Marktplätze im Clinch
04.10.2018, 12:28 Uhr
eBay mahnt Amazon wegen Händlerabwerbung ab
Amazon-Mitarbeiter sollen systematisch die Nachrichtenfunktion auf eBay genutzt haben, um mit eBay-Verkäufern in Kontakt zu treten und diese zum Verkauf auf Amazon zu bewegen. eBay reagierte mit einer Unterlassungsanordnung.
Rund 50 Amazon-Mitarbeiter weltweit sollen über 1.000 Nachrichten an eBay-Verkäufer geschickt haben, um sie für den Verkauf auf Amazon anzuwerben, berichtet das Wall Street Journal (via Wortfilter.de). Dabei verschleierten die Amazon-Mitarbeiter ihre Identität offenbar mit verkürzten oder leicht veränderten E-Mail-Adressen und entgingen so einer automatischen Erkennung. eBay-Händlern schlugen sie in ihren Nachrichten vor, direkt zu Amazon zu wechseln und sich im Rahmen eines Telefongesprächs über den Konkurrenzmarktplatz zu informieren. Die Rekrutierungspraxis flog anscheinend auf, als ein eBay-Händler seinen Marktplatz über die Kontaktaufnahme durch einen Amazon-Mitarbeiter informierte.
eBay reagierte auf die Information mit einem Unterlassungsschreiben ("cease-and-desist-letter") an den Konkurrenten und behauptet, Amazon habe gegen das US-amerikanische Gesetz zur Bekämpfung von Computerkriminalität verstossen. "Wir können bestätigen, dass wir ein rechtswidriges und beunruhigendes Verhalten von Amazon aufgedeckt haben, um eBay-Verkäufer aufzufordern, auf die Plattform von Amazon zu wechseln", sagte ein eBay-Sprecher in einer Erklärung. "Wir haben gefordert, dass Amazon seine rechtswidrige Tätigkeit beendet und bei Bedarf die entsprechenden Massnahmen zum Schutz von eBay ergreift."
Amazon hat sich zu dem Vorgang bislang nicht geäussert. Ein Sprecher teilte auf Anfrage lediglich mit: "Wir führen eine gründliche Untersuchung dieser Vorwürfe durch." In den Händlergruppen Wortfilter und Multichannel Rockstars auf Facebook bestätigen allerdings bereits mehrere Händler, dass sie selbst gezielt von Amazon angeworben wurden - aufgrund ihrer Angebote auf eBay.