Meine Top-Kampagne
08.11.2019, 11:56 Uhr
Kleiderbügel - das schmutzige Geheimnis der Fashion-Industrie
In regelmässigen Abständen bewerten und analysieren Experten aus der Digitalbranche exklusiv für uns aktuelle Werbekampagnen. Diese Woche kommentiert Heiko Gregor, Geschäftsführer von Hoffmann und Campe X.
Von Heiko Gregor, Geschäftsführer von Hoffmann und Campe X
Spätestens mit Beginn des Greta-Hypes ist Nachhaltigkeit im Werbe- und Kommunikations-Mainstream angekommen. Viele Marken schmücken sich mittlerweile mit entsprechenden Kampagnen. Tatsächlich meinen es sogar viele Unternehmen wirklich ernst - wie wir von Hoffmann und Campe X übrigens auch.
Allerdings lohnt gerade bei Kampagnen mit Nachhaltigkeitsziel ein genauer Blick: Wie wichtig ist den Machern die Sache wirklich und - was oft vergessen wird - wie nachhaltig ist die Produktion? Hier scheitern viele. Nicht so die bemerkenswerte Kampagne "Fashion's Dirty Little Secret" der Kleiderbügel-Marke Arch & Hook.
Auf der London Fashion Week gelauncht, knöpft sich die Werbeaktion ein grosses, aber bisher unbeachtetes Problem der globalen Textilindustrie vor: Plastikkleiderbügel. Bislang sind die Hänger unverzichtbar für den knitterfreien Fashion-Transport. Das führt aber auch dazu, dass jedes Jahr rund 85 Milliarden Plastikbügel in den Müll wandern und die Umwelt belasten.
Einwegplastik-Phänomen
Geschickt erklärt der Kampagnen-Titel dieses Einwegplastik-Phänomen zum schmutzigen Geheimnis einer ganzen Branche. Die nachhaltigen Bügel von Arch & Hook sind dagegen zu 100 Prozent aus recyceltem Material oder aus FSC-zertifiziertem Holz. Das erste Kriterium einer stichhaltigen Nachhaltigkeitskampagne ist erfüllt: Kleiderbügel dieser Marke helfen der Umwelt und schonen Ressourcen.
Aber auch das Kampagnen-Video als zentrales Element ist nachhaltig gestaltet. Dabei setzt die Ridley Scott Creative Group bei der Darstellerin auf ein Mitglied der "Model Mafia", einer Gruppe engagierter Models, die sich aktiv für den Umweltschutz einsetzen. Nimue Smit trägt im Video ausserdem Mode und Designs des nachhaltig arbeitenden Couturiers Ronald van der Kemp.
Das alles ist konsequent und überzeugt. Ausserdem wird der notwendige Schritt weitergedacht, an dem die Werbebranche noch viel zu oft scheitert: authentisch sein und Vertrauen substanziell aufbauen. Für mich gehört die Kampagne zu den absoluten Positivbeispielen, wie man sich unabhängig vom Greta-Hype ernsthaft mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen kann.