Selfie-Sticks sind Selfie-Drohnen. Die kleinen Multikopter schiessen die Selbstporträts aus der Vogelperspektive. Sind sie nur ein unnützes Spielzeug? Oder können sie der besonders bei Touristen beliebten Foto-Stange den Rang ablaufen?
Die Minikamera summt durch die Luft, macht einen Looping und schwebt dann auf der Stelle. Per Smartphone-Kommando schiesst sie Fotos oder Videos. Und damit jeder Zeuge des digitalen Narzissmus' sein kann, landen die Bilder auf Wunsch noch während des Fluges in sozialen Medien.
Sogenannte Selfie-Drohnen versprechen ganz besondere Fotos aus neuen Perspektiven. Doch können sie wirklich den Selfie-Stick oder auch die "Vollpfostenantenne" ersetzen? So nennen einige die Teleskopstange, an der viele Touristen ihr Smartphone vor sich her tragen. Mit ein paar umständlichen Verrenkungen fotografieren sie sich selbst - vor dem Pariser Eiffelturm oder dem Brandenburger Tor in Berlin. Damit auch jeder weiss, dass sie wirklich da waren.
In Deutschland ist dieser Selbstdarstellungstrend nie wirklich angekommen. Der Selfie-Stick hat hierzulande einen schlechten Ruf. Die Mehrheit der Deutschen findet die Teleskopstangen nervig (68 Prozent) und peinlich (64 Prozent). Das hat eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens YouGov ergeben. Bringen jetzt die fliegenden Kameras den Durchbruch?
Die Produktbeschreibungen der Mini-Quadrocopter klingen nach einem Spielzeug, das Spass machen kann. Sie heissen Air-Selfie, Revell C-me oder Elfie. Ihr Preis liegt zwischen 40 und 300 Euro. Dafür versprechen einige Hersteller einfache Bedienung, HD-Videos und sogar eine "Follow me"-Einstellung. Und was sagen Experten?
"Wenn Sie ein halbwegs anständiges Smartphone haben, wird das um ein Vielfaches bessere Fotos machen, als die Kamera einer vergleichsweise günstigen Drohne", sagt Daniel Schräder von "Techstage". "Günstig" sei in dem Fall jede Drohne unter 500 Euro. Verspricht der Hersteller acht Megapixel, sagt das zunächst wenig aus. "Es kommt auch auf die Qualität der Linsen, auf die Grösse und Qualität des Bildsensors an", sagt Daniel Schräder. Spart der Hersteller daran, gleichen die Bilder denen von billigen Handykameras.
Gesteuert werden die kleinen Flugkameras per Smartphone-App. Je nach Hersteller gibt es entweder ein Steuerkreuz auf dem Bildschirm oder man nutzt die Lagesensoren des Telefons. Als Funkverbindung zur Übertragung von Steuerkommandos und Fotos oder Videos werden die WLAN-Module in Drohne und Telefon genutzt. Entsprechend gering ist die Reichweite. Auch der Wind spielt eine Rolle. Im Gegensatz zum Selfie-Stick müssen die kleinen Kamera-Copter permanent Winde und Luftströmungen ausgleichen. Machen sie das nicht, verwackelt das Bild. Teure Modelle fliegen hier deutlich stabiler.