Amazon versus Google: Kraftprobe der Giganten

Google macht Amazon die Marktführung streitig

Bis vor einem Jahr war der Markt klar ­abgesteckt. Alexa zog über die ­Feiertage 2018 schnell in die Haushalte ein. Google nutzte hingegen die Verbreitung seines Assistant über das Smartphone-Betriebssystem Android und schuf die Verknüpfung zu einem eigenen Device. Aber Google eroberte auch Märkte, in denen Amazon bisher nicht ankam. So macht sich die Suchmaschine mit ihrem Sprachassistenten seit einem Jahr unter anderem in Indien breit und hat nun weltweit fast schon denselben Marktanteil wie Amazon. "Nach allem, was man so hört und liest, hat Amazon zwar mehr installierte Basis im Markt, aber Google liegt spätestens in den letzten Monaten vor Amazon in den Verkaufszahlen", fasst Hübner die Entwicklungen zusammen.
In Deutschland zeigt sich ein anderes Bild. Wenn ein Haushalt ­einen Smart Speaker besitzt, dann ist es in mindestens zwei von drei Fällen Alexa. ­Allerdings beschränkt sich die Verbreitung der Sprachassistenten nicht nur auf Lautsprecher. Mittlerweile sind die Systeme in Fahrzeugen und Fernsehern angekommen. Geht man hier nach der Bekanntheit unter den Usern, so hat Google die ­Nase vorn. Hierzulande haben 40 Prozent der User mindestens einmal den Google Assistant genutzt, Alexa hingegen nur jeder Dritte. Aktuell kann man bei den intelligenten Lautsprechern wohl mit einem Positionswechsel im Rennen zwischen Amazon und Google rechnen. Sieht man jedoch ­genau hin, kann es für beide Riesen auch ein böses Erwachen geben. Denn hinter ihnen befinden sich die Asiaten Baidu, Alibaba sowie Xiaomi in Lauerstellung und schliessen immer weiter auf.
Beim Streaming- und Video-Angebot im Internet sowie bei der Eroberung des Fernsehers ist der Markteintritt für Google etwas schwieriger. Ohne Frage ist YouTube heute die beliebteste ­Video-Plattform der Welt.
Allerdings verschlingt das Angebot unglaubliche Ressourcen. Pro Minute werden etwa 400 Stunden ­Video-Material auf YouTube hochgeladen. Hinzu kommen die gescheiterten Abo-Optionen und Produktionsversuche für Eigen-Content. Die damit verbundenen Kosten kann die Google-Tochter kaum refinanzieren und muss daher neben dem Internet weitere Verbreitungswege suchen.

Amazon Prime auf Erfolgskurs

Für Amazon Prime Video läuft es dagegen nicht nur in Deutschland prächtig. Hier ist der Konkurrenzkampf mit Netflix relevanter und da liegt das Prime-Angebot derzeit vorn. Doch das Potenzial des ­Videostreaming-Markts ist den Internet-Riesen bekannt und so machen die Konzerne gemeinsame Sache.
Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt gegeben, dass YouTube-Apps nun über Amazon Fire TV auf die Fernseher kommen. Der Gedanke dahinter ist aber viel umfassender: Denn auf der anderen ­Seite weitet Google auch die Unterstützung von Amazon über Chromecast aus. Im Grunde bringt Amazon damit YouTube auf die Fernseher und Google Amazon Prime auf die Smartphones - und darüber auf die TV-Bildschirme.
Im kommenden Jahr wird neben Cloud Computing, Online-Werbung, Smart Speakern und Video wohl die Politik die grösste Rolle spielen. Je grösser und umfassender die beiden Konzerne auftreten, desto mehr Kritiker ruft dies auf den Plan. Die Forderungen nach einer Beschänkung der Marktmacht beider Giganten, gar nach einer Zerschlagung der Konzerne, werden immer lauter. Womöglich wird dieses Thema auf Dauer zum grössten Problem für Amazon und Google.




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