Warum der indische Markt für Amazon so wichtig ist

Schon 2019 eröffnete Amazon im indischen Hyderabad einen Riesencampus. Er umfasst 9,5 Hektar und bietet Büroräume für rund 15.000 Mitarbeiter. Mehrere hundert Millionen US-Dollar liess sich der Konzern die Anlage damals kosten. Einem Bericht des Manager Magazins zufolge sollen die Investitionen in den Markt nun weiter gesteigert werden. Das betonte Amazon-CEO Andy Jassy bei einem Besuch des indischen Premierminister Narendra Modi in den Vereinigten Staaten. Insgesamt sollen die Investition bis 2030 auf 26 Milliarden US-Dollar steigen, damit kämen 6,5 Milliarden US-Dollar an geplanten neuen Geldern dazu.

Als eines der wachstumsstärksten Schwellenländer - mit über 1,4 Milliarden Menschen - bietet Indien grosses Potenzial. Es wird in diesem Jahr China in Sachen Bevölkerungsanzahl überholen: Während China zudem zunehmend in das Problem der Überalterung kommt, geht Indien mit einer deutlich jüngeren Bevölkerung ins Rennen.

Eine wachsende Mittelschicht, eine zunehmende Internetdurchdringung und ein damit einhergehender Anstieg des Online-Shoppings machen das Land neben der grossen Kundschaft für viele E-Commerce-Player spannend. Seit die Regierung ausländische Investitionen im E-Commerce-Sektor erleichtert, baut Amazon kontinuierlich seine Präsenz dort aus.

Der lukrative Markt führt jedoch auch zu einem sehr wettbewerbsintensiven E-Commerce-Feld, in dem Amazon mit Unternehmen wie Flipkart (gehört zu Walmart) und Reliance JioMart (gehört zu Reliance Industries) um Marktanteile konkurriert. Auch Alibaba hat Indien als Zukunftsmarkt auserkoren - wenngleich der chinesische Konzern seine Anteile an paytm, nach eigenen Angaben Indiens grösster Mobile-Payment-Anbieter, erst Anfang dieses Jahres verkauft hat.

Neben dem E-Commerce boomt im Moment vor allem der indische Markt für Cloud-Dienste. Laut IDC soll dieser bis 2026 voraussichtlich ein Volumen von 13 Milliarden US-Dollar erreichen. Bis 2026 wird eine jährliche Wachstumsrate von 23,1 Prozent erwartet. Das sorgt für wachsende Begehrlichkeiten nicht nur seitens Amazons; eine Reihe internationaler Firmen, darunter Microsoft und Google, erhöhen derzeit ihre Cloud-Investitionen in Indien. Ein Grund: Die indische Regierung strebt eine strengere Aufsicht über grosse Technologiefirmen an, indem diese zur lokalen Datenspeicherung gedrängt werden.

Amazon selbst will mit seiner Cloud-Sparte AWS die Infrastruktur weiter ausbauen und 13 Milliarden US-Dollar hierfür bis 2030 in die Hand nehmen. Das Unternehmen betreibt bereits zwei Rechenzentren auf dem indischen Subkontinent.