Corona-Krise
21.09.2020, 06:49 Uhr
USA: Dramatische Umsatzeinbrüche im stationären Handel
Im zweiten Quartal 2020 ist laut einer Studie der stationäre Verkauf von Waren in den USA um 75 Prozent zurückgegangen. Schon jetzt steht fest: Die Umsätze des Einzelhandels verlagern sich immer stärker ins Internet.
Die US-Konsumenten haben offenbar während der Corona-Krise dem stationären Handel auf breiter Front den Rücken gekehrt. Der Abverkauf von Waren aus stationären Handelsgeschäften soll im 2. Quartal um 75 Prozent im zweiten Quartal zurückgegangen sein. So lautet zumindest das Ergebnis einer Studie von Stockapps.com.
Andere Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass der stationäre Einzelhandel diese Umsatzverschiebungen kurz- und mittelfristig nicht umkehren kann. Eine Forrester-Studie prognostiziert, dass stationäre Einzelhändler auf der ganzen Welt im Jahr 2020 Umsatz im Umfang von 2,1 Billionen US-Dollar verlieren werden. Forrester schätzt, dass es mindestens vier Jahre dauern wird, bis das Verkaufsgeschäft für Einzelhändler wieder auf dem Vor-Corona-Niveau sein wird.
Corona-Virus als Katalysator für den Online-Handel
Grund dafür ist nicht nur die Corona-Krise - der Online-Anteil am Einzelhandel steigt seit Jahren unaufhörlich. Doch der Lockdown und andere Pandemie-Massnahmen haben für die weltweit sichtbare Veränderung im Kaufverhalten als Beschleuniger gewirkt. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes der USA legte der Onlinehandel im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal um 31,8 Prozent zu. Hatte der Online-Handel in den USA noch im ersten Quartal 2020 Einbussen gegenüber 2019 vermelden müssen, stiegen im 2. Quartal die Umsätze gegenüber Vorjahr um 45 Prozent.
Der E-Commerce-Anteil am US-Einzelhandelsumsatz betrug 1.31 Milliarden US-Dollar für das zweite Quartal, das entspricht einem Marktanteil von 16 Prozent. 2019 waren es für den gleichen Zeitraum nur 10 Prozent Nach Schätzungen der Marktforscher von eMarketer zufolge könnte dieser Anteil im Laufe des Jahres noch auf 18 Prozent steigen. Diese Zuwächse würden aber den Rückgang im gesamten Einzelhandel nicht kompensieren. eMarketer rechnet für 2020 beim Offline-Einzelhandel mit einem Umsatzrückgang um 14 Prozent auf 4,18 Billionen US-Dollar. Das entspräche einem Minus von 10,5 Prozent für den gesamten Einzelhandel, deutlich mehr als die 8,2 Prozent, die während der Rezession 2008/2009 verzeichnet wurde.
Walmart nutzt den Online-Trend im Food-Bereich aus
Am stärksten von dem Absatzrückgang waren Kleidung und andere Modeartikel betroffen. Alkohol, Lebensmittel und Wohnartikel stiegen dagegen in der Gunst der Käufer. Auch bei Online-Händlern und Marktplätzen zeigt die Studie von eMarketer ein solches Bild. Demnach werden aufs ganze Jahr gesehen auch Kleidung und Accessoires beim Online-Shopping dieses Jahr weniger Absatz finden. Die Steigerung des Abverkaufs wird nur 8,6 Prozent betragen. Lebensmittel, egal ob Essen oder Trinken, werden aber einen Wachstum von 58 Prozent im Online-Bereich erleben.
Walmart gilt laut der Studie als Gewinner der Krise. Es wird für den Supermarkt-Riesen ein Wachstum von 35 Prozent prognostiziert. 2020 soll die Händlerkette sogar einen Marktanteil an allen E-Commerce-Geschäften von 5,8 Prozent erreichen. Das würde Walmart sogar vor eBay schieben, welches nur 4,5 Prozent Anteil am Online-Handel ausmachen wird.