Corona-Krise
18.03.2020, 13:45 Uhr
18.03.2020, 13:45 Uhr
Händler in China erhöhen wieder Werbebudgets
Die Reisebranche hat ihre Etats auf Google und Amazon massiv heruntergefahren. Doch in den chinesischen Markt kommt wieder Bewegung. Das wirkt sich auch auf den E-Commerce hierzulande aus.
Die Ausgaben für Google Ads und Sponsored Products auf Amazon leiden unter der Corona-Krise. Eine Auswertung des Unternehmens Adspert zeigt, dass die Budgets sogar etwas stärker zurückgehen als die Börsenindizes. Besonders im Bereich des Tourismus, aber auch unter den E-Mobility-Anbietern würden die Spendings gerade massiv zurückgefahren, so Marcel Pirlich, CEO von Adspert.
Wo es sonst nur so vor Anzeigen wimmelte, herrscht teils gähnende Leere. Adspert vertreibt eine Software, die Kampagnen auf Amazon und Google automatisiert verwaltet und wertet dazu kontinuierlich Daten aus. Grundsätzlich betreffen diese Aussagen weltweit alle Märkte. "In fast allen Branchen gehen die Umsätze zurück", sagt Pirlich.
"Dramatischer" Rückgang
Diese Beobachtungen decken sich mit ähnlichen Ergebnissen des Unternehmens Gemius. Die Research- und Tech-Company konstatiert bei den Video-Ad-Kontakten der Reiseindustrie einen "dramatischen" Rückgang um zwei Drittel. Ebenfalls stark betroffen sind nach ihrer Analyse Restaurants. Deren Ad-Kontakte gingen im letzten Monat um die Hälfte zurück.
Allerdings sendet der chinesische Markt derzeit auch wieder Hoffnungssignale. Dort sähe man gerade Anzeichen einer Erholung, so Pirlich. Offenbar reaktivieren Händler in Cina ihre Produktionsstätten, was sich auch auf die Spendings auf Google und Amazon auswirkt. Pirlich: "Einige schnelle deutsche und europäische Händler reagieren auf die Wiederbelebung des Geschäfts in China und reaktivieren ihre Budgets. Teilweise werden sie sogar ausgebaut."
Gerade was die Plattform Amazon betrifft rät Pirlich deutschen Händlern, die Entwicklungen genau zu verfolgen. Schon bei den ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung sei es sinnvoll, die Ausgabe für Sponsored Ads wieder hochzufahren. "Schon vor der Corona-Krise haben auf Amazon die chinesischen Händler die ersten zehn Ergebnisse bei der Suche nach vielen technischen Produkten dominiert. Die Gefahr ist gross, dass sie auch jetzt wieder schnell nach vorne drängen." Händler sollten also überlegen, wie weit sie ihre Budgets zurückfahren und wann sie diese wieder anpassen.
Schnelle wirtschaftliche Erholung
Dass dies die richtige Strategie sein könnte, meint beispielsweise auch die Boston Consulting Group (BCG). Die BCG hat die Wirtschaftskrisen der letzten 100 Jahre analysiert, die weltweit durch Epidemien ausgelöst wurden. Danach war in allen Fällen eine sehr schnelle wirtschaftliche Erholung feststellbar. Allerdings waren die weltweiten Auswirkungen mit ihren Shutdowns selten so tiefgreifend.
Dass die Entwicklungen mittelfristig zu einer Verstärkung des Online-Handels führen könnten - davon geht offenbar Amazon aus. Das Unternehmen hat soeben angekündigt, in den USA weitere 100.000 Arbeitsplätze in Auslieferung und Lager zu schaffen, um die gestiegene Nachfrage befriedigen zu können.