Kommentar 18.05.2023, 09:00 Uhr

Amazons neue Prioritäten bei den Suchergebnissen pushen deutsche HändlerInnen 

Amazon priorisiert in den Suchergebnissen Produkte, die in der Nähe des Käufers gelagert werden. Gut für die KundInnen, noch besser für deutsche HändlerInnen, denn die ungeliebte Konkurrenz aus Fernost wird so im Ranking abgestraft.
(Quelle: Quelle: RightFramePhotoVideo/Shutterstock.com)
Das Wall-Street-Journal berichtet, dass Amazon in den USA in den Suchergebnissen Produkte bevorzugt, die in der Nähe des Käufers gelagert sind. Das soll Kosten sparen und dem Kunden schneller und zuverlässiger die Lieferung garantieren. Für Amazon ein wichtiger strategischer Schritt, um den Abstand zu Mitbewerbern in den USA auszubauen. Noch wichtiger wird die neue Priorisierung aber für deutsche HändlerInnen, denn die Konkurrenz aus Ausland wird jetzt weniger Produkte mit langen Lieferzeiten verkaufen.

Wieso Amazon neue Priorisierungen in den US-Suchergebnissen eingeführt hat

In den USA sind in der Vergangenheit viele Artikel oft über mehrere Bundesstaaten hinweg geliefert worden. Das kostete Zeit. In den vergangenen Jahren waren US-amerikanische KundInnen noch mit mehreren Tagen Lieferzeit zufrieden, aber mittlerweile wandelt sich das Bild: Business Insider zitiert Amazons VP Transportation Udit Madan und berichtet, dass die Verwendung von Same-Day-Delivery im ersten Quartal 2023 im Vergleich zu vor einem Jahr um 50 Prozent gestiegen sei, wobei sich etwa 26 Millionen Kunden für die schnellste Option entschieden haben. Amazons Daten sollen laut Madan klar zeigen, dass schnellere Lieferungen zu wiederkehrenden Kunden führen: je schneller, desto besser.  

Amazon plant und verteilt in Europa schon seit Jahren Artikel über Regionen  

Das Grundprinzip, das Waren über verschiedene Regionen verteilt und dann in lokalen Logistikzentren zur schnellen Lieferung vorrätig gehalten werden, ist auf den europäischen Amazon-Märkten nichts Besonderes, sondern ein gelebter Standard. Händler liefern etwa FBA-Bestände in einem Logistikzentrum ein und Amazon verteilt nach eigener Logik auf weitere Zentren weiter.
Die Ausgangslage, die in den USA erst mühsam durch die Verdopplung des Logistiknetzwerks geschaffen werden musste, ist hier schon mehr oder weniger vorhanden.  

2 wichtige Erkenntnisse aus der Neupriorisierung der Suchergebnisse 

  1. Wenn lokale Warenbestände bevorzugt in den Suchergebnissen behandelt werden, dann wandern Warenbestände aus anderen Ländern weiter nach unten. Vorteil für die örtlichen HändlerInnen.   Auch wenn das unter Umständen dazu führen wird, dass noch mehr FBA-Warenbestände aus anderen Ländern zu uns verlagert werden, bleibt eine Chance auf einen Heimvorteil erhalten. Denn im Moment werden laut übereinstimmender Händler- und Expertenaussagen in den Suchergebnissen Prime-Artikel, die direkt vom Händler versandt werden, ebenfalls priorisiert. (Aufgrund schnellerer Versandzeiten im Vergleich zu FBA.)

  2. Die Erwartungshaltung der KundInnen zu Lieferzeiten hat sich seit der Pandemie verändert. Galt früher noch "Hauptsache pünktlich und bequem", gilt heute eher "Bitte möglichst schnell, aber wehe es kommt nicht pünktlich und bequem."
Ladies and Gentlemen, we have a winner: Same-Day-Delivery.   
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