Wie das Internet der Dinge die Logistik revolutioniert

Neue Herausforderungen

Ein einfaches Tracking einer Paketlieferung reicht auch längst nicht mehr aus. «Die Herausforderung ist vor allem, dem wachsenden Zeit- und Effizienzdruck gerecht zu werden. Kunden wollen ihre Ware heute erstens schneller haben und zweitens jederzeit wissen, wo sie ist, wann sie voraussichtlich ankommt und vielleicht sogar, in welchem Zustand sie sich befindet», berichtet Ingo Hofacker, Senior Vice President IoT bei T-Systems. Das gelte für Geschäftskunden ebenso wie für Endkunden. «Gerade für Unternehmen bietet das IoT eine Chance, Informationen in Echtzeit zusammenzuführen, zu analysieren und dadurch Ressourcen besser zu managen, Abläufe zu optimieren, Kosten zu reduzieren und die Kundenbeziehung zu stärken.»
“Aus der Ferne können Maschinen gewartet und mit Updates repariert werden. Bei der Auslieferung können Pakete verfolgt und deren Zustände überwacht werden – sogar in Übersee.„
Jochen Busch, Head of IoT Zentraleuropa bei Vodafone
Laut Jochen Busch, Head of IoT Zentraleuropa bei Voda­fone, ist die feste Integration digitaler Prozesse in deutschen Logistikunternehmen zwingend notwendig: «Um die He­rausforderung der digitalen Umstrukturierung zu meistern, ist es wichtig, schnell auf die Datenautobahn aufzufahren und nicht auf dem digitalen Standstreifen stehen zu bleiben. Denn je früher die Digitalisierung Einzug in unsere Lagerhallen hält, desto früher wird die deutsche Wirtschaft davon profitieren.» Seiner Ansicht nach haben Unternehmen jetzt die grosse Chance, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.
Für die Wirtschaft ist es also entscheidend, dass der Logistikstandort Deutschland weltweit einen Spitzenplatz einnimmt. Das Internet of Things ist dabei langfristig unverzichtbarer Bestandteil für ein erfolgreiches Business.
Die sich ändernden Kunden- und Markt­anforderungen treiben nach Auffassung von Stephan Ellenrieder, Senior Vice President Zentraleuropa sowie Geschäftsführer Deutschland beim IoT-Software-Unternehmen PTC, die Geschwindigkeit aller Prozesse rasant in die Höhe. Das betreffe alle Bereiche – vom globalen Transport von Waren und Gütern über den Warenumschlag in Distributionszentren und Lagerhäusern bis hin zur letzten Meile. «Dabei gilt: Die Fracht muss vollständig und schadenfrei in der vorgegebenen Zeit am gewünschten Ort eintreffen, ganz egal wie. Überraschungen wie Verzögerungen oder Beschädigungen der Ware können sich Logistik- und Transport­unternehmen nicht mehr erlauben.»
Kenntnisstand beim Thema IoT: Ein Grossteil der DACH-Unternehmen hat erst einzelne Projekte umgesetzt
Quelle: PAC/CPX Group (n = 150)
Das Internet der Dinge kann in jedem Teil der Wertschöpfungskette Ausfälle minimieren, Verluste vermeiden oder aufeinander abgestimmte Verkehrsrouten optimieren. Doch wie könnte eine vollständig digitalisierte Lieferkette aussehen – von der Produktion bis zur Auslieferung an der Haustür des Kunden? «Ganz zu Beginn kann beispielsweise der Bestand von Rohmaterialien mit Sensoren überwacht und vor Diebstahl geschützt werden. Engpässen bei den Rohmaterialien wird so von Anfang an vorgebeugt», so Jochen Busch von Vodafone. Bei der Produktion könnten Maschinen untereinander und mit dem Menschen interagieren. Die Techniker wüssten dann schon früh, wenn bestimmte Funktionen bei einer Maschine auszufallen drohen. «Aus der Ferne können diese Maschinen gewartet und mit Software-Updates repariert werden. Bei der Auslieferung können Pakete verfolgt und deren Zustände überwacht werden – sogar in Übersee», ergänzt Busch. Verluste und vergebliches Warten für den Kunden gehörten damit der Vergangenheit an.
Bei der Auslieferung des Produkts lassen sich mit dem Internet of Things die Fahrrouten von Lieferfahrzeugen optimal steuern, indem aktuelle Standorte und Verkehrslagen ständig an eine Zentrale übermittelt werden. Die Basis für die Vernetzung von Rohmaterialien, Maschinen und Paketen ist laut Jochen Busch die Funktechnologie Narrowband-IoT, die «Millionen Geräte gleichzeitig und kostengünstig miteinander vernetzt. Denn sie ist optimiert für die regelmässige Übertragung kleiner Datenmengen. Und sie vernetzt Gegenstände sogar dort, wo Mobilfunk sonst nur schwer hinkommt – hinter dicken Hauswänden und tief unter der Erde».
Ein System für die Transportüberwachung hat zum Beispiel das IoT-Unternehmen Roambee entwickelt. Seine IoT-Lösung besteht aus der Hardware – den sogenannten Bees, kleinen tragbaren, funkbasierten Sensoren – und der Software-Anbindung ans Netz und an die Cloud. «Die Sensoren lassen sich einfach an Waren oder Gütern anbringen und erfassen neben dem genauen Standort Daten wie Temperatur, Erschütterungen, Licht oder Feuchtigkeit», so Ingo Hofacker von T-Systems, Partner von Roambee. Wenn definierte Grenzwerte überschritten oder eine bestimmte Route verlassen werden, dann löst das System Alarm aus. «Die Einsatzszenarien für die Lösung sind vielfältig: Der Auflieger-Hersteller Schmitz Cargobull konnte die Technik sogar nutzen, um Kraftstoffdiebstähle aufzuklären.»




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