Leiter IT der Zürcher Kantonalbank
20.02.2023, 10:37 Uhr
«Cloud ist nur ein kleiner Teil der Changes»
Die Zürcher Kantonalbank ist vor einem Jahr aufgebrochen in die Cloud. Die IT beschäftigt aber noch viel mehr. Die Migration ist nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Changes, sagt IT-Leiter Remo Schmidli im Interview mit der Computerworld.
Remo Schmidli führt seit gut drei Jahren unter anderem die IT der Zürcher Kantonalbank
(Quelle: Samuel Trümpy)
Bemerkenswerte 6000 Changes hat die IT der Zürcher Kantonalbank im vergangenen Jahr umgesetzt. Remo Schmidli ist als Leiter IT, Operations und Real Estate in vielen Fällen froh, wenn die Kunden und die Kollegen im Banking von den Changes nichts mitbekommen. Denn dann laufen die Systeme wie gewünscht sicher und zuverlässig. Bei der Migration in die Cloud ermutigt er seine Kollegen und das Business jedoch, offen zu kommunizieren und innovative Ideen einzubringen. Hier das Interview mit unserer Schwesterpublikation Computerworld.
Computerworld: Die Zürcher Kantonalbank ein Jahr nach dem Cloud-Entscheid – wie lief die Migration?
Remo Schmidli: Die Migration ist noch nicht abgeschlossen und die Reise in die Cloud wird auch in absehbarer Zeit nicht zu Ende gehen.
In den vergangenen zwölf Monaten haben wir weiter daran gearbeitet, die optimalen Voraussetzungen für die Migration in die Cloud zu schaffen. Die Systeme wurden ausgebaut, getestet, weiter modifiziert und nochmal getestet, sodass wir nun auch damit beginnen konnten, mehr Workloads in Richtung der Hyperscaler-Plattform zu verschieben. Alles unter der Prämisse, bei der Sicherheit keinesfalls Abstriche zu machen.
Zu den Voraussetzungen zählten beispielsweise auch die Änderung unserer Allgemeinen Geschäftsbedingungen Anfang des Jahres, damit wir die Cloud-Lösungen überhaupt einsetzen können.
CW: Gab es Widerstände bei den Bankkunden gegen Ihren Cloud-Entscheid?
Schmidli: Wie bei allen Veränderungen gab es auch bei uns Reaktionen. Auf alle Anfragen sind wir umgehend und persönlich eingegangen und haben die Beweggründe und die Fakten erläutert. Meist ging es um den Datenschutz und die Sicherheit, wobei wir, wie erwähnt, keinerlei Kompromisse machen. Das konnten wir den Kunden auch darlegen und ihre Bedenken ausräumen.
CW: Andere Banken wie die UBS kommen schneller voran als geplant bei der Migration. Welche Erfahrungen hat die Zürcher Kantonalbank gemacht?
Schmidli: Wir sind wie geplant unterwegs. Im vergangenen Jahr haben wir viele Erfahrungen gemacht hinsichtlich Sicherheit, Compliance, Provider Management, Risiken und Technologie. In einigen Fällen sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir nun schneller agieren können und mehr Workloads Richtung Cloud verlagern. Insgesamt weichen wir aber nicht von unserer Roadmap ab. Diesen Plan werden wir über die nächsten Jahre erfüllen.
CW: Gab es Anregungen aus dem Business zu den neuen Möglichkeiten der Cloud?
Schmidli: Vor einem Jahr noch war die vorherrschende Meinung vieler Kolleginnen und Kollegen aus dem Business, dass die Cloud ein reines IT-Thema ist. Mittlerweile sehen sie die Cloud als Chance, als Enabler oder sogar als Wettbewerbsvorteil und spielen diese Karte bei ihren Initiativen. Das Business will die Möglichkeiten der Cloud nutzen und auch auf Cloud-Anbieter respektive Lösungen setzen, um das Geschäft voranzubringen. Mich beeindruckt, wie schnell sich das Verständnis für die neue Technologie entwickelt hat – auch ausserhalb der IT.