Shopifys Quartalszahlen
25.05.2020, 08:47 Uhr
Corona-Pandemie bringt Shopify neue Händler
Shopify verzeichnet ein deutliches Plus bei Neukunden, muss aber Einbussen im bestehenden Geschäft hinnehmen. Die Prognose für das Gesamtjahr hat der kanadische Shopsoftware-Hersteller ausgesetzt. Neue Features sollen für Attraktivität der Software sorgen.
Die Zahlen, die der kanadische Shopsoftware-Hersteller Shopify unlängst präsentiert hat, sprechen eine deutliche Sprache: Zwischen dem 13. März 2020 und dem 24. April 2020 stieg die Zahl der Neukunden, die Shopify für den Betrieb ihrer Online Shops einsetzen, um satte 62 Prozent vergleichen mit den sechs Wochen von Ende Januar bis Mitte März 2020.
Gleichzeitig kletterte die Anzahl der Händler, die ihren Shop innerhalb von nur drei Tagen eröffnet haben, um 85 Prozent nach oben. Das zeigt, wie gross der Druck stationärer Händler war und vielleicht noch immer ist, auf die Schliessung ihrer Läden mit dem Einstieg in den Online-Handel zu reagieren.
Und: Shopify nutzt die Gelegenheit, möglichst viele der Einsteiger an sich zu binden. So hat das Unternehmen die kostenlose Testphase für seine Software von 14 Tagen auf 90 Tage verlängert. Das kostet zwar kurzfristig Einnahmen. Es könnte aber das Wachstum mittelfristig deutlich beschleunigen, wenn die Testkunden dem Unternehmen auch über die akute Krise hinaus treu bleiben.
Mit günstigeren Tarifen Kosten sparen
Parallel dazu spürt Shopify aber auch die wirtschaftliche Not etlicher Bestandskunden. So sind im März und April deutlich mehr Händler, die bisher das Premium-Produkt "Shopify Plus" nutzen, auf günstigere Tarife umgestiegen, weil ihre Umsätze eingebrochen sind und sie sofort Kosten reduziert haben. Genaue Zahlen nennt Shopify dazu nicht.
In Grossbritannien und in Kanada bietet das Unternehmen seinen Händlern seit kurzem die Finanzierungslösung "Shopify Capital“ an. "Wir bieten einen Cash-Vorschuss an, der durch künftige Verkäufe zurückgezahlt wird“, beschreibt Shopify die Lösung. Der Vorschuss kann zwischen 200 kanadische Dollar und 500.000 kanadische Dollar betragen, wenn Shopify entscheidet, dass ein Händler dafür in Frage kommt.
17,4 Milliarden US-Dollar Gross Merchandise Volume
Insgesamt steht der Shopsystem-Hersteller derzeit gut da: Der Gesamtumsatz legte im ersten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal um 47 Prozent auf 470 Millionen US-Dollar zu, der Bruttogewinn stieg um 43 Prozent auf 257 Millionen Dollar. Das "Gross Merchandise Volume" stieg im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 46 Prozent auf 17,4 Milliarden US-Dollar.
Gross Merchandise Volume ist eine E-Commerce-Metrik, mit der das Transaktionsvolumen der Shopify-Händler gemessen wird. Sie erfasst den Gesamtwert aller Bestellungen (in US-Dollar), die über die Shopify-Plattform und Apps abgewickelt werden.
Allerdings bremst das Unternehmen zu hohe Erwartungen: Aufgrund der Corona-Pandemie herrsche grosse ökonomische Unsicherheit, die Folgen, wie eine mögliche globale Rezession mit Arbeitslosigkeit und gedämpften Konsumausgaben, seien nicht absehbar. Deswegen hat das Unternehmen seine Jahresprognose für 2020 vorerst kassiert.
Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, verstärkt Shopify seine Werbeaktivitäten und den Ausbau der Funktionalitäten seiner Software. So soll mehr Geld in ein grosses Marketing-Budgets fliessen, das unter anderem für eine Kampagne zur Markenbildung vorgesehen ist. Ausserdem hat Shopify eine ganze Reihe an Produkterweiterungen auf dem Markt gebracht, die vor allem den Multichannel-Verkauf erleichtern sollen. Neu ist etwa "Shopify POS", eine nach Unternehmensangaben schnellere und skalierbarere Point-of-Sale-Software, die auch komplexeren Anforderungen des stationären Einzelhandels gerecht werden soll.
Neue Shop-App als Marktplatz für lokale Händler
Ausserdem haben die Kanadier die Shopify-App "Shop" gelauncht, die die Funktionalitäten der beiden Apps "Shopify Pay" und "Shopify Arrive" in sich vereint. Die App entspricht einer Art Marktplatz für lokale Händler, die sich dort präsentieren können. Die Konsumenten können sich über Produkte informieren, sie direkt über die App kaufen und bezahlen. Sie können auch lokalen Händlern folgen, sich Bestellungen in eine lokale Filiale liefern lassen und den Versandstatus ihrer Bestellungen nachverfolgen. Händler haben ihrerseits die Möglichkeit, neue Kunden zu erreichen und personalisierte Angebote an sie auszuspielen.
In Deutschland ist Shopify zudem mit einer Pinterest-App auf den Markt gegangen, über die Shopify-Händler ihre Produktkataloge bei der Bilder-Suchmaschine hochladen und sie direkt in kaufbare Pins verwandeln können.
Ebenfalls neu ist "Shopify Email", ein E-Mail-Marketing-Tool. Es soll Händlern den Kontakt zu ihren Kunden erleichtern. Das Tool ermöglicht den Versand von E-Mails im eigenen Shop-Design. Vorgefertigte Templates integrieren zudem Logos, Bilder, Produkte oder Preise automatisch, so dass Händler ihre Kunden schnell über Sonderangebote, Liefer- oder Abholoptionen informieren können. Bis Ende Oktober 2020 ist "Shopify Email“ kostenlos nutzbar.