CIO-Interview
29.07.2019, 14:31 Uhr
«Für Manor ist die IT das Rückgrat»
Seit über 20 Jahren ist Markus Guggenbühler mit der IT von Manor verbunden. Wie er im Computerworld-Interview sagt, ist IT ein wichtiges Rückgrat der Warenhäuser. Nun wird sie erneuert.
Die IT des Warenhausbetreibers Manor ist eng verbunden mit der Person Markus Guggenbühler. Er ist seit über 20 Jahren in der Abteilung tätig. Anfangs programmierte er die Warenwirtschafts-Software mit. Seit vier Jahren ist er mit der Ablösung der Eigenentwicklung beschäftigt. Im Interview mit Computerworld betont Guggenbühler die grosse Bedeutung der IT für das Retail-Geschäft. Und er erklärt, wie er die Computersysteme neu aufstellt in Zeiten der Digitalisierung, des globalen Online-Handels und der kassenlosen Ladengeschäfte.
Computerworld: Seit Kurzem experimentiert Manor mit digitalen Technologien im neuen Warenhaus in Bern. Können Sie Details zur IT hinter dem Pilot schildern?
Markus Guggenbühler: Prinzipiell haben wir in Bern die gleiche Infrastruktur wie in jedem Warenhaus verbaut. Zu unserer Überraschung wurden wir in Bern durch das Erschliessen mit Kupferleitungen ins Haus etwas limitiert. Dennoch konnten wir die geplanten Systeme alle aufbauen.
Erstens waren das die neuen Kassen, mit denen wir in Bern gleich gestartet sind. In den anderen Häusern ist der Rollout aber mittlerweile auch abgeschlossen. Daneben haben wir in Bern gemeinsam mit einem Partner eine grössere Digital-Signage-Installation realisiert für den Sephora-Verkaufsbereich. Weiter gibt es ein paar spezielle Features wie zum Beispiel in der Spielwarenabteilung, einen interaktiven Fussboden: Beim Überqueren hört man das Wasser plätschern und die virtuellen Fische schwimmen auseinander. Diese Installationen hat der Ladenbau selbstständig realisiert, inklusive der zugehörigen IT. Der Aquarium-Rechner steht entsprechend in Bern und nicht wie unsere anderen Systeme in Basel.
CW: Konnten Sie tatsächlich alle Vorhaben umsetzen?
Guggenbühler: Nicht ganz. Ursprünglich geplant war es, noch zusätzliche Bildschirme in den Arkaden und Schaufenstern zu installieren, um beispielsweise den E-Shop zu präsentieren. Hier waren uns einerseits die lokalen Vorschriften im Weg und andererseits auch unsere eigene Technik, die zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit war für eine grossflächige Präsentation.
Ausserdem hatte ich persönlich geplant, die Kunden via «Location Based Marketing», konkret via App mit Beacons, im Haus auf spezielle Verkaufsaktionen hinzuweisen. Auch dieses Projekt musste ich zumindest für die Eröffnung auf Eis legen, weil die Vorlaufzeit nicht ausreichte. Denn für den kompletten Umbau hatten wir kaum fünf Monate Zeit.
CW: Wie viel Warenhaus funktioniert ohne IT?
Guggenbühler: Streng genommen könnten die Kollegen das Haus öffnen und gleich wieder schliessen. Zwar arbeiten die Kassenfunktionen grösstenteils ohne Netz, aber die Mitarbeiter können keine Bestellung mehr platzieren und erhalten auch keine Warenlieferungen. Ohne Online-Verbindung ist zudem die Validierung von Kreditkartenzahlungen problematisch. Womöglich würde das Geschäft ein bis zwei Tage laufen, bis es dann Engpässe geben würde.
Der Online-Shop funktioniert schon nach zwei Minuten nicht mehr ohne die IT. Auch die Supply Chain hat einen sehr hohen Automatisierungsgrad dank IT. Insgesamt ist sie schon das Rückgrat von Manor.
Zur Person
Markus Guggenbühler
leitet seit Anfang 2015 die IT von Manor. In gleicher Position war er zuvor sieben Jahre bei der Valora Gruppe beschäftigt. Guggenbühlers berufliche Wurzeln liegen aber bei Manor, wo er zwischen 1992 und 2008 als Head Supply Chain Systems tätig war. Seine Karriere lancierte er 1990 als IT-Analyst bei Faxion Oeschger. Guggenbühler hat an der Hochschule St. Gallen Betriebswirtschaft und Management studiert.