Corona-Krise
21.01.2021, 06:36 Uhr
Die Frachtcontainer werden knapp
Duch die Corona-Krise sind international die Lieferketten durcheinander geraten. Jürgen Schuster, Chef des E-Commerce-Spezialisten Raumschmiede sieht aktuelle Probleme in der weltweiten Frachtcontainerlogistik, die sich erst im Frühjahr wieder normalisieren dürften.
Von Jürgen Schuster, Geschäftsführer der Raumschmiede GmbH in Genderkingen
Abseits aller gesellschaftlichen Verwerfungen wirkt sich die Corona-Pandemie auch erheblich auf den internationalen Handel aus. Da Frachtcontainerkapazitäten für den Transport von Waren aus Asien nach Deutschland aktuell nur in viel zu geringer Zahl verfügbar sind, gibt es erhebliche Probleme im internationalen Warenverkehr.
Nicht genug Frachtkapazitäten
Die Ursache hierfür liegt vor allem in der durch die Corona-Einschränkungen entstandene erhöhte Nachfrage nach Haushalts- und Konsumgütern. Da diese hauptsächlich aus Asien kommen, ist ein sehr hoher Mehrbedarf an entsprechenden Frachtkapazitäten entstanden. Da in den europäischen Zielländern angesichts der stark angeschwollenen Import-Warenströme ein Rückstau beim Abtransport und Entladen der Container entsteht und andererseits aufgrund der noch niedrigen Exporte nach Asien generell weniger Container nach China & Co. zurückfliessen, stehen aktuell nicht genug Frachtkapazitäten für den deutschen Importbedarf zur Verfügung. Unsere Speditionsdienstleister beziffern den aktuellen Rückstau alleine für China auf einige Hunderttausend Container.
Schnellstmöglich und flexibel anpassen
Die allgemein geringe Verfügbarkeit und die zusätzlichen Kosten für die Leerverschiffung von Containern zurück nach Asien führen aktuell zu starken Lieferverzögerungen sowie rapide steigenden Frachtpreisen. Innerhalb der letzten drei Monate sind beispielsweise die Frachtkosten für einen Standard 40 Fuss Container von gut 1.000 USD auf aktuell über 6.000 USD explodiert, Tendenz weiter steigend.
Wir müssen daher die weltweite Logistik sehr genau in Echtzeit beobachten, um unsere Lieferprozesse jeweils schnellstmöglich und flexibel anpassen zu können. Kurzfristig benötigte Waren ziehen wir nach Möglichkeit vor, ehe die Preise noch weiter steigen. Da ausserdem bestimmte Containertypen wie etwa 40HQ stärker nachgefragt werden, weichen wir, wenn es Warengrössen und Stückzahlen erlauben, frühzeitig auf besser verfügbare Transporteinheiten aus.
Da Containerplätze auf Schiffen bereits einige Zeit im Voraus gebucht werden müssen, ist es wichtig, dass wir in ständigem Austausch mit unseren Lieferanten stehen, um hier rechtzeitig Plätze zu erhalten und um bei Verzögerungen einer Ware auf andere, bereits verfügbare, Lieferungen wechseln zu können. Gleichzeitig ergibt sich auch immer wieder die Chance, kurzfristig frei gewordene Plätze anderer Importeure zu übernehmen. In Einzelfällen steigen wir auch auf den Containertransport per Bahn um.
Besserung erst im Frühjahr
Die aktuellen Frachtprobleme werden unserer Meinung nach weltweit noch mindestens bis in den März 2021 hinein anhalten. Bis zum chinesischen Neujahrsfest am 12. Februar wird sich die Lage sogar weiter verschärfen. Da rund um diesen Termin nahezu ganz China wochenlang stillstehen wird, werden zuvor noch möglichst viele Waren verschifft. Das erhöht wiederum das nachgefragte Volumen und die bereits zu knappen Kapazitäten können die hohe Nachfrage nicht abfangen.
Aufgrund der aktuellen Ausnahmesituation und angesichts der Tatsache, dass Europa im Februar und März 2021 die aktuelle Krisensituation noch nicht überwunden haben wird, gehe ich davon aus, dass sich die weltweit aus dem Gleichgewicht geratene Logistik im kommenden Jahr erst ab dem Beginn der warmen Jahreszeit wieder normalisieren wird. Bis dahin werden die Frachtraten weiter steigen. Dadurch könnten an sich niedrigpreisige Artikel in den nächsten Monaten teurer oder verzögert geliefert werden.
Für die Zeit nach Corona gehen wir von einer insgesamt höheren Online-Nachfrage aus, da sich das Einkaufsverhalten vieler Menschen nachhaltig verändert haben wird.
Für die Zeit nach Corona gehen wir von einer insgesamt höheren Online-Nachfrage aus, da sich das Einkaufsverhalten vieler Menschen nachhaltig verändert haben wird.