Trotz Corona
30.09.2020, 09:16 Uhr
Nike verkauft online 85 Prozent mehr
Stärker als erwartet: Nike konnte seine durch Corona erwarteten Umsatzrückgänge mit einem beachtlichen E-Commerce-Geschäft auffangen.
Der US-Sportausrüster Nike (Beaverton) muss in seiner neuesten Quartalsbilanz einen Umsatzverlust von lediglich einem Prozent auf 10,594 Milliarden US-Dollar (9,05 Milliarden Euro) hinnehmen. Analysten hatten aufgrund der Corona-Krise deutlich mehr erwartet.
Die Frage, ob das durch Corona verstärkte Online-Business künftig auf dem Niveau bleiben wird, hat Nike für sich bereits beantwortet. Das digitale Geschäft wuchs in den drei Monaten um 82 Prozent (in Europa sogar dreistellig) trotz bereits geöffneter Ladengeschäfte. Und auch der Nettogewinn stieg um 11 Prozent auf 1,53 Milliarden US-Dollar im Geschäftsquartal.
Die Direktverkäufe von Nike kletterten um 12 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar mit "Wachstum in allen Regionen". Die Lagerbestände stiegen um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr, gingen aber gegenüber dem Vorquartal um 9 Prozent zurück, weil Nike im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2020 weiterhin strategisch mit überschüssigen Beständen umgehen musste, die aus einer erheblichen Anzahl von Türschliessungen und geringeren Grosshandelslieferungen weltweit resultierten.
"Unsere Ergebnisse in diesem Quartal zeigen weiterhin den vollen Wettbewerbsvorteil von Nike, da wir unsere Position inmitten der Disruption stärken", erklärte John Donahoe, Präsident und CEO von Nike. "In diesem dynamischen Umfeld kann niemand mit unserem Tempo bei der Einführung innovativer Produkte und der tiefen Verbundenheit unserer Marke mit den Verbrauchern mithalten. Diese Stärken, gepaart mit unserer digitalen Beschleunigung, erschliessen das langfristige Marktpotenzial von Nike", so Donahoe.
Rückgang des physischen Einzelhandelsverkehrs
Die Umsatzentwicklung im ersten Quartal wurde durch das starke digitale Wachstum, geringere Umsätze im Grosshandelsgeschäft aber auch den Nike-eigenen Stores beeinträchtigt. Nahezu alle Nike-Türen waren während des Quartals in Nordamerika, EMEA und im Grossraum China geöffnet. Das entspricht etwa 90 Prozent der weltweiten Stores. Trotz einer Mehrheit der in diesem Quartal geöffneten Geschäfte verzeichnete Nike aufgrund der Auswirkungen von Covid-19 und sicherheitsbezogenen Massnahmen weiterhin einen Rückgang des physischen Einzelhandelsverkehrs auf dem gesamten Markt im Jahresvergleich. Dieser wurde teilweise durch höhere Konversionsraten ausgeglichen. In EMEA kehrte man zu einem Wachstum von 5 Prozent zurück, angeführt von einem dreistelligen Wachstum im digitalen Bereich. Der Umsatz in China stieg um 6 Prozent, angeführt von digitalen und Nike Factory Stores.
"Nike erholt sich schneller auf der Grundlage einer sich beschleunigenden Markendynamik und des digitalen Wachstums sowie unserer unermüdlichen Konzentration auf die Normalisierung von Angebot und Nachfrage auf dem Markt", so CFO Matt Friend. "Wir investieren weiterhin in Fähigkeiten, die unsere verbraucherorientierte digitale Transformation vorantreiben und so langfristiges Wachstum und Rentabilität für Nike fördern werden".
Nike-App-Nutzer können mit Käufen im Netz verknüpft werden
Laut Friend hätten sich die über die NikePlus-App erzielten Erlöse im Laufe des Quartals um 150 Prozent gesteigert. Ebenso sei die Zahl der aktiven App-Nutzer dreistellig gewachsen, und auch die Zahl der Workouts in der Nike Run-App habe deutlich zugelegt. Durch die Verbraucherdaten der Nike App-Nutzer im stationären Handel könne der Konzern die Kundendaten mit den entsprechenden Käufen im E-Com verknüpfen.
Der Umsatz der Marke Nike lag mit 10 Milliarden US-Dollar auf Vorjahresniveau, was auf ein zweistelliges Wachstum bei Nike Direct sowie auf ein Wachstum bei Sportswear und der Marke Jordan zurückzuführen ist. Dies wurde durch Rückgänge im Grosshandelsgeschäft ausgeglichen. Der Umsatz von Converse belief sich auf 563 Millionen US-Dollar (Plus 2 Prozent). Hauptsächlich sei diese Entwicklung auf die starke Nachfrage in Europa und im digitalen Bereich weltweit zurückzuführen.
Die Bruttomarge ging Corona-bedingt um 90 Basispunkte auf 44,8 Prozent zurück. Werbeaktionen zum Abbau von Überbeständen auf dem gesamten Markt und höhere Lieferkettenkosten waren die Hintergründe. Diese Faktoren wurden leicht durch günstige Vollpreis-Produktmargen und die Auflösung bestimmter Rückstellungen aus früheren Quartalen in Verbindung mit Kosten für die Stornierung von Bestellungen aufgrund einer unerwartet hohen Verbrauchernachfrage ausgeglichen.
Digitales Marketing statt Live-Sportveranstaltungen
Die Vertriebs- und Verwaltungskosten sanken um 11 Prozent auf 3,0 Milliarden US-Dollar. Die Marketing-Ausgaben beliefen sich auf 677 Millionen US-Dollar. Dieser Rückgang von 33 Prozent sei in erster Linie auf niedrigere Ausgaben zurückzuführen, da Live-Sportveranstaltungen überwiegend verschoben oder abgesagt wurden, was durch fortgesetzte Investitionen in digitales Marketing zur Unterstützung der gestiegenen digitalen Nachfrage leicht ausgeglichen wurde.
Die Erwartungen der Analysten konnte Nike mit diesen Quartalszahlen übertreffen. Anleger liessen die Aktie nachbörslich zunächst um mehr als acht Prozent steigen.