Kryptowährung: In drei Stufen zur Disruption

Deutsche Gesetze als Innovationsbremse für die Kryptowährung?

Dass die Bitcoin-Szene in Deutschland eher klein ist, liegt nach Meinung von ­Oliver Flaskämper, Gründer des Marktplatzes Bitcoin.de und Vorstand der Bitcoin Deutschland AG, an der vergleichsweise strengen Regulierung hierzulande. "Während unsere europäischen Nachbarn wie Grossbritannien, Österreich und die Niederlande eine Willkommens- und ­Ermöglichungskultur für Bitcoin-Start-ups geschaffen haben, tritt Deutschland auf der Stelle, was dazu führt, dass ­Bitcoin-Start-ups hier ein Schatten­dasein führen." In Deutschland sind gewerbliche Transaktionen mit der Kryptowährung umsatzsteuerpflichtig. Radoslav ­Albrecht, Vorstand des Bundesverbands Bitcoin e.V., findet es allerdings gut, dass die zuständige deutsche Regulierungsbehörde, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), die Kryptowährung früh als privates Geld und Rechnungseinheit regulatorisch eingeordnet hat.
"In vielen Ländern ist die rechtliche Lage deutlich unsicherer.“ Und er schätzt die Situation positiver ein: "Bitcoin ist im Vergleich zu anderen Ländern schon ziemlich gut in Deutschland angekommen." So stehe Deutschland gut bei den Downloads von Bitcoin-Clients da, und die beliebteste ­Bitcoin Wallet für Android komme aus Berlin. Flaskämper und Albrecht rechnen beide mit der Weiterentwicklung des deutschen Bitcoin-Ökosystems in den nächsten Jahren.

Kryptowährung: Disruption durch Blockchain 2.0

In der Schweiz, die aufgrund laxer Regulierungen und der Nähe zur sonstigen ­Finanzwirtschaft immer wieder als europäisches "Crypto Valley" bezeichnet wird, haben sich verschiedene Start-ups angesiedelt.
Eines davon ist Yacuna, eine Börse, auf der man verschiedene Kryptowährungen handeln und tauschen kann. Andrei Martchouk, CEO der Züricher Yacuna AG, glaubt, dass das eigentliche Potenzial der Technologie noch grösstenteils unerforscht ist: die Blockchain, die Grundlage der Bitcoin-Idee.
Mithilfe einer solchen Crowd-basierten, dezentralen Datenbank lassen sich nicht nur Transaktionen der Kryptowährung protokollieren. Es können auch alle denkbaren, digitalisierbare Einheiten getauscht, gehandelt und vereinbart werden, seien es ­Güter oder auch Grundbucheinträge. Der Coin wird dann zu einer Art Transportwährung, an die Informationen angeheftet sind.
Die Kryptowährung Ripple will ein solches universelles Tauschnetzwerk auf Basis der Blockchain sein, ein "Internet of Value", wie Chris Larsen, CEO von Ripple Labs, erzählt: "Wir glauben an eine Welt, in der sich Werte und Währungen genauso frei, sicher und verzögerungsfrei wie Informationen bewegen können."
Und für diese Vision seien Finanzinstitutionen die ersten Anwender, die damit grenzüberschreitende Zahlungen in Fiat-Währungen wie Euro oder US-Dollar abwickeln. Zurzeit haben laut Larsen schon drei Banken und ein Bezahlnetzwerk offiziell die Integration von der Kryptowährung Ripple verkündet, unter anderem die deutsche Fidor-Bank. 
Andrei Martchouk von Yacuna sieht die Zukunft seines Unternehmens vor allem in der Blockchain. Die eigene Börse sei nur das Anfangsprodukt, das langfristige Ziel sei eine Infrastruktur, die klassischen ­Finanzunternehmen die P2P-Technologie der Blockchain zur Verfügung stellt.
Besonders heiss wird in der Branche momentan diskutiert, dass über die Blockchain auch komplexe "Smart Contracts" programmiert werden können. Das Paradebeispiel für derartige Verträge ist eine ­automatisiert ablaufende Buchung über Airbnb.
Auch die Autoren des Buchs "Cryptocurrency" sehen viel Potenzial in der Blockchain. Und sie halten es für denkbar, dass Kryptowährungen Banken überflüssig machen könnten.
Das gegensätzliche Szenario wäre, dass die Kryptowährungen in der Nische bleiben. Und dazwischen sehen sie viel Raum für andere Entwicklungspfade. Grosse Unternehmen oder gar Regierungen könnten etwa jeweils eine eigene Kryptowährung anbieten und die Technologie erfolgreich vereinnahmen.
Einer der Autoren, Paul Vigna, glaubt, dass in den nächsten Jahren viel passieren wird: "Es gibt so viele verschiedene Arten, wie eine Kryptowährung und die damit einhergehende Technologie den Handel verändern kann. Ich bin mir sicher: In den nächsten zehn Jahren werden wir sehen, wie das alles ausprobiert wird."




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