eBay und Paypal: Getrennte Wege - und jetzt?
Nach Aktiensplit jetzt Übernahmekandidaten
Der Aktiensplit hat den Wert beider Gesellschaften deutlich verkleinert. Die Marktkapitalisierung von eBay pendelte sich in der ersten Börsenwoche bei knapp 35 Milliarden, der von Paypal um 45 Milliarden US-Dollar ein. Aktionäre spekulieren deshalb auf Übernahmen: So soll Konkurrent Alibaba an eBay interessiert sein, um seine Expansion nach Europa und USA schneller voranzutreiben: "eBay ist in Europa und Amerika stark, wo Alibaba schwach ist", sagt Patrick Boos, einst Manager von eBay Deutschland und heute Partner der Beratung dgroup. "Das passt strategisch, zumal die Versuche von Alibaba, mit 11main im Westen erfolgreich zu sein, gescheitert sind."
Doch auch US-amerikanische Szenarien sind denkbar: So sollen auch die Handelskonzerne Target und Walmart ihr Auge auf den Online-Marktplatz geworfen haben, um ihre Online-Geschäfte zu pushen. Walmart erlöst derzeit rund zehn Milliarden Dollar im Jahr online, das sind gut zwei Prozent seines Umsatzes von 428 Milliarden US-Dollar. Zwar zählt Walmart schon mit dieser Summe laut Internet Retailer zu den grössten Online-Händlern der USA, doch die Online-Erlöse würden mit eBay sehr viel schneller wachsen, Walmart könnte überdies sein Angebot um Auktionen erweitern, eBay-Händler schliesslich den Lieferservice von Walmart besser auslasten.
Mit Kauflust gegen Übernahmegerüchte
Die Liste möglicher Käufer ist bei Paypal länger. Doch die Marktkapitalisierung von zurzeit knapp 45 Milliarden Dollar grenzt die Zahl der Interessenten auch wieder ein. Der Kaufpreis würde nämlich mindestens um 20, wenn nicht gar 40 bis 50 Prozent darüber liegen. Das Interesse an elektronischen Bezahlsystemen ist gross, Telekommunikationsunternehmen interessieren sich ebenso dafür wie Banken oder Handels- und Internetkonzerne. Und hat einiges zu bieten: aktuell 169 Millionen aktive Nutzer weltweit, das Bezahlsystem erwirtschaftet nur noch 22 Prozent seiner Einnahmen mit eBay, hat sich also von der einstigen Mutter emanzipiert. "Es gibt weltweit kaum Banken, die solche Summen stemmen könnten", meint Christoph Kaserer, Professor an der Technischen Universität München und Kenner der Finanzwirtschaft, und verweist auf die Eigenkapitallücken der Finanzunternehmen. "Google und andere Web-Konzerne tun sich leichter damit, Paypal zu integrieren." Das Bezahlsystem könnte die Payment-Technologien beispielsweise von Google, Apple, Amazon oder auch Alibaba bereichern und ergänzen.
Paypal-Chef Dan Schulmann kann 6,6 Milliarden für Zukäufe und Neuentwicklungen ausgeben
Quelle: Paypal
"Viele Player wie Apple oder Telekommunikationsgesellschaften setzen zurzeit verstärkt auf das Bezahlen mit Smartphones", so Kaserer. "Der Markt ist grösser, weil sich für Mobile Payment auch der Einzelhandel interessiert. Paypal kann hier noch mitspielen, die technologische Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen."
Big Data und die Auswertung von Kundenverhalten und Finanztransfers eröffnen ebenfalls Wachstumspfade. "Der Paymentmarkt differenziert sich aus, unterschiedlichste Bereiche wachsen zusammen", beobachtet Korschinowski. "Die Auswertung von Finanzdaten hilft, weitere Dienstleistungen zu entwickeln, ausserdem könnte Paypal sein Geschäft mit Unternehmenskunden ausbauen." Viel Zeit für strategische Überlegungen bleibt Paypal-Chef Schulman allerdings nicht. Er muss schnell handeln, will er mit Paypal weiterhin selbständig agieren und bei neuen Dienstleistungen mit agilen, smarten Fintechs konkurrieren.