Ausbau der Produktplatte
22.11.2021, 06:02 Uhr
Commercetools kauft Frontend-Plattform Frontastic
Commercetools treibt die Weiterentwicklung von Composable Commerce voran und holt sich die Headless-Frontend-Lösung von Frontastic ins Haus. Weitere Softwarekomponenten werden folgen.
Der Münchner Lösungsanbieter Commercetools will sein Geschäft ausbauen und seine Headless-E-Commerce-Plattform um weitere Produkte ergänzen. Den Anfang macht Commercetools mit der Akquisition des Frontend-Anbieters Frontastic.
Das Start-up bietet seit 2017 eine Headless-Frontend-Lösung an, die über APIs an unterschiedliche IT-Systeme angebunden werden kann. Zu den Frontastic-Kunden gehören Unternehmen wie Flaconi, Chronext, Universal Music und APG & Co.
Die Composable-Frontend-Plattform wird als eigenständiges Produkt weitergeführt und soll auch künftig unabhängig vom dahinterliegenden Shopsystem einsetzbar sein. "Die Grundidee ist, in jedem Fall Backend-agnostisch zu bleiben", betonte Frontastic-Mitgründer Thomas Gottheil, "Ist ein Kunde beispielsweise glücklich mit seinem Shopify-Backend, wünscht sich aber ein anderes Frontend, kann er auch künftig problemlos Shopify mit Frontastic verbinden. Ein Wechsel zu Commercetools ist nicht nötig."
Weitere Investitionen geplant
Commercetools und Frontastic arbeiten bereits seit Jahren als Partner zusammen. Im Zuge der Übernahme ist jetzt nach Angaben von Gottheil ein Betrag in "relevanter zweistelligen Millionen-Euro"-Höhe geflossen. Commercetools hat erst kürzlich eine Finanzierungsrunde in Höhe von 140 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Die vier Frontastic-Gründer - neben CEO Thomas Gottheil sind dies COO Henning Emmrich und die beiden technischen Mitgründer Kore Nordmann (CTO) und Tobias Schlitt - bleiben an Bord. Sie halten künftig Commercetools-Anteile.
Zudem will Commercetools für die kommenden ein bis zwei Jahre einen weiteren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in Frontastic investieren. Das Geld soll zum einen in den Ausbau der Frontend-Plattform und deren Integration zu anderen Backend-Systemen fliessen. Zum anderen sollen die Sales- und Marketing-Aktivitäten ausgebaut werden, um sich international stärker positionieren zu können.
Commercetools habe bereits einen guten internationalen Vertrieb aufgebaut und mache einen grossen Teil seines Geschäfts in den USA. "Diesen Marktzugang wollen wir nutzen, um auch international zu skalieren", so Gottheil. Ausserdem soll das Partnerprogramm aus Agenturen und Dienstleistern erweitert werden.
Commercetools wird zum Multi-Product-Unternehmen
Commercetools ist auf dem Weg sich von einem Singe-Product-Unternehmen zu Multi-Product-Unternehmen zu wandeln. In Zukunft soll Commercetools nicht mehr nur für ein Shopsystem stehen, sondern für eine ganze Sammlung an Commerce-Lösungen. Der Lösungsanbieter wird in der kommenden Zeit weitere Akquisitionen tätigen, um den seine Produktpalette zu erweitern. Diese können, müssen aber nicht zwingend zusammen genutzt werden.
Dahinter steht der Ansatz von Composable Commerce, einer IT-Architektur, die auf Cloud- und API-basierten Bausteinen beruht. "Composable Commerce hilft Händlern, das beste Kundenerlebnis an den Start zu bekommen", betont Gottheil, "die meisten Händler haben nicht die Power, um all das selbst entwickeln zu können, was nötig ist, um bei dem schnell fortschreitenden Professionalisierungsgrad mit Grossen mithalten zu können - schon alleine, weil es an Fachleuten fehlt." Sie müssten daher auf die jeweils besten Speziallösungen zurückgreifen und diese miteinander verbinden.
Dafür kommen vor allem andere Headless-Lösungen infrage wie beispielsweise das Headless-Content-Management-System Contentful oder die Headless-Suche Algolia. Etliche dieser Lösungsanbieter haben sich auch in der MACH-Alliance zusammengeschlossen, die das Wissen und die Verbreitung von Lösungen auf Basis der vier Grundprinzipien Microservice, API, Cloud und Headless fördern möchte.