Einkaufen auf Pump 05.09.2023, 07:41 Uhr

Nutzung von "Buy Now - Pay Later"-Angeboten steigt rasant

"Buy Now - Pay Later": Einkaufen auf Pump ist beliebt. Zumeist werden Ratenkredite pünktlich zurückgezahlt. Vor allem jüngere Menschen nutzen nach Erkenntnissen der Schufa zunehmend die Möglichkeit, Einkäufe zum Beispiel im Online-Handel in Raten abzuzahlen.
(Quelle: Christin Klose/dpa)
Heute kaufen, morgen bezahlen - aus Sicht vieler Verbraucherinnen und Verbraucher ein verlockendes Angebot, zumal die Finanzierung oft zum Nulltarif angepriesen wird. Die Zahl neu abgeschlossener Ratenkreditverträge in Deutschland sei im vergangenen Jahr "rasant" gestiegen, stellte die Auskunftei Schufa fest: Gut 9,1 Millionen Abschlüsse seien 30 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Grossteil dieser Kredite wird vertragsgemäss zurückgezahlt. Allerdings drückt der allgemeine Preisanstieg aufs Budget vieler Menschen. Der Trend bei den Ratenkrediten geht der Schufa zufolge zu Kleinkrediten unter 1000 Euro. Vier von zehn (42,6 Prozent) der Neuabschlüsse hierzulande lägen inzwischen in diesem Bereich. Im Schnitt leihen sich Verbraucher in solchen Fällen 356 Euro, ein Jahr zuvor waren es 398 Euro, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Schufa-"Risiko- und Kreditkompass" hervorgeht.
Gut 3,8 Millionen der 9,1 Millionen neuen Verträge im vergangenen Jahr waren demnach Kleinkredite unter 1000 Euro. Ein Jahr zuvor hatte die Auskunftei mit Sitz in Wiesbaden in dieser Kategorie etwas mehr als 2 Millionen neue Abschlüsse gezählt. Erstmals war nun der Anteil der Kleinstkredite grösser als der Anteil der neu abgeschlossenen Kredite über Beträge von mehr als 10.000 Euro.

Warnung vor finanzieller Überlastung

"Auch die Rückzahlung von vielen kleinen Krediten kann schnell zu finanzieller Überlastung führen", warnte Schufa-Vorstandsmitglied Ole Schröder. Überwiegend werden Ratenkredite zwar vertragsgemäss zurückgezahlt: Wie in den beiden Vorjahren haben Verbraucher der Schufa zufolge in 97,9 Prozent der Fälle ihre Verbindlichkeiten zuverlässig bedient.
Umfragen zeigten jedoch, dass wegen der allgemein gestiegenen Preise "bei vielen Menschen die finanziellen Rücklagen mittlerweile aufgebraucht" seien, führte Schröder aus. Lohnsteigerungen wurden lange Zeit von der zwischenzeitlich auf Rekordhöhe geschnellten Inflation aufgezehrt. Der Anteil derjenigen, bei denen Zahlungen zum Beispiel mehrfach angemahnt wurden, hat sich im Schufa-Datenbestand zum Vorjahr leicht von 4,7 auf 4,8 Prozent erhöht.
Vor allem jüngere Menschen nutzen nach Erkenntnissen der Schufa zunehmend die Möglichkeit, Einkäufe zum Beispiel im Online-Handel in Raten abzuzahlen. Die Zahl der zum 31. Dezember 2022 laufenden Kleinkredite unter 1000 Euro ist im Schufa-Datenbestand vor allem in den Altersgruppen von 20 bis 39 Jahren gestiegen. Hier lagen die Zuwächse zum Vorjahr bei mehr als 50 Prozent. Am grössten war das Wachstum in der Gruppe der 20- bis 24-Jährigen mit 58,5 Prozent.

Schufa: "Genau nachgerechnet wird hier kaum"

Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht: «Null-Prozent-Finanzierung bedeutet nicht automatisch, dass Sie die Ware selbst günstig erwerben - sie kann vielmehr deutlich teurer sein als bei anderen Anbietern», warnt etwa die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Stiftung Warentest weist zudem darauf hin, dass sich Ratenkredite durch Gebühren und Restschuldversicherungen zum Teil "heftig" verteuern.
Die Schufa schreibt: Wer im Internet shoppe, wolle schnell kaufen. Die dort angebotenen Finanzierungen erschienen aufgrund der geringen Beträge günstig. "Genau nachgerechnet wird hier kaum."
Die seit dem vergangenen Sommer rasant gestiegenen Zinsen haben Ratenzahlungen zudem verteuert: Wer im August des laufenden Jahres über das Vergleichsportal Verivox einen Ratenkredit abgeschlossen hat, muss dafür im Mittel 7,35 Prozent Zinsen zahlen. Im August 2022 erhielten Kreditnehmer ihr Darlehen im Mittel noch zu einem Zinssatz von 4,75 Prozent - auf Jahressicht satte 55 Prozent Verteuerung.

Banken rechnen weiter mit Nachfrage

Nach Einschätzung der auf Finanzierungen von Konsum- und Investitionsgütern spezialisierten Kreditbanken in Deutschland wird dennoch die Nachfrage nach Konsumentenkrediten in den nächsten Monaten anhalten. "Privatpersonen werden in den kommenden zwölf Monaten in vergleichbarem Mass Kredite zur Anschaffung von Konsumgütern nutzen wie in den vergangenen zwölf Monaten", prognostizierte der Bankenfachverband Anfang August.
Schon im vergangenen Jahr hatte die Nachfrage nach Konsumentenkrediten nach zwei Jahren Corona-Flaute wieder deutlich zugenommen. Die im Bankenfachverband organisierten Institute vergaben allein an Privatkunden neue Kredite im Gesamtwert von 56,6 Milliarden Euro und damit 7,3 Prozent mehr als 2021.
Der Geschäftsführer des Bankenfachverbandes, Jens Loa, argumentiert: Gerade jetzt, wo das Preisniveau allgemein gestiegen sei und Menschen sich bei Anschaffungen zurückhielten, seien "Finanzierungsangebote essenziell, um die Konjunktur anzukurbeln". Der Verband rechnet für die nächsten Monate mit einer konstanten Kreditnachfrage: zum Beispiel fürs neue Auto, die neue Küche oder einen neuen Fernseher.



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