Chancen für ältere ICT-Fachkräfte

Unterstützung vom Seco

In den letzten zwei Jahren verfeinerte das Projektteam des Boosters das Konzept und holte diverse Feedbacks ein. Diese Arbeit hat sich gelohnt: Dem Team gelang es im Juli, das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) mit ins Boot zu holen. Es unterstützt die Initiative neu mit Geldern des Bundes. Hilber vom Personalberater P-Connect freut sich über die Beteilung des SECO am Projekt und wünscht sich, dass der Bund vermehrt als Venture Capitalist agiert und mehr in junge Firmen investiert. «Der Staat sollte Projekte mit sozialem Charakter unterstützen, die selbsttragend sind, die Arbeitslosenversicherung entlasten und sogar leicht profi­tabel werden könnten.»
Gemäss der Projektleiterin Blaser wollte man den Booster zuerst selbst finanzieren. Schnell habe sich aber gezeigt, dass die Zahlungsbereitschaft für Arbeitnehmende 50+ in der Industrie nicht hoch sei. Schliesslich kamen die Initianten mit dem Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürich ins Gespräch und dieses beantragte die Gelder beim SECO – mit Erfolg. «Die strengen Vorgaben vom SECO haben uns gezwungen, das Konzept wieder und wieder durchzurechnen», sagt Blaser. Das Team habe die geplanten Massnahmen detailliert begründen und rechtfertigen müssen, was das Projekt noch zusätzlich gestärkt habe. Nun laufe die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die offenen Stellen. Man halte zudem nach Einsatzbetrieben Ausschau, die Bedarf an erfahrenen Softwareingenieurinnen und -ingenieuren haben.

Auch der Kanton Zürich macht mit

Neu macht auch der Kanton Zürich beim «swissICT Booster 50+» mit. Die Kombination aus Assessments, Qualifizierungsmassnahmen und Arbeitseinsätzen überzeuge, sagt Edgar Spieler. Er leitet im Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürich (AWA) den Arbeitsmarkt und ist für die regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) sowie die Bildungs- und Beschäftigungsprogramme zuständig. Die RAV verantworten wiederum die Vorselektion der Bewerberinnen und Bewerber beim Booster. Die qualifizierenden Massnahmen, die das Projekt vorsieht, finanziert das AWA mit Mitteln des Bundes zur Integration älterer und schwer vermittelbarer Stellensuchenden.
Aktuell richtet sich die Initiative nur an Softwareingenieure. Wenn sie erfolgreich sei, könnte man sie aber auch auf andere Berufe ausweiten, sagt Spieler. Die Zusammenarbeit mit swissICT erhöhe zudem die Chance, eine aus­reichende Anzahl an Partnerunternehmen zu finden, um den «swissICT Booster 50+» auszubauen. Spieler beschreibt das Projekt als Win-win-win-Situation: Die Unternehmen könnten ältere Softwareingenieure trotz Fachkräftemangel genau kennenlernen, die über 50-jährigen Informatiker ihre Kompetenzen gezielt aufbauen und die Arbeitslosen­ver­sicherung freue sich über weniger Arbeitslose. Ansonsten gebe es bei den RAV in Zürich nämlich nur wenige Massnahmen und Initiativen für Arbeitnehmende 50+.
“Unternehmen, die nicht in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren, gehen betriebswirtschaftliche Risiken ein„
Edgar Spieler, Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürich
Mit zunehmendem Alter steige aber das Risiko, dass die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt und die Bewerbungsstandards nicht mehr geläufig seien. Es sei darum entscheidend, sich bei der Stellensuche von Anfang an richtig im Arbeitsmarkt zu bewegen, um passende Möglichkeiten zu finden und Türen zu öffnen, betont Spieler. Zudem müssten die Routiniers manchmal auch zu Weiterbildungen motiviert werden, sagt der Leiter Arbeitsmarkt des AWA – mit dem Hinweis, dass es auch im Alter wichtig sei, lebenslang zu lernen und Know-how über das betriebsspezifische Wissen hinaus aufzubauen.

Autor(in) Marcel Urech




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