Neue Erlösquellen dringend gesucht 25.06.2019, 12:50 Uhr

Medienkonzerne setzen auf Web-Portale und "Streaming-Champions"

Egal ob ProSiebenSat.1., Axel Springer oder die RTL-Gruppe: Alle Medienhäuser investieren in neue Erlösquellen neben ihrem klassischen Geschäft mit Fernsehsendern oder Zeitschriften und Zeitungen. Dabei setzen sie vor allem auf Online-Streaming-Dienste.
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Mit der Suche nach der grossen Liebe lässt sich Geld verdienen. Darauf setzen Dating-Portale, die auch bei manchen Mediennunternehmen zum Portfolio gehören - wie Parship und ElitePartner bei ProSiebenSat.1. Single-Börsen sind allerdings nur eine Variante, um sich im Medienmarkt breiter aufzustellen.

Egal ob ProSiebenSat.1., Axel Springer oder die RTL-Gruppe: Alle Medienhäuser investieren in neue Erlösquellen neben ihrem klassischen Geschäft mit Fernsehsendern oder Zeitschriften und Zeitungen. Dabei setzen sie vor allem verstärkt auf eigene Videoinhalte für ihre Online-Streaming-Dienste, streben eine bessere Vernetzung von TV und Online für ihre Werbekunden an und wollen ihre digitalen Rubrikenportale ausbauen.

Die Konkurrenz fürs TV-Programm, etwa in Form von Netflix, Amazon Prime oder Apple TV, gewinnt vor allem viele junge Zuschauer für sich. Ausserdem wandern Werbekunden zu Google oder Facebook ab, statt ihre Anzeigen im Fernsehen oder der Zeitung zu schalten.

Kooperation in Sachen Werbung

ProSiebenSat.1 will mit seiner jüngst gestartetenStreaming-Plattform Joyn der Konkurrenz etwas entgegensetzen. Zum Beginn wirbt Joyn unter anderem mit der dritten Staffel der Serie "Jerks" mit Christian Ulmen und Fahri Yardim um Zuschauer.

RTL hatte bereits zuvor begonnen, seinen Streaming-Dienst TV Now deutlich auszubauen. In Sachen Werbevermarktung wollen die beiden Rivalen bald auch gemeinsam Geschäfte machen: Sie gründeten eine Plattform, die Kunden zielgenauere Werbung ermöglichen soll. Das Vorhaben steht allerdings noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch das Bundeskartellamt.

Über seine Nucom Group ist ProSiebenSat.1 sowohl auf Dating-Portalen als auch auf anderen Online-Plattformen vertreten, zum Beispiel bei Verivox, wo Verbraucher Tarife etwa im Bereich Energie, Versicherungen und Finanzen vergleichen können. Das Portalgeschäft des Medienkonzerns macht rund ein Fünftel des Umsatzes aus. In den nächsten rund fünf Jahren peilt Unternehmenschef Max Conze eine Verdopplung der Erlöse der digitalen Handelsplattformen an.

Was am Ende von den Einnahmen übrig bleibe, seien aber im Vergleich zum klassischen Werbemarkt "fast Peanuts", wie Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz bei der Hauptversammlung kritisierte.

Stepstone ist ein Wachstumstreiber

Der Medienkonzern Axel Springer setzt nicht zuletzt auf Online-Portale für Immobilien und Jobs. Die Stellenbörse Stepstone ist ein Wachstumstreiber. Durch die Rubrikenangebote, die unter der Unternehmenssparte Classifieds Media zusammengefasst werden, will das Medienunternehmen ("Bild" und "Welt") das rückläufige Geschäft im Zeitungsbereich ausgleichen.

Gleichzeitig hofft der Konzern auf zunehmend mehr Kunden bei den Digitalabos von "Bild plus" und "Welt plus". Mit seinen digitalen Aktivitäten erzielte der Konzern im vergangenen Jahr mehr als 70 Prozent seines Umsatzes und mehr als 80 Prozent seines bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Springer-Chef Mathias Döpfner will das Digitalgeschäft in Zukunft noch stärker vorantreiben und den Medienkonzern zu einem "weltweit führenden Anbieter von digitalem Journalismus und digitalen Rubrikenangeboten" machen. Der geplante Einstieg des Finanzinvestors KKR, der für mindestens fünf Jahre am Unternehmen beteiligt bleiben will, soll dabei helfen.

RTL fährt eine andere Strategie

Von den drei grossen auf dem deutschen Markt aktiven Medienhäusern hält sich nur die RTL-Gruppe bei Rubrikenangeboten zurück. Die Luxemburger, deren Deutschlandzentrale in Köln ist, fahren eine andere Strategie. "Total Video" heisst die Unternehmenslosung, was für eine Ausrichtung auf Videoinhalte steht.

Zentral dafür ist der Ausbau der Streaming-Plattform TV Now. RTL-Chef Thomas Rabe will in den europäischen Ländern mit starken Senderfamilien, wie Deutschland und Frankreich, "nationale Streaming-Champions" aufbauen. Dabei soll auch die eigene Filmproduktionsfirma Fremantle helfen, bei der zum Beispiel die Fantasy-Serie "American Gods" entsteht.

Dass Investitionen in neue, digitale Angebote nicht immer von Erfolg gekrönt sind, zeigt die Entwicklung von Stylehaul. RTL hatte seine Anteile an dem auf YouTube aktiven Netzwerk aus Mode- und Beauty-Bloggern 2014 erhöht und es 2017 vollständig übernommen - insgesamt gab der TV-Sender dafür rund 100 Millionen Euro aus. Weil das Geschäftsmodell nicht aufging, soll Stylehaul nun in der zweiten Jahreshälfte 2019 eingestellt werden. Stattdessen will sich RTL auf die Berliner Videovermarkter Divimove und die schwedische United Screens konzentrieren.

Der Wettlauf um Ideen und Innovationen rund um die Videovermarktung wird durch Quibi angeheizt: Der Videodienst will die Lücke zwischen YouTube und Netflix füllen und Filme auf das Smartphone zuschneiden. Hinter Quibi stehen der Filmproduzent Jeffrey Katzenberg, der die Dreamworks Animationsfilmstudios mitgründete und das grüne Monster "Shrek" in die Kinos brachte, und die ehemalige eBay- und HP-Chefin Meg Whitman. "Etwas Cooles kommt aus Hollywood und dem Silicon Valley", kündigt die Webseite des Unternehmens aus Los Angeles an. In den Ohren traditioneller Fernsehsender dürfte es eher nach einer Drohung klingen.




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