Kryptowährung: In drei Stufen zur Disruption

Kryptowährung: Disruption durch Bitcoin

Bitcom mit Zahlen im Hintergrund
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Basis der Kryptowährung Bitcoin, die Peer-to-Peer(P2P)-Geldtransaktionen ohne zwischengeschaltete Dienstleister ermöglicht, ist eine Crowd-basierte Buchführung, die Blockchain. Tausende beteiligte Rechner prüfen anstehende Transaktionen auf ihre ­Legitimität und fassen sie zu grossen digitalen "Blöcken" zusammen. Der Umtauschkurs in Euro oder Dollar ergibt sich aus Kauf- und Verkaufsangeboten auf spezialisierten Börsen wie der deutschen Plattform ­Bitcoin.de.
Und der stieg seit 2013 rasant an. Anfang 2014 war ein Bitcoin zwischen 700 und 800 Euro wert. Ende 2013 wurde die Kryptowährung zwischenzeitlich sogar für mehr als 1.000 Euro gehandelt. Insgesamt ergab das eine Marktkapitalisierung von mehr als 10 Milliarden Euro. Heute liegt der Bitcoin bei drei Milliarden.

Kryptowährung: Disruption durch Altcoins

Parallel dazu setzte eine zweite Umwälzungsstufe ein. Hunderte alternativer Kryptowährungen, auch Altcoins genannt, fluteten das ­Internet. Sie hiessen Litecoin, Peercoin oder Devcoin.
Die Initiatoren klonten den Bitcoin-Algorithmus, optimierten ihn oder schrieben ihn gleich neu. Politische Aktivisten mischten mit, Spassvögel, ernsthafte Unternehmer und Betrüger. Die eigene Kryptowährung wurde zum Geschäftsmodell.
Der Litecoin ermöglichte noch schnellere Bestätigungen von Transaktionen, der Dogecoin startete als Bitcoin-Parodie und gewann als Spass-Kryptowährung viele junge Nutzer. Der isländische Auroracoin wollte ­eine Alternativwährung für das von der Finanzkrise gebeutelte Island werden.
Viele von ihnen blieben unbemerkt. Einige legten jedoch eine rasante Karriere hin. Anfang 2014 erreichte der Litecoin eine Marktkapitalisierung von 270 Millionen Euro, das Dogecoin-Netzwerk war rund 50 Millionen Euro wert.
Lange Zeit sah es so aus, als sei der Aufstieg von Kryptowährungen unaufhaltsam. Doch dann kam der Knall: Die weltweit grösste Bitcoin-Börse Mt. Gox meldete mehrere Hunderttausend Bitcoins als gestohlen, mit einem Gegenwert von 350 Millionen Euro. Seit der Insolvenz von Mt. Gox Ende Februar 2014 ist die Kryptowährungsszene paralysiert. Mehr als ein Jahr später hat sich in der Bitcoin-Landschaft auf den ersten Blick nicht viel getan. 100.000 Webshops mit Integration der Kryptowährung soll es weltweit geben, dem stehen aber nur etwa gleich viele tägliche Transaktionen gegenüber. Um tatsächlich eine Alternative zu herkömmlichen Zahlungsmitteln zu werden, reicht das nicht aus.
Das Hamburger Start-up 9flats.com ­gehört zu den Websites, die Zahlungen mit Bitcoins akzeptieren. Roman Bach, CEO des Buchungsportals, meint, man habe über die Zahloption eine ­attraktive, treue Kundschaft gewonnen: "Heute sehen wir, dass Bitcoin-User Seiten bevorzugen, auf denen sie mit der Kryptowährung zahlen können."
Über Bitcoin sei ungefähr ein Monatsumsatz pro Jahr zusätzlich zu erreichen. Auch der international tätige Lieferservice Takeaway.com akzeptiert die Kryptowährung auf einigen Länderseiten, darunter auf der Hauptdomain Takeaway.com. Die deutsche Tochtermarke Lieferservice.de gehörte bis vor Kurzem zu den Bitcoin-Akzeptierern; allerdings will Takeaway seine Präsenz am deutschen Markt vereinheitlichen und die Marke Lieferservice.de zugunsten von Lieferando auf­geben - und Lieferando akzeptiert die Kryptowährung bisher nicht.
Auch einige grössere Unternehmen akzeptieren diese Währung. Paypal USA ermöglicht Händlern mittlerweile, die Kryptowährung zu akzeptieren, und auch auf dem US-amerikanischen Expedia-Angebot lässt sich so zahlen. Das Hamburger Gaming-Unternehmen Bigpoint ist dabei und der ­Online-Foodshop von Edeka. Der nutzt wie viele andere die Dienste des weltgrössten US-Anbieters Bitpay, der bisher 60.000 Webshops angeschlossen hat. Zudem existiert rund um den Globus ein Hun­derte Millionen Dollar schweres Start-up-Ökosystem zu Kryptowährungen. Die Start-ups arbeiten an Anwendungen, um den Bitcoin leichter und nahtloser bedienbar zu machen, und sie bauen neue Dienstleistungen damit auf.




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