Wie Decathlon ohne Kassen Waren verkauft

Herzstück für Fulfillment-Prozesse

Bei Decathlon in Emeryville bildet die Newstore-Lösung das Herzstück des Auftragsabwicklungsprozesses. Sie ist mit der Enterprise-Resource-Planning-Software, der Webseite sowie mit weiteren Lösungen für die Payment-Abwicklung, für den Versand und für Retouren verbunden. Alle diese Systeme kommunizieren über Schnittstellen miteinander.

Blick auf die Verkaufsfläche von Decathlon mit einer mobilen Checkout-Station
Quelle: Newstore
Leon sieht als Vorteil für Decathlon, dass dieses Setup jedes Szenario abbilden könne wie "online bestellen, im Laden ­abholen" oder "im Laden kaufen und nach Hause liefern lassen". Demnächst wird es auch möglich sein, dass Kunden online kaufen und die Ware aus dem Laden zum Kunden geliefert wird.
Eine der grössten Herausforderungen für jeden Händler sei es, das richtige Sortiment zum passenden Zeitpunkt so nah am Kunden wie möglich zu haben, erläutert Leon. Wenn es gelingt, die Bestellungen so zu dirigieren, dass die Strecke zwischen dem Kunden und der bestellten Ware so kurz wie möglich ist, kann das über den Erfolg oder Miss­erfolg eines Handelsunternehmens entscheiden.

Online-Konkurrenz des stationären Handels

Damit spielt Leon auf die Online-Konkurrenz des stationären Handels an, die ihre Kunden immer schneller, in Ballungsgebieten sogar noch am gleichen Tag, beliefern will, Stichwort "Same-Day Delivery". Dem setzt Decathlon eine ­eigene Same-Day-Lieferstrategie entgegen. Erste Filialen in Deutschland bieten das beispielsweise schon an.
Doch nicht nur bei den Zustellungsprozessen ist Decathlon flexibel, auch der Kundenkontakt ist in vielen Varianten möglich: "Dank der Schnittstellen von Newstore können wir verschiedene Kundenkontaktpunkte einbinden, beispielsweise ein Kiosk-System oder mobile Apps, und so innovative Customer Journeys schaffen", sagt Leon und ergänzt: "Als Händler müssen wir darauf vorbereitet sein, unser System immer wieder zu ­rekonfigurieren, vielleicht bei einem Teil davon den Stecker zu ziehen und Prozesse zu entwickeln, die neue Geschäftsstrate­gien schnell unterstützen können."
Erfahrung mit der Newstore-Lösung hatte Decathlon bereits im "Lab Store" in San Francisco gesammelt. Den Superstore mit der Omnichannel-Lösung auszustatten, dauerte etwa sechs Monate. Aber: ­IT-Systeme seien immer "work in progress", kommentiert Leon.

Hintergrund: Wer ist Newstore?

Der Softwareanbieter Newstore wurde 2015 von Stephan Schambach gegründet. Schambach kennt die digitale Handelswelt seit ihrem Start, weil er die Shop-Software-Unternehmen Intershop und Demandware gründete. Demandware hatte 2004 eine der ersten Software-as-a-Service-Lösungen für den E-Commerce angeboten und war 2016 für 2,8 Milliarden US-Dollar von Salesforce übernommen worden.
Mit Newstore weitet Schambach die Zielgruppe aus und nimmt den stationären Einzelhandel ins Visier, der vor einer grossen Digitalisierungswelle beziehungsweise -Aufgabe steht.
Newstore beinhaltet eine Cloud-basierte Order-Management- und ­eine mobile Point-of-Sale-Lösung und läuft auf dem Apple-Betriebssystem iOS. Einzelhändler sollen damit ihre Filiale über iPhones betreiben können. Apps für das Verkaufspersonal und vorgefertigte E-Commerce-Schnittstellen ermöglichen es, Funktionen wie das kassenlose, mobile ­Bezahlen anzubieten.

Stephan Schambach, Gründer und CEO von Newstore
Quelle: Loomish
Newstore sieht sich selbst nicht als Shop-System, sondern als Erweiterung der IT um fehlende Omnichannel-Fähigkeiten. Das Unternehmen mit Sitz in Boston und Niederlassungen in Berlin und Erfurt bietet keine "Consumer-Facing"-Lösungen wie einen Web­shop, eine native oder Progressive Web App an. Diese müssen von Dritten zugeliefert werden.
Obwohl Newstore schon seit einigen Jahren aktiv ist, hat man von dem Unternehmen in den vergangenen Jahren - zumindest in Deutschland - nicht viel gehört. Decathlon USA ist einer der ersten grösseren Kunden von Newstore in den USA.
Das Abrechnungsprinzip für die Order-Management-Lösung für Handelsunternehmen oder Marken ist abhängig vom Umsatz: Nach einer Set­up-Gebühr erhält Newstore einen Teil des Umsatzes, der über die Lösung generiert wird.



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