Digitalwelt in Zahlen 09.05.2017, 09:37 Uhr

Paid Content: Online-Bezahlmodelle auf dem Prüfstand

Nichts ist umsonst im Leben - das gilt auch für Inhalte aus dem Netz. Zunehmend vor allem für Fachinformationen. Denn Verlage erhoffen sich von Paid-Modellen Hilfe im Kampf gegen sinkende Werbeerlöse und Adblocker.
Wer zahlt für Inhalte im Web?
(Quelle: shutterstock.com/Jane Kelly)
In Zeiten sinkender Werbeerlöse und Adblocker-Diskussionen bleibt vielen Publishern und Content-Anbietern oft nur ein Ausweg: Sie setzen auf Paid-Content-Modelle. Digitale Inhalte werden dabei gegen Gebühren angeboten. Auch kostenpflichtige Downloads und das Streamen von Musik und Filmen sowie eBooks und Apps fallen unter den Begriff "Paid Content".
Im Jahr 2014 lagen die Paid-Content-Umsätze in Deutschland noch bei 3,5 Milliarden Euro. Für 2017 prognostizieren der eco-Verband der Internetwirtschaft und Arthur D. Little 5,9 Milliarden Euro.
Quelle: Arthur D. Little; eco/Statista

Verlage und ihre Paid-Modelle

Die Bereitschaft für Inhalte im Internet Geld zu zahlen wächst - und zwar nicht nur für Games oder Musik: Laut einer Bitkom-Umfrage zahlen etwa 22 Prozent der befragten Internetnutzer für journalistische Inhalte im Internet eine monatliche Pauschale. 20 Prozent der Befragten gaben an, für einzelne Artikel oder Ausgaben im Internet Geld gezahlt zu haben.
Ähnliches sagt auch eine Studie des DCI Institutes in Zusammenarbeit mit der Hochschule Fresenius, für die 2.612 Personen befragt wurden. Demnach haben bereits 17,6 Prozent der Deutschen für digitale Inhalte und Services bezahlt. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von fünf Prozent. Im Jahr 2017 wollen 15,1 Prozent der Befragten Geld für Fachinformationen ausgeben. Vor allem die Zielgruppe der 55- bis 64-Jährigen zahlt bereitwillig für Fachinformationen. Noch vergangenes Jahr lag der Anteil derer, die dafür Geld ausgeben wollen, bei 12,3 Prozent.

Die Probleme bleiben

Fakt ist aber: Auch wenn die Bereitschaft, für Fachinfos zu zahlen, vorhanden ist und zunimmt, haben aktuell alle Verlage - egal ob Axel Springer oder der kleine städtische Tagesanzeiger - Probleme, die Nutzer langfristig und beständig von Paid-Modellen zu überzeugen. Angebote wie die Bundesliga können bei Bild.de viele Nutzer locken, andere Publisher, die sich mit solch exklusivem Content schwer tun, können sich nicht über Paid-Modelle finanzieren.
Dabei haben sich inzwischen einige Bezahlmodelle etabliert: 
  • Harte Bezahlschranke: Hier können zahlende Abonnenten das Online-Angebot der Zeitung nutzen, für alle anderen ist es nicht zugänglich. (Beispiel: Westfälische Rundschau)

  • Freemium: Bei diesem Modell sind nur die Inhalte bezahlpflichtig, die aus Sicht des Publishers exklusiv beziehungsweise sehr nutzwertig sind. (Beispiele: Bild, Die Welt, Handelsblatt)

  • Metered Model: Hier hat der Nutzer kostenlosen Zugriff auf eine bestimmte Anzahl eigentlich kostenpflichtiger Inhalte. Ist dieses Kontingent erschöpft, wird er meistens zur kostenfreien Registrierung aufgerufen, die wieder ein zusätzliches Freikontingent beinhaltet. Erst wenn der Nutzer auch die Anzahl dieser erlaubten Abrufe überschreitet, wird er aufgefordert für ein Abonnement zu zahlen. (Beispiel: Augsburger Allgemeine)

  • Spenden-Modell / Freiwillige Bezahlung: Hier kann der Nutzer selbst entscheiden, ob und in welcher Höhe er für die Inhalte bezahlen möchte. (Beispiel: Taz)
Quelle: Statista/BDZV

Die Statistik zeigt die Nutzung der verschiedenen Paid-Content-Modelle durch die Zeitungsportale in Deutschland. 68 Zeitungen mit Paid-Content-Modell bieten laut BDZV das sogenannte Freemium-Modell an, bei dem die Redaktion darüber entscheidet, welche Artikel kostenlos beziehungsweise kostenpflichtig online gelesen werden können (Stand: 29. März 2017). Einen genauen Überblick über Zeitungen und deren Paid-Content-Angebote hat der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) erstellt.

Micropayment- Services

Publisher haben in Sachen Paid Content auch die Option, mit Micropayment-Anbietern zusammenzuarbeiten, zum Beispiel mit Flattr - das kürzlich von Eyeo übernommen wurde und auf einem Spendendienstmodell basiert - oder LaterPay.
Dabei bilden die Websites der Anbieter den Marktplatz, LaterPay bedient lediglich die Kasse. Spiegel Online etwa experimentierte seit Juni 2016 mit dem Anbieter - ein Versuch der scheiterte. Richten soll es nun offenbar ein Wechsel auf den Münchener LaterPay-Konkurrenten Plenigo.

Ausblick

Besteht also so gar keine Hoffnung für Verlage? Den Zahlen nach durchaus. So wollen über 65 Prozent der Befragten des DCI Institutes auch in Zukunft Bezahl-Angebote nutzen. Und: Es werden nicht mehr nur kleine Cent-Beträge investiert. Rund 27,1 Prozent geben monatlich mehr als zehn Euro aus. 11,1 Prozent lassen sich Paid-Content-Angebote sogar mehr als 15 Euro kosten. Platz nach oben ist aber allemal.




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