Workplace im Wandel
19.01.2020, 12:09 Uhr
19.01.2020, 12:09 Uhr
Nachholbedarf beim Arbeitsplatz 4.0
Die Arbeitswelt entwickelt sich rasant. Viele Schweizer Beschäftigte haben aber noch immer einen fest zugeteilten Arbeitsplatz. Ist das noch zeitgemäss? Experten sind sich einig: Firmen, die ihre Arbeitsplätze nicht aktiv gestalten, verpassen eine riesige Chance.
Moderne Arbeitsplatzkonzepte sind mehr als Wohlfühloasen für Mitarbeitende. Vielmehr ziehen sie Talente an und erhöhen nachweislich die Produktivität eines Unternehmens
(Quelle: Shutterstock / Jacob Lund)
Fluide Teams, flache Hierarchien, flexible Personalplanung. Der fortschreitende digitale Wandel hat die Geschäftswelt umgekrempelt. So stark, dass sich neue Begriffe etabliert haben, um die Auswirkungen der Digitalisierung auf unseren Arbeitsalltag zu umschreiben: «New Work» und «Arbeitswelt 4.0». Das haben beispielsweise die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und das Expertennetzwerk Future Work Group erkannt.
Gemeinsam veröffentlichten sie Ende Oktober 2019 eine der schweizweit grössten Studien zum Thema Arbeitsplatz der Zukunft. «Offene Räume lösen Einzelbüros ab und dienen der gegenseitigen Sichtbarkeit der Mitarbeitenden und Transparenz», heisst es unter anderem in der Studie. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls von einem «strategischen Workplace-Design» die Rede.
Heimische Firmen haben Nachholbedarf
Der Untersuchung zufolge haben Schweizer KMU noch erheblichen Nachholbedarf und würden den positiven Einfluss einer aktiven Arbeitsplatzgestaltung auf ihre Wettbewerbsfähigkeit stark unterschätzen. Das konstatiert auch Lukas Windlinger Inversini, der an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die Kompetenzgruppe Betriebsökonomie und Human Resources leitet. Die Digitalisierung habe den Umfang und die Geschwindigkeit der Herausforderungen im Geschäftsfeld vieler Unternehmen verändert. «Die Arbeitsorganisationen müssen Räume für Zusammenarbeit und Projekte zur Verfügung stellen», sagt Windlinger Inversini. Dabei gebe es auch neue Chancen für die Angestellten in Unternehmen, etwa bei der Einteilung und Wahl des Arbeitsorts und der Arbeitszeit.
Auf die Frage, ob Firmen genug über die Gestaltung ihrer Arbeitsplätze nachdenken, antwortet Windlinger Inversini: «Nein, in der Regel tun sie das nicht.» Viele Unternehmen würden nicht verstehen, dass die Arbeitsumgebung ein wichtiges Instrument zur Erreichung organisatorischer Ziele sei. «Die Gestaltung von Arbeitswelten beeinflusst die Zufriedenheit, die Arbeitsleistung und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden.» Wer sich um attraktive Arbeitsplätze bemühe, könne zudem die gewünschte Arbeitsweise nach aussen kommunizieren, was den Kampf um Talente erleichtere und die Arbeitgeberattraktivität erhöhe. Firmen könnten so bewusst Werte vermitteln und die Zusammenarbeit von Teams verbessern. Windlinger Inversini empfiehlt Unternehmen, ihre Arbeitsumgebungen aktiv zu gestalten und in ihre Geschäftsstrategie einzubetten.
Autor(in)
Marcel
Urech