Die richtige Shopsoftware im B2B-Umfeld
Drei Kriterien für die Wahl des Shopsystems
Für die Auswahl eines B2B-Shopsystems sind nach Ansicht von Ralf Lieser, Head of Technology Management bei der Agentur Netz98, drei Faktoren entscheidend. Als Erstes muss die Shop-Lösung gut in die bestehende IT-Systemlandschaft passen. Moderne Systeme setzten daher auf eine API-First-Strategie. Das bedeutet, dass das System über offene Schnittstellen (API) verfügt, über die sich verschiedene Lösungen miteinander verbinden lassen. "Dadurch kann ein Unternehmen beispielsweise sein ERP von SAP mit einem Magento-Shop und dem Customer-Relationship-Management (CRM) von Salesforce verbinden und die für es am besten geeigneten Systeme zusammenbringen", erklärt Lieser.
Zum Zweiten sollte ein B2B-Shopsystem skalierbar sein, und zwar sowohl technisch über eine dynamische Anpassung in der Cloud als auch architektonisch. Das bedeutet, dass der Shop in einzelne Module unterteilbar ist, sodass zum Beispiel die Warenkorbfunktion oder das Kundenkonto isoliert verändert und dann in einer neuen Version in das Gesamtsystem reintegriert werden können.
Modular, skalierbar und headless in die Zukunft
Zum Dritten sollte das Shopsystem headless sein, also Backend und Shop-Frontend trennen. Dadurch können an das Backend, das die Shop-Verwaltung und den Betrieb sicherstellt, verschiedene Frontends als Ausgabesystem angedockt werden. Ein Beispiel: An ein Shop-Backend können ein klassischer Online Shop, eine sprachbasierte Lösung, etwa ein Amazon Skill für den smarten Lautsprecher Amazon Echo, und eine mobile Anwendung, beispielsweise für den Aussendienst, angebunden sein. "Das Ziel ist, die maximale Freiheit zu bekommen, um alles abbilden zu können, was in Zukunft als Vertriebswege entstehen wird", verdeutlicht Lieser.
Ausserdem können über solche Shopsysteme besondere Anforderungen im B2B-Handel besser umgesetzt werden. Spielen ERP- und Shopsystem gut zusammen, können die komplexen, kundenindividuellen Preise aus dem ERP-System kommen, das Shop-System holt sie dort ab und gibt sie an ein beliebiges Shop-Frontend weiter. Auch komplexe Lieferanforderungen lassen sich so leichter darstellen, etwa wenn Ware an eine bestimmte Baustelle geliefert werden soll, für das Entladen ein Bagger nötig ist und dieser dafür mindestens 50 Liter Diesel im Tank haben muss. Das kann ein Shopsystem allein fast nicht leisten, wohl aber ein im Hintergrund laufendes ERP-System.
Gleichzeitig warnt Lieser vor einer Feature-Jagd: Nicht alle Funktionen, die von Shop-System-Herstellern angepriesen werden, sind immer notwendig. "Die Frage sollte immer lauten: Ist das für mein Business sinnvoll? Erleichtert es meinen Kunden den Einkauf?", betont der Berater.