Prognosen
04.11.2021, 08:43 Uhr
Das sind die Top-Bedrohungen für 2022
Die Cybersecurity-Forscher von Check Point erwarten für 2022 unter anderem eine Zunahme von Angriffen über die Supply-Chain und mehr Dreistigkeit in Sachen Ransomware. Als relativ neue Masche könnten Attacken mit Deep-Fakes zunehmen.
Im Herbst beginnen die Cybersecurity-Researcher jeweils, in die Kristallkugel zu schauen und Trends fürs nächste Jahr auszumachen. So auch Check Point Research (CPR), die Sicherheitsforschungsabteilung von Check Point Software Technologies, die vor Kurzem ihre Prognosen für 2022 veröffentlicht haben.
Bedrohung über die Supply-Chain wächst
Demzufolge erwarten die Sicherheitsforscher, dass Angriffe auf die Lieferkette immer häufiger vorkommen. Die Angreifer nutzen gemäss den Experten von CPR oftmals mangelnde Sorgfalt von Unternehmen in der Überwachung der Lieferkette aus. Dabei können verschiedene Arten von Cyberangriffe durchgeführt werden, wie Datendiebstahl oder Malware-Infektionen.
Die Forscher verweisen in diesem Zusammenhang auf den SolarWinds-Angriff auf die Supply Chain, der aufgrund seines Ausmasses im Jahr 2021 hervorsticht, aber es gab auch andere ausgeklügelte Angriffe auf Lieferketten, wie beispielsweise Codecov im April und vor kurzem Kaseya. Kaseya bietet Software für Managed Service Provider (MSPs) an, und die Ransomware-Bande REvil nutzte das Unternehmen aus, um über 1000 Kunden mit Ransomware zu infizieren. Die Gruppe verlangte ein Lösegeld in Höhe von etwa 70 Millionen US-Dollar für die Bereitstellung von Entschlüsselungsschlüsseln für alle betroffenen Kunden.
Durch die zunehmende Bedrohung über die Lieferkette erwarten die Forscher, dass Regierungen beginnen werden, Vorschriften zu erlassen, um gegen diese Angriffe vorzugehen. Sie werden CPR zufolge auch die Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor und anderen Ländern suchen, um mehr global und regional operierende Bedrohungsgruppen zu identifizieren und zu bekämpfen.
Mehr Datenklau und Angriffe mit Deep-Fake-Techniken
Für 2022 erwarten die Experten ganz generell eine Zunahme von Datendiebstählen, die von den Cyberkriminellen oft im Zusammenhang mit Ransomware-Angriffen ausgeführt werden, um ein weiteres Druckmittel für die Lösegeldforderungen in der Hand zu haben. Solche Data Breaches werden gemäss den Cybersecurity-Auguren im nächsten Jahr ein grösseres Ausmass haben. Die entsprechenden Attacken werden auch das Potenzial haben, Organisationen und Regierungen mehr zu kosten, um sie zu beheben. Im Mai 2021 zahlte ein US-Versicherungsriese ca. 40 Millionen US-Dollar Lösegeld an Hacker. Dies war ein Rekord, und es ist zu erwarten, dass die von Angreifern geforderten Lösegelder im Jahr 2022 steigen werden.
Daneben werden auch vergleichsweise neue Angriffsmethoden an Popularität gewinnen. So werden gemäss den CPR-Experten Angreifer Deep-Fake-Technologien vermehrt als Waffe einsetzen. Bedrohungsakteure verwenden diese dabei für ausgeklügelte Social-Engineering-Angriffe, um etwa per Phishing Berechtigungen zu erhalten und auf sensible Daten zuzugreifen. Bei solchen Deep-Fake-Attacken kann beispielsweise die Stimme des Vorgesetzten imitiert werden, um Angestellte dazu bewegen, eine grössere Summe im Namen der Firma zu überweisen.
Zu den weiteren Cybersecurity-Trends gehören:
- Mobile Malware-Angriffe werden zunehmen: Da mobile Geldbörsen und mobile Zahlungsplattformen immer häufiger genutzt werden, werden Cyberkriminelle ihre Techniken weiterentwickeln und anpassen, um die wachsende Abhängigkeit von mobilen Geräten auszunutzen.
- Kryptowährungen werden weltweit zu einem Brennpunkt für Cyberangriffe: Da Berichte über gestohlene Krypto-Wallets, die durch kostenlos verteilte NFTs (Non-Fungible Token) ausgelöst wurden, immer häufiger werden, untersuchte CPR OpenSea und bewies, dass es möglich war, Krypto-Geldbeutel von Nutzern zu stehlen, indem Schwachstellen ausgenutzt wurden. Im Jahr 2022 ist daher mit einer Zunahme von Angriffen auf Kryptowährungen zu rechnen.
- Angreifer nutzen Schwachstellen in Microservices aus, um gross angelegte Angriffe zu starten: Da Microservices zur führenden Methode für die Anwendungsentwicklung werden und die Microservices-Architektur von Cloud Service Providern (CSPs) übernommen wird, nutzen Angreifer die in Microservices gefundenen Schwachstellen, um ihre Angriffe zu starten. Wir können somit auch mit gross angelegten Angriffen auf CSPs rechnen.
- Die Zahl der Penetration-Tools nimmt weiter zu: Hacker werden zunehmend Penetration-Tools einsetzen, um ihre Angriffe in Echtzeit anzupassen und in den Netzwerken der Opfer zu leben und zu arbeiten.
- Wiederkehr von Fake-News-Kampagnen und Aufkommen von Fake News 2.0: Im Jahr 2022 werden Cyber-Gruppen weiterhin Fake-News-Kampagnen nutzen, um verschiedene Phishing-Angriffe und Betrügereien durchzuführen.
- Verschärfung des kalten Krieges im Internet: Verbesserte Infrastruktur und technologische Fähigkeiten werden es Terroristengruppen und politischen Aktivisten ermöglichen, ihre Ziele voranzutreiben und raffiniertere, weit verbreitete Angriffe durchzuführen. Cyberangriffe werden zunehmend als Stellvertreterkonflikte zur Destabilisierung globaler Aktivitäten eingesetzt, erwarten die Spezialisten von CPR.