Nachholbedarf beim Arbeitsplatz 4.0
Management muss vorangehen
Auf die Frage, ob neue Arbeitsplatzkonzepte nur funktionieren, wenn Sie das Management selbst anwendet, antworteten alle Befragten mit einem klaren «Ja!». Deloittes Thalmann beispielsweise fordert von Führungskräften, flexibles Arbeiten nicht nur zu unterstützen, sondern auch vor- zuleben. «Ich wünsche mir, dass die Vorgesetzten den Mut und die Offenheit finden, sich mit einer Modernisierung des Arbeitsplatzes auseinandersetzen.»
Das Top-Management müsse sich hierfür von seinem Verständnis der Zusammenarbeit lösen, sagt die Future Workplace Group. «Vorleben ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.» Entscheidend sei jedoch, inwieweit es den Führungskräften gelinge, ihren Mitarbeitenden mehr Entscheidungs- und Gestaltungsräume zu überlassen. «Das fordert von den Führungskräften sehr viel Energie», sagt Wieser. Sie müssten sich ausser den neuen Führungsprinzipien – zum Beispiel Führung auf Distanz oder Vertrauen statt Kontrolle – auch neue Kompetenzen aneignen. «Führungskräfte müssen ausprobieren, lernen, erklären, coachen und vor allem auch Platz schaffen, um die Erfahrungen im Team auszutauschen.»
Wichtige Faktoren seien der Arbeitsumfang, Störungen und Unterbrechungen, Zeitdruck oder Über- und Unterforderung. Aber auch soziale Faktoren wie das Team oder die Art und Weise der Führung hätten einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit. Die Rahmenbedingungen wie Büro, Arbeitsmodell und IT-Infrastruktur seien ebenfalls wesentlich für die Gesundheit und die Motivation der Mitarbeitenden, schliesst Wieser.
Fazit
Die Resultate wissenschaftlicher Forschung zeigen unterm Strich auf, dass die Arbeitsumgebung die Arbeitsleistung beeinflusst. Wichtige Faktoren sind dabei die Qualität der Arbeitsumgebung, mögliche Störungen und Ablenkungen sowie die Möglichkeit, für verschiedene Arbeitsaktivitäten unter verschiedenen Arbeitssettings wählen zu können.
Wenn die Arbeitsmodelle und -räume optimal aufeinander abgestimmt seien, würde die Produktivität langfristig steigen, prophezeit die Future Workplace Group. Lediglich während der Neuausrichtung könne die Produktivität kurzfristig zurückgehen. Ist diese Phase überwunden, steigere sich das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und damit auch die Arbeitsfreude und -leistung.
Zusammenfassung
Tipps für einen besseren Arbeitsplatz
- Genug Platz: Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) nennt auf seiner Website ergonomische Mindestanforderungen für Arbeitsplätze. Es sollte immer genug Arbeitsfläche vorhanden sein. Das Seco empfiehlt eine Mindestgrösse von 160 × 80 cm pro Arbeitsplatz.
- Höhenverstellbare Stühle: Stühle müssen laut dem Seco in der Höhe verstellbar sein. Stuhl und Tisch sollten so eingestellt werden können, dass die Füsse fest auf dem Boden sind und der Mitarbeitende die Tastatur mit locker hängenden Schultern bedienen kann.
- Raum für Bewegung: Je besser der Arbeitsplatz eingerichtet ist, desto kleiner ist das Risiko körperlicher Beschwerden. Dazu gehört auch, dass die Mitarbeiter sich frei bewegen können. Auch um die Arbeitsfläche herum brauche es genug Bewegungsraum, so die Forderung des Seco.
- Genug Licht: Unternehmen sollten dafür sorgen, dass es an jedem Arbeitsplatz genug Licht hat. Mit einem Mix aus natürlichen Lichtquellen (Fenster) und künstlicher Beleuchtung. Eine gute Arbeitsplatzbeleuchtung vermeide direkte oder indirekte Blendungen, so das Seco.
- Sicht ins Freie: Arbeitsplätze sollten laut dem Seco und dem Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich eine Sicht ins Freie bieten. Sie muss über Fensterglas auf Höhe von mindestens 1,2 Metern für sitzende und 1,5 Metern für stehende Tätigkeiten möglich sein. Arbeitsplätze seien wenn immer möglich in Fensternähe anzuordnen.
- Stolpergefahr vermeiden: Laut der Suva sind Stolpern und Stürzen die häufigsten Unfallursachen in der Schweiz. Das Seco fordert, dass Firmen eine Arbeitsumgebung ohne Stolper- und Sturzgefahren schaffen. Dabei gilt es unter anderem vor allem darum, auf herumliegende Kabel zu achten.
Autor(in)
Marcel
Urech