Springt Shein auf den Marktplatz-Zug auf?

Die Anzeichen für einen neuen ambitionierten Player im Marktplatz-Geschäft verdichten sich: Einem Bericht des "Wall Street Journals" zufolge hat Shein in einem Memo an seine Investoren geäussert, dass das Unternehmen über die Integration von externen Brands auf seiner Website nachdenkt. 

"Die Marktplatz-Plattform bietet eine Reihe zusätzlicher Waren- und Versandoptionen, und wir erwarten, dass dies zu einer erhöhten Kundenbindung und -zufriedenheit führen wird", heisst es in dem Memo, das vom Wall Street Journal veröffentlicht wurde.

Bisher hat sich der chinesische Fast-Fashion-Riese auf den Verkauf seiner Eigenmarken Shein, Romwe und die neue Kosmetik-Marke Sheglam konzentriert und damit 2022 voraussichtlich rund 30 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Doch die Zeichen für eine Ausweitung des Geschäftsmodells mehren sich. Schon seit einigen Monaten können Kunden beispielsweise die Produkte des chinesischen Elektronik-Anbieters Aukey (der vor einem knappen Jahr von Amazon wegen Rezensionsbetrugs gesperrt wurde) im Shein-Shop finden. 

Anfang Dezember entdeckte Techcrunch zudem eine interessante Personalie: Shein hat Jessica Liu angeworben, die ehemalige Co-Präsidentin des südost-asiatischen E-Commerce-Giganten Lazada. Bei Shein ist sie als "Vice President of Global Brand Operations" dafür zuständig, externe Brands für eine Zusammenarbeit mit Shein zu gewinnen. Liu dürfte dafür die Richtige sein: Vor Lazada arbeitete sie bei Amazon China, und danach im Luxus-Segment von Tmall. 

Trotz seines kometenhaften Aufstiegs steht Shein unter Druck: Die Pinduoduo-Tochter Temu zielt auf die gleiche Zielgruppe und Produktgruppe, wächst noch schneller als Shein und hat auch schon den US-Markt mit seiner App erobert. Die neue Marktplatz-Strategie könnte das Wachstum von Shein beflügeln und Temu damit in die Schranken weisen.